Watzke mit Klartext: Deutschland leidet am Katar-Syndrom
Bei der Klub-WM in den USA erspielt Borussia Dortmund gewaltige Summen. Doch kaum jemand bemerkt den Lauf, der den Ruhrpottgiganten bis ins Viertelfinale geführt hat. BVB-Boss Watzke kennt den Grund dafür. Aus der Ferne bescheinigt er den Anhängern in Deutschland eine neuartige "Krankheit".
Hans Joachim Watzke hat die skeptische Haltung hierzulande gegenüber der Klub-WM erneut moniert. "In Deutschland haben wir wieder das 'Katar-Syndrom', wo die Stimmung bei den Spielen auch fantastisch war und in Deutschland immer alles ein bisschen kritischer gesehen wird", sagte der Geschäftsführer von Borussia Dortmund bei RTL/ntv: "Aber die Klub-WM wird nicht aufzuhalten sein. Das wird jetzt alle vier Jahre - aber auch wirklich nur alle vier Jahre - sein."
Watzke sagte weiter, dass die Deutschen ihre kritische Haltung aufgeben sollten: "Wir sollten einfach mal über den Tellerrand hinausschauen und vielleicht auch öfter mal ein bisschen lächeln. Das hilft immer. Das ist uns ein bisschen abhandengekommen." Watzke wünschte sich zudem mehr Respekt vor anderen Kontinenten und Nationalverbänden: "Wenn sich auf der ganzen Welt Leute über ein Turnier freuen, dann sollten wir mal überlegen, ob wir uns da nicht vielleicht auch mal anschließen sollten." Die Hitze-Spiele in den USA seien "nicht schön (...). Aber die Menschen wollen das weltweit sehen, und da musst du den ein oder anderen Kompromiss machen."
Die Winter-WM 2022 in Katar, auf die Watzke anspielt, war vorwiegend aufgrund des Ausrichterlandes kritisiert worden. Die kritische Öffentlichkeit hatte unter anderem auf die zahlreichen Menschenrechtsverletzungen in dem Emirat hingewiesen, die hohe Anzahl der toten migrantischen Arbeiter auf den Stadionbaustellen moniert und den Griff nach dem Fußball durch Katar als problematisch empfunden. Zudem war der Streit über eine Kapitänsbinde eskaliert. Im Vorfeld hatte es in Deutschland und auch in anderen europäischen Staaten Boykott-Aufrufe gegeben. Auch die fehlenden Gelegenheiten für Public Viewing aufgrund der Temperaturen hatten 2022 die Akzeptanz des erstmals im Winter ausgetragenen Turniers nicht erhöht.
BVB träumt vom Titel für die Ewigkeit
Auch die Klub-WM 2025 wurde im Vorfeld scharf kritisiert, jedoch bezog sich die Kritik eher auf die Überlastung der Spieler, die hohen Preisgelder für die teilnehmenden Teams und die daraus resultierenden Wettbewerbsverschiebungen in den nationalen Ligen. Hinzu kam der Fakt, dass eben jenes Preisgeld mehr oder weniger direkt aus dem Königreich Saudi-Arabien stammt.
Bei den Anhängern der teilnehmenden Teams aus Deutschland ist zudem eine gewisse Fußball-Müdigkeit in der eigentlichen Sommerpause zu erkennen. Fußballinteressierte Personen und Anhänger anderer Klubs können in diesem Sommer ebenfalls die vergangene Woche beendete U21-Europameisterschaft und aktuell die Europameisterschaft der Frauen in der Schweiz verfolgen.
Seinen BVB sah Watzke im Viertelfinale gegen "Favorit" Real Madrid am Samstag (22 Uhr/DAZN und Sat.1 und im Liveticker auf ntv.de) als "nicht chancenlos". Real-Boss Florentino Pérez "giere" nach dem Titel, aus gutem Grund: "Wenn du dieses Turnier gewinnst, ist das für die Ewigkeit. Das ist die erste Klub-Weltmeisterschaft. (...) Heute weiß jeder, der sich ein bisschen mit Fußball beschäftigt, wer der erste Weltmeister bei der ersten regulären Weltmeisterschaft 1930 war."
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