Die FIFA positioniert sich konsequent und mit starken Slogans gegen Rassismus und Diskriminierung - nur bei ihrem eigenen Turnier verzichtet sie dieser Tage darauf. Über die Gründe muss man spekulieren, sie lassen sich aber zumindest erahnen.

Die FIFA lässt derzeit in den USA erstmals im ganz großen Rahmen den Klub-Weltmeister ausspielen. Und es scheint, als wolle der mächtige Verband das Spektakel nicht unnötig "belasten". Wie das Portal "The Athletic" unter Berufung auf Quellen innerhalb des Weltverbandes berichtet, werden in den zwölf Stadien während des Turniers keine Botschaften ausgespielt, die sich ausdrücklich gegen Rassismus oder Diskriminierung richten. Zwar seien in den Monaten vor dem Turnier Werbematerialien für die "No Racism"- und "No Discrimination"-Kampagnen der FIFA entstanden, zum Einsatz kamen diese aber während der ersten Tage des Mega-Turniers mit 32 Teams aber weder in den Arenen, noch auf den Social-Media-Kanälen des Verbandes.

Der BBC sagte Piara Powar, geschäftsführender Direktor von FARE (Football Against Racism in Europe): "Es ist enttäuschend, dass es während der Klub-WM offenbar keine Anti-Diskriminierungsbotschaften geben wird. In der Vergangenheit wurden solche Botschaften von Fans, Spielern und der Zivilgesellschaft gut aufgenommen. Es sei "mehr als schade, dass die Botschaft der Inklusion nicht in die Welt hinausgetragen werden kann und dass diejenigen von uns, die in diesem Bereich tätig sind, nicht informiert wurden. Wir wissen, dass die US-Regierung sprunghaft und dass Pragmatismus ein Faktor ist, aber die Vermittlung von konsistenten und progressiven Werten durch die FIFA ist so wichtig."

US-Präsident Donald Trump hatte nach seiner Amtsübernahme im Januar die Bundesbehörden aufgefordert, ihre Programme für Vielfalt, Gleichberechtigung und Eingliederung (DEI) zu beenden. Viele Unternehmen und Institutionen ziehen derzeit in vorauseilendem Gehorsam nach. Auch im Sport schwindet der Widerstand gegen Trumps autoritäres Gebaren. Die NFL, die größte Sportliga der Welt, verzichtete beim Super Bowl im Februar erstmals seit 2021 darauf, die Botschaft "End Racism" am Ende der Endzonen zu platzieren. Zuvor hatte Trump aus der NFL, von Spielern und Teams immer wieder Gegenwind erhalten, vor allem der Umgang mit den Spielern um den einstigen Star-Quarterback Colin Kaepernick, die bei der Hymne vor den Spielen auf die Knie gingen, sorgte für Proteste.

Ob der Verzicht der FIFA auf die eigenen Botschaften vor diesem Hintergrund zu verstehen ist? Zu den Gründen, warum auf den Einsatz von Transparenten und Durchsagen bisher verzichtet wurde und ob das politische Klima in den USA einen Einfluss auf die Entscheidung gehabt habe, äußerte sich die FIFA nicht konkret. Stattdessen verwies ein Sprecher auf die aktuelle Kampagne "Football unites the World", "die wichtigste globale Kampagne der FIFA, die vor und während der Spiele in allen Stadien der FIFA Klub-Weltmeisterschaft sowie auf den sozialen Plattformen der FIFA zu sehen ist."

"Strikte Null-Toleranz-Haltung"

Die FIFA habe "eine strikte Null-Toleranz-Haltung gegenüber allen Formen von Diskriminierung und Rassismus. Diese Verpflichtung wurde kürzlich durch die einstimmige Annahme des überarbeiteten Disziplinarreglements durch den FIFA-Rat bekräftigt, das neue Maßnahmen zur Bekämpfung von rassistischem Missbrauch einführt - einschließlich erhöhter Mindestsperren für rassistische Vorfälle und verschärfter Geldstrafen, wie dem 75. FIFA-Kongress im Mai 2025 in Asuncion mitgeteilt wurde." Das dreistufige Antidiskriminierungsverfahren – ein Protokoll, das darauf abzielt, diskriminierendem Verhalten entgegenzuwirken und darauf zu reagieren, indem Schiedsrichter befugt werden, bei solchen Vorfällen unter Fans oder Teilnehmern eskalierende Maßnahmen zu ergreifen – ist ebenfalls Teil des neuen FIFA-Disziplinarreglements und gilt auch bei der Klub-Weltmeisterschaft.

