Die Machtdemonstration des 1. FC Köln gegenüber der Politik
Es ist schwierig, gegen einen populären Fußballverein Politik zu machen – vor allen Dingen, wenn der gerade wieder in die Bundesliga aufgestiegen ist. Am Donnerstag hatte der 1. FC Köln zu einer Demonstration aufgerufen, um einen Antrag, den die Kölner Oberbürgermeisterin Henriette Reker erst kurz zuvor auf die Tagesordnung für die Ratssitzung am gleichen Nachmittag setzen ließ, zu verhindern.
Dem Aufruf wurde Folge geleistet. Um 13.00 Uhr kamen etwa 300 FC-Fans zusammen, um laut ihren Protest kundzutun. „Wir wollen das nicht geschehen lassen und das konnte man nicht leiser und sachlicher kommentieren, sondern man musste einmal sagen: So nicht!“, sagte FC-Geschäftsführer Philipp Türoff. So kam es dann auch nicht. Gut eine Stunde später erklärte tatsächlich ein Sprecher der CDU-Fraktion, dass die Union von ihrem eigenen Antrag zurücktreten werde. Um 17.58 Uhr war dann klar: Der Antrag verfehlte die Mehrheit und war vom Tisch.
Der Vorgang war eine Machtdemonstration, die zeigte, wie groß der Einfluss des Traditionsklubs in der Millionenstadt am Rhein ist. Beim FC war man am Ende des Tages jedenfalls hochzufrieden.
Seit 15 Jahren will der FC modernisieren und erweitern
Worum es bei diesem bemerkenswerten Vorgang ging? Um einen ewig währenden Streit, ob und wie das Geißbockheim, in dem das Verwaltungs- und Trainingszentrum des Vereins untergebracht ist, ausgebaut werden darf oder nicht. Seit 15 Jahren will der FC die hoffnungslos veraltete und viel zu kleine Anlage modernisieren und erweitern.
Das Problem: Das Geißbockheim liegt im Äußeren Grüngürtel, der sich um die Innenstadt schlängelt. Und wenn wie geplant für 35 Millionen Euro ein neues Leistungszentrum, drei neue Trainingsplätze und Parkplätze errichtet werden sollen, müsste zum Teil auch die Gleueler Wiese, die direkt neben der Anlage liegt, in Anspruch genommen werden. Dagegen gibt es jedoch Widerstand. Die Auseinandersetzung beschäftigte sogar Gerichte.
Nun planten die Fraktionen der Grünen, der CDU und VOLT Fakten zu schaffen – mit einem Beschluss, der den Plänen des Vereins wohl endgültig den Riegel vorgeschoben hätte. Die Gleueler Wiese sollte für 30 Jahre an den BUND für Umwelt und Naturschutz verpachtet werden. Und mit den Sorgen und Nöten eines Fußballvereins haben die Umweltschützer relativ wenig am Hut.
„Die Politiker müssen jetzt nicht reden, sondern handeln“
Also marschierten die Fans los. Zunächst zum Theo-Burauen-Platz unmittelbar vor dem Rathaus. Dort allerdings fand schon eine Demonstration der sogenannten „Tunnelgegner“ statt – die sich gegen den Bau eines Stadtbahntunnels in der Innenstadt wehren. Deren Anliegen war mit dem der FC-Anhänger nicht unbedingt kompatibel. „Die Gleueler Wiesen bleiben“, riefen die Umwelt-Aktivisten den Fußballfans zu. Die Polizei musste eingreifen.
Daraufhin zogen die Fans weiter zum Alten Markt. Dort skandierten sie Schlachtrufe und brachten kölsches Liedgut zur Darbietung – mit Erfolg: CDU-Fraktionschef Bernd Petelkau eilte aus dem Rathaus zu den Anhängern und versicherte: „Wir werden keinerlei Vereinbarung im Rat beschließen, die die Gleueler Wiese blockiert.“
Eckhard Sauren und Carsten Wettich, die beiden Vorstände des 1. FC Köln, die zu dem Protest aufgerufen hatten, bedankten sich anschließend bei den Fans – und forderten, dass jetzt endlich auch die Genehmigungen für den Ausbau des Geißbockheims erteilt werden. „Jetzt müssen Taten folgen. Wir haben ein Modell ausgearbeitet, das liegt der Stadtverwaltung vor“, sagte Sauren: „Die Politiker müssen jetzt nicht reden, sondern handeln.“ Im Sinne des 1. FC Köln, versteht sich.
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