Deutschlands Motto bei der U21-EM – 22 Freunde sollt ihr sein
Zu den wichtigsten Daten eines Fußballspiels zählen für gewöhnlich Torschützen und Vorlagengeber. Statistikfreaks haben auch noch Spaß daran, über den schnellsten Spieler der Partie informiert zu werden, die Anzahl der Großchancen nachzulesen und den Faktor der erwartbaren Treffer zu erfahren. All das aber geriet nach dem jüngsten Auftritt der deutschen U21-Nationalmannschaft bei der Europameisterschaft in der Slowakei kurzzeitig in den Hintergrund. Es war ein anderer Wert, der die Fachwelt ins Erstaunen versetzte: die Anzahl der neuen Spieler in der Startformation – elf.
Bundestrainer Antonio Di Salvo hatte vor dem abschließenden Gruppenspiel gegen England zur Totalrotation gegriffen und seine zuvor erprobte Startelf komplett umgeworfen. In einer Partie, in der es immerhin noch um den Staffelsieg ging. Und weil mit der runderneuerten Mannschaft dann sogar ein 2:1 gelang, zählen Di Salvos Mannen vor dem Viertelfinalspiel am Sonntag (21 Uhr, Sat.1) gegen Italien nun zu den absoluten Favoriten auf den Titelgewinn beim kontinentalen Kräftemessen. Wer über ein derart großes Reservoir an Talenten verfügt, kann selbstredend auch den Coup schaffen.
Inmitten einer Diskussion um die wahre Stärke des deutschen Fußball-Nachwuchses kommen dem Verband die Auftritte in der Slowakei überaus gelegen. Denn die U21 schrieb bereits vor den K.o.-Duellen Geschichte. Ohne Punktverlust zog kein anderer Viertelfinalist in die nächste Runde ein, zudem ist der deutsche Nachwuchs seit zwei Jahren unbezwungen. Die letzte Niederlage gab es bei der Europameisterschaft 2023 gegen England.
Selbst Manuel Neuer (2009), Serge Gnabry (2017) und Florian Wirtz (2021) hatten bei ihren EM-Triumphen mit der U21 nicht eine derart perfekte Vorrunde gespielt wie die aktuelle Generation der Hochbegabten. „Wir sind eine tolle Truppe. Und jetzt gilt es, daran anzuknüpfen und weiterzumachen“, forderte Di Salvo.
Überflieger Woltemade
Unter dem inoffiziellen Motto „22 Freunde sollt ihr sein“ müssen sich der Trainer und seine Spieler nun gegen das Land beweisen, aus dem Di Salvos Eltern stammen. „Ein Viertelfinalspiel gegen Italien ist natürlich etwas Besonderes für mich. Ich habe italienische Wurzeln. Meine Eltern sind ja irgendwann mal in den 70er-Jahren nach Deutschland ausgewandert“, sagte der Coach. „Ich trage, darauf bin ich sehr stolz, die deutsche und italienische Kultur in mir. Ich empfinde es als ein Privileg für mich, dass ich viele Dinge vereinen kann. Und deswegen freue ich mich logischerweise auf das Spiel“, erklärte der 46-Jährige.
Auch Stürmer Nicolo Tresoldi, der gerade für sechs Millionen Euro von Hannover 96 zum belgischen Meisterschaftszweiten FC Brügge wechselte, besitzt italienische Wurzeln. Im bisherigen Turnierverlauf gelangen Tresoldi ein Tor und eine Vorlage. Der Stürmer wurde aber deutlich von seinem Angriffskollegen in den Schatten gestellt. Nick Woltemade setzt nach seinem ablösefreien Wechsel von Bremen nach Stuttgart im Sommer 2024 seine Wahnsinnssaison fort und kommt bei der EM auf vier Treffer sowie zwei Assist. Und das in nur zwei absolvierten Turnierspielen.
Dass der 1,98 Meter große Schlaks nun weitgehend ausgeruht in das Viertelfinalduell mit Italien gehen kann, ist angesichts der Belastungen ein großer Vorteil. Vor rund zwei Wochen erst hat Woltemade im A-Nationalteam debütiert, insgesamt steht er bislang bei 44 Pflichtspielen in dieser Saison. Für einen, der zuvor bei Werder nur die Rolle eines Edelreservisten innehatte und dessen großes Talent komplett unentdeckt blieb, ist dies eine große Kraftanstrengung. „Nick“, sagte Bundestrainer Di Salvo schon während der Vorrunde, „hat es verdient, so im Fokus zu stehen.“
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