Im Mai hatte Infantino politische Entscheidungsträger und Gesetzgeber weltweit aufgefordert, sich der FIFA im Kampf gegen Rassismus und Diskriminierung anzuschließen und Täter zu bestrafen, da die FIFA den Kampf nicht allein gewinnen könne. Man rufe "die Fußballwelt dazu auf, Maßnahmen [gegen Rassismus] zu ergreifen, aufzuklären, das Bewusstsein zu schärfen und, wenn nötig, zu bestrafen", sagte Infantino. "Rassismus und Diskriminierung sind nicht nur falsch, sie sind ein Verbrechen."

Beim laufenden Turnier sind die einzigen sichtbaren gesellschaftlichen Botschaften der unspezifische Slogan "Football unites the World" (Fußball verbindet die Welt), der auf den Armbinden der Spielführer zu sehen ist, und eine Tanz-Cam in Zusammenarbeit mit der Weltgesundheitsorganisation (WHO), die den Slogan "Be Active" enthält. Die Partnerschaft mit der Weltgesundheitsorganisation hat für die FIFA weiter Bestand - obwohl Trump per Dekret den Ausstieg der USA aus der WHO verkündete. "Weitere Maßnahmen zur Stärkung der Anti-Diskriminierungs-Haltung der FIFA werden zu gegebener Zeit umgesetzt, darunter die Ernennung eines FIFA-Spielerpanels, das einen weiteren Beitrag zur Mission der FIFA leisten wird", heißt es vom Verband.

Bei der Frauen-WM im vergangenen Jahr, dem bis zur Eröffnung der Klub-WM letzten Großturnier, ließ die FIFA die Kapitäninnen noch Botschaften in den Stadien präsentieren: "Unite for Inclusion" und "Unite for Indigenous Peoples", "Unite for Gender Equality", "Unite for Peace", "Unite for Education for All", "Unite for Zero Hunger", "Unite for Ending Violence Against Women" und "Football is Joy, Peace, Love, Hope & Passion" war zu lesen. Auch 2022 bei der höchst umstrittenen Männer-WM in Katar hatte die FIFA in den Stadien gefordert: "No discrimination" - auch wenn das Bekenntnis um das Getöse um die verbotenen "One Love"-Kapitänsbinden übertönt wurde.

"CBP in voller Montur"

Trumps Vize-Präsident JD Vance hatte im Vorfeld des Turniers eine scharfe Rhetorik gegenüber Fans aus aller Welt angeschlagen: Ausländische Besucher seien zwar willkommen. Sie müssten nach dem Turnier aber wieder abreisen. "Ich weiß, dass wir Besucher aus fast 100 Ländern haben werden. Wir wollen, dass sie kommen. Wir wollen, dass sie feiern. Wir wollen, dass sie sich die Spiele ansehen", sagte Vance: "Aber wenn die Zeit um ist, müssen sie nach Hause fahren." Ansonsten müssen sie, die Besucher, "mit Noem sprechen". Kristi Noem ist die Ministerin für Heimatschutz und für ihren knallharten Kurs in der Migrationspolitik bekannt.

Vor dem Turnierstart hatte die US-Zoll- und Grenzschutzbehörde (CBP) einen - inzwischen gelöschten - X-Post abgesetzt und angekündigt: "Lasst die Spiele beginnen! Die ersten Spiele der FIFA Klub-Weltmeisterschaft beginnen am 14. Juni in Miami", hieß es in dem Beitrag auf X: "Die CBP wird in voller Montur bereit sein, die erste Runde der Spiele zu sichern."

FIFA-Präsident Gianni Infantino und US-Präsident Donald Trump hatten vor dem Turnier demonstrativ immer wieder den Schulterschluss geübt, Infantino nahm schon an der Amtseinführung Trumps teil. Jüngst ließ Trump den Fußball-Funktionär sogar auf seiner Nahost-Reise Teil seines Trosses sein - und Infantino sorgte dadurch für einen Eklat bei der FIFA-Vollversammlung.

Die USA und die Trump-Regierung sind für die FIFA ungeheuer wichtige Partner, nach der Klub-WM wird auch die Weltmeisterschaft im kommenden Jahr in Nordamerika stattfinden. Während seiner ersten Amtszeit hatte sich Trump maßgeblich für eine Vergabe des Turniers in die USA eingesetzt - und dabei vehement gegen das eigentlich eherne Gesetz der FIFA verstoßen, die sich die Einmischung der Politik in ihre Prozesse verbittet.

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