Zeigen ARD und ZDF die Fußball-WM? Geheimniskrämerei um die TV-Rechte
Am Anfang ging es ganz flott. Kaum hatte die Telekom voller Stolz den umfangreichen Kauf von Medien-Rechten für vier Fußball-Weltmeisterschaften verkündet, gab es noch am Ort der Präsentation ein Treffen mit Vertretern von ARD und ZDF. Die öffentlich-rechtlichen Sender haben es aus gutem Grund eilig. Sie interessieren sich beim Telekom-TV-Paket vor allem für die Männer-WM, die schon im kommenden Jahr gespielt wird.
Seit dieser schnellen Zusammenkunft in Berlin vor knapp vier Wochen gab es nach Informationen der dpa jedoch kein weiteres Treffen der Beteiligten. Dabei drängt die Zeit. Denn in nicht einmal einem Jahr haben bereits alle 48 WM-Mannschaften mindestens ein Vorrunden-Spiel absolviert. Und ein Turnier mit 16 Austragungsorten in drei Ländern Nordamerikas (USA; Mexiko, Kanada) erfordert eine präzise Vorbereitung.
Das wichtige World Broadcaster Meeting für die WM-Sender aus aller Welt haben ARD und ZDF zwangsweise verpasst. Aus Deutschland war in Dallas die Firma Thinxpool vertreten. Der TV-Dienstleister aus den bayrischen Holzkirchen produziert seit vielen Jahren im Auftrag der Telekom das Sportprogramm für ihr Bezahlangebot MagentaTV. Auf dem sollen im kommenden Jahr alle 104 Partien des WM-Turniers laufen.
Es wird aber auch Übertragungen ohne zusätzliche Bezahlung geben. Das ist zur Freude der Fußballfans sicher. Es werde „eine große Anzahl von Spielen an einen frei empfangbaren Fernsehsender mit bundesweiter Reichweite sublizenziert“ werden, heißt es dazu bei der Fifa.
ARD und ZDF äußern sich nicht zum aktuellen Stand
Wie viel eine große Anzahl ist, bleibt allerdings offen. Weder der Fußball-Weltverband noch die Telekom wollten sich dazu äußern. Dabei wüssten die Fußballfans sicher gerne, ob im kommenden Sommer mehr als die im Medienstaatsvertrag zugesicherten WM-Partien sind. Auch ARD und ZDF äußern sich nicht zum aktuellen Stand.
Das Gesetzeswerk legt in Paragraf 13 unter anderem fest, dass bei einer Fußball-WM „alle Spiele mit deutscher Beteiligung sowie unabhängig von einer deutschen Beteiligung das Eröffnungsspiel, die Halbfinalspiele und das Endspiel“ in einem frei empfangbaren und allgemein zugänglichen Fernsehprogramm laufen müssen. Eine kleine Einschränkung gibt es noch mit Blick auf 2026: Die deutsche Mannschaft ist noch gar nicht qualifiziert.
ARD und ZDF hatten schon sehr frühzeitig ihr Interesse an der WM 2026 bekundet, wurden mit ihren Vorstellungen von der Fifa jedoch nicht berücksichtigt. Der zweite Anlauf führt nun über Sublizenzen, was sich grundsätzlich mit den Plänen der Telekom deckt. „Natürlich sind wir ein Wirtschaftsunternehmen und werden auch eine Refinanzierung anstreben“, sagte Wolfgang Metze, Geschäftsführer Privatkunden.
ProSiebenSat.1 war zuletzt sehr aktiv
Das Telekommunikationsunternehmen hat inzwischen nicht nur mit den beiden öffentlich-rechtlichen Sender gesprochen. Denn die Telekom könnte die Refinanzierung auch durch den teilweisen Weiterkauf an Privatsender erreichen. Aufgrund der Größenordnung kommen RTL und ProSiebenSat.1 infrage.
„Wir schauen uns alle interessanten Rechte an“, heißt es bei der RTL-Gruppe. Sie war bereits bei der EM 2024 dabei, übernahm für die Telekom die Produktion in ihren Studios in Köln und übertrug selbst zwölf Spiele auf ihrem Hauptsender.
Die Konkurrenz von ProSiebenSat.1 war zuletzt auf dem Rechtemarkt sehr aktiv und kaufte überraschend das Free-TV-Paket für die Handball-Weltmeisterschaften. Und sie ist „an allem interessiert, wo der Adler auf der Brust ist“, wie Sportchef Gernot Bauer es zuletzt ausdrückte.
ARD und ZDF haben bei den Verhandlungen mit der Telekom einen Vorteil gegenüber den Konkurrenten. Sie haben bereits Medien-Rechte für die EM 2028 erworben und könnten neben Millionen-Überweisungen auch ein Tauschgeschäft anbieten.
Wer zeigt die Frauen-WM im Free-TV?
Vorbild wäre der umfangreiche und komplizierte Vertrag, nachdem die Telekom sich zunächst die EM 2024 gesichert und anschließend Sublizenzen an die öffentlich-rechtlichen Sender verkauft hatte – diese waren unter anderem mit Rechten für zwei WM-Turniere verrechnet worden.
Die Männer-WM 2026 hat für die öffentlich-rechtlichen Sender derzeit Priorität, parallel sind jedoch noch andere interessante Rechte auf dem Markt. Die Fifa bietet derzeit 30 Spiele der Frauen-WM 2027 für „frei empfangbare Fernsehsender mit landesweiter Ausstrahlung“ an.
Auch die Frauen könnten nach den Quoten-Erfolgen der jüngsten Zeit für RTL und ProSiebenSat.1 interessant sein. Die Telekom hat bei ihrem großen TV-Coup, zu dem auch zwei U20-Turniere gehören, lediglich das Pay-TV-Paket für die Frauen-WM erworben.
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