Gauff muss nach 75 Minuten fassungslos die Tasche packen
Tennis-Superstar Coco Gauff will in Berlin Selbstvertrauen für Wimbledon sammeln - und fliegt böse auf die Nase. Eine Blitzpleite gegen die Nummer 49 der Welt lässt die Amerikanerin ungläubig zurück. Ehrengast Mike Tyson ebenfalls. Doch Gauff schindet dennoch Eindruck - dank ihrer Trump-Aussagen.
Immer wieder reißt Coco Gauff frustriert die Arme nach oben. Schüttelt den Kopf. Blickt ungläubig in ihre Box. Denn beim Rasenturnier in Berlin läuft für die Nummer zwei der Tenniswelt überhaupt nichts zusammen. Eine Vorhand nach der anderen landet im Netz oder die US-Amerikanerin haut den Ball ins Aus. Dazu kommen sieben Doppelfehler. Am Ende muss die 21-jährige Ausnahmespielerin nach 75 Minuten schon wieder ihre Koffer packen, gleich ihr erstes Spiel in der Hauptstadt verliert sie 3:6, 3:6 gegen Xinyu Wang aus China.
"Das war ein harter Tag heute", sagt Gauff nach dem Match. "Ich wusste, dass es schwierig werden würde, weil ich noch nicht auf Rasen gespielt habe in diesem Jahr. Sie [Wang; d. Red.] hat sehr gut aufgeschlagen und ihre Vorhand toll getroffen. In den Drucksituationen hat sie sich einfach besser als ich auf dem Rasen bewegt."
Gauff war mit ordentlichen Vorschusslorbeeren nach Berlin gereist. Sie galt nach ihrem beeindruckenden Sieg vor nicht einmal zwei Wochen im French-Open-Finale gegen die Weltranglistenerste Aryna Sabalenka als Favoritin bei den Berlin Tennis Open. Obwohl ihr der grüne Untergrund eigentlich nicht so liegt.
Selbstbewusstsein auf Rasen tanken im Steffi-Graf-Stadion, wo Gauff auf etlichen Plakaten als Aushängeschild des Turniers angepriesen wird, das war der Plan. Und dann eingespielt nach London reisen, um bei Wimbledon nach dem nächsten Grand-Slam-Titel zu greifen. Bei dem größten Tennisturnier der Welt hat sie es bisher nie weiter geschafft als ins Achtelfinale. Das soll sich nun ändern, es soll das Jahr der Coco Gauff werden.
Ungläubige Blicke in den Berliner Abendhimmel
Doch nun hagelt es den peinlichen Patzer im Achtelfinale gegen Wang, im ersten Spiel nach dem French-Open-Sieg, denn in der ersten Runde hatte Gauff ein Freilos. Woran es lag? Nach dem Triumph war sie erst einmal nach Florida gejettet, um dort in ihrem Zuhause und mit ihrem Freund ein paar Tage abzuschalten. Etliche Interviews musste sie trotzdem geben. Erst Anfang der Woche traf sie in Berlin ein, hatte anders als Wang, die in Berlin durch die Qualifikation musste, keinerlei Spielpraxis auf Rasen sammeln können. "Ich bin supermotiviert und will versuchen, hier zu gewinnen", sagte sie auf ihrer Pressekonferenz am Mittwoch.
Gegen die Nummer 49 der Welt findet Gauff dann nie ihre Form, bringt nur 41 Prozent ihrer ersten Aufschläge ins Feld. Ganze elf Breakpunkte erarbeitet sich Wang gegen sie, die US-Amerikanerin hat im gesamten Spiel lediglich einen.
Zunächst bewahrt die 21-jährige Kontenance, wie man es von der stets hoch fokussierten Spielerin gewohnt ist. Doch je mehr leichte Fehler sich in ihre Partie einschleichen, umso genervter wird sie. Im zweiten Satz führt sie früh mit einem Break - nur um kurz darauf wieder den eigenen Aufschlag zu verlieren und in Rückstand zu geraten. Fassungslos blickt sie zunächst in den Berliner Abendhimmel und dann in ihre Box. Kurz darauf muss sich schon ihre Tasche packen und das kurze Berlin-Abenteuer beenden.
Gegen Trump, mit Mike Tyson
Die Sympathien fliegen Gauff, die als 15-Jährige bereits 2019 zum Superstar avancierte, dennoch weiter zu. Weltweit. Denn es gibt wenige Sportstars, die so offen, laut und deutlich Stellung beziehen bei unbequemen Themen. Die sich für Gerechtigkeit und Gleichheit einsetzen. So sprach sich Gauff, die aus einer Familie mit Bürgerrechtlertradition stammt, in ihrer Karriere etwa gegen Polizei- und Waffengewalt und für härtere Waffengesetze in den USA aus. Und zuletzt gegen den US-Präsidenten Donald Trump.
Zwar nannte Gauff nicht den Namen des Republikaners, dennoch war ihre Widmung nach dem Sieg nach den French Open ein lauter Protest gegen Trump, dessen Ego das gar nicht geschmeckt haben dürfte. "Es bedeutet mir sehr viel, ein Repräsentant von Menschen in Amerika zu sein, die so aussehen wie ich und sich in dieser Zeit vielleicht nicht so unterstützt fühlen", sagte Gauff mit Blick auf die Unruhen in Los Angeles und die Versuche der US-Regierung, Diversität in den Vereinigten Staaten den Krieg zu erklären. Weil Trump Gauff in den Sozialen Medien natürlich nicht zum Erfolg in Paris gratulierte, übernahm das Barack Obama.
In Berlin fügte Gauff am Mittwoch hinzu: "Ich will auf der richtigen Seite der Geschichte stehen." Sportlich hat das bei der schnellen Pleite gegen Wang nicht geklappt. Einen prägenden Eindruck hat Gauff dennoch hinterlassen - auch bei einem Ehrengast. Der ehemalige Box-Weltmeister "Iron" Mike Tyson mischt sich bei ihrem Spiel unters Publikum, verschlingt ein Eis und muss dann ebenso fassungslos wie die meisten Zuschauer seinen Platz nach nur 75 Minuten schon wieder räumen.
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