Der FC Bayern glänzt, Infantinos Klub-WM aber krampft
Der Ball rollt bei der Klub-WM. Die ersten Eindrücke sind bescheiden. Viele leere Sitze, torlose Remis und ein Schützenfest des FC Bayern gegen ein Team aus Lehrern, Studenten und Immobilien-Maklern. Das soll der "goldene Sommer" sein?
Thomas Müller war ein viel gefragter Mann am Sonntagnachmittag in Cincinnati. Erst schoss er auf seiner letzten Dienstreise im Trikot des FC Bayern zwei Treffer beim 10:0-Sieg des deutschen Rekordmeisters zum Auftakt der FIFA-Klub-WM gegen den Auckland City FC. Dann posierte der 35-Jährige in den Katakomben des TQL Stadium für Fotos - und zwar mit den Spielern des Gegners.
Aucklands Akteure sind Amateure, für sie war das Duell gegen die Bayern das größte Highlight ihrer Karriere. Und anschließend noch ein Selfie mit Müller, dem Weltmeister von 2014, der Bayern-Legende - was ein Erlebnis für die Studenten, Lehrer und Immobilienverkäufer aus Neuseeland. Er habe gar nicht so viele Trikots gehabt, um alle Nachfragen des Gegners erfüllen zu können, meinte Müller.
Ein Auftakt wie in der ersten DFB-Pokalrunde
Wie der Sieg sportlich einzuordnen sei? Natürlich werde "nicht jedes Spiel auf europäischem Spitzenniveau stattfinden", betonte der Routinier. Dennoch sei das Turnier "eine interessante Veranstaltung" für den Verein. Bayern-Sportvorstand Max Eberl verglich die Partie mit einem Spiel in der ersten DFB-Pokalrunde gegen einen unterklassigen Verein. Die Parallele war treffend - und entlarvend zugleich. Denn diese erstmals mit 32 Teams über einen Zeitraum von vier Wochen ausgetragene WM ist das Prestige-Event von FIFA-Boss Gianni Infantino. Seit Wochen laufen im US-Fernsehen Werbeblöcke, in denen von einem "goldenen Sommer" die Rede ist.
Infantino hatte das Turnier kürzlich bei einem Besuch im Weißen Haus dem fußballfremden US-Präsidenten Donald Trump mit Worten wie "die besten Spieler von den besten Teams" angepriesen. "Millionen von Fans", würden kommen, so der Schweizer. Er sieht die WM als "Urknall" und will das Turnier zum "Begehrtesten" des Klub-Fußballs machen.
Doch der Auftakt war alles andere als golden, eher blechern. Zunächst hatte die FIFA erhebliche Probleme, das Stadion in Miami für das Eröffnungsmatch am Samstagabend einigermaßen zu füllen. Und das, obwohl Lionel Messi mit Inter Miami gegen Al Ahly aus Ägypten spielte. 60.927 Fans sollen laut FIFA letztlich in die knapp 65.000 Zuschauern Platz bietende Arena gekommen sein. Doch es gab unübersehbar zahlreiche leere Sitze.
Der Todfeind des US-Sportfans: torlose Unentschieden
Sportlich war die Partie weit weg von einem Fußball-Fest. Noch schlimmer: Sie endete 0:0. Wenn Amerikaner eines nicht mögen im Sport, sind es Unentschieden. Was sie allerdings noch weniger mögen, als Unentschieden sind torlose Unentschieden. Und davon gab es in den ersten vier Spielen bereits zwei. Denn auch im Duell zwischen dem FC Porto und Palmeiras am Sonntag fielen keine Treffer.
Zwischen den Partien lag eben das 10:0-Schützenfest der Bayern gegen Auckland. Heißt: Bei dieser Klub-WM sind nun vier Begegnungen gespielt, und nur lediglich eine hatte die angekündigten Versprechungen eingehalten. Das Spiel zwischen Champions-League-Sieger Paris Saint-Germain und Atletico Madrid im berühmten Rose Bowl von Pasadena war gut anzuschauen, vor allem, weil PSG von 80.619 Fans den Schwung vom jüngsten Triumph in der europäischen Königsklasse mit nach Kalifornien genommen hatte.
"Aufgeblähte Klub-WM"
In den kommenden Tagen werden andere Schwergewichte wie der FC Chelsea, Real Madrid, Manchester City, aber auch die argentinischen Traditionsvereine Boca Juniors und River Plate aus Buenos Aires ihre Auftaktspiele bestreiten. Am Dienstag steigt Borussia Dortmund gegen Fluminense ins Turnier ein. Es bleibe abzuwarten, "wo genau die aufgeblähte, umgestaltete Klub-WM in der Fußball-Galaxis anzusiedeln" sei, hieß es bei "The Athletic". Das "Sports Business Journal" schrieb von einem Turnier, das die FIFA "gewaltig hochgejubelt" habe.
Und wenn sich dann aber der gewünschte Erfolg nicht einstellt, hilft der Fußball-Weltverband eben ein bisschen nach. Die offizielle Zuschauerzahl des Bayern-Spiels gegen Auckland wurde mit 21.152 angegeben. Doch jeder, der im Stadion war, konnte sehen, dass die Arena mit einer angegebenen Kapazität von 26.400 Plätzen zu Spielbeginn maximal zur Hälfte gefüllt war. Und selbst im zweiten Spielabschnitt waren Tausende der blauen und orangefarbenen Sitze immer noch leer.
Jede Menge Sport-Optionen zur Klub-WM
Was sagt es über diese WM aus, wenn eines der kleinsten Stadien bei einem Auftritt des international bekannten FC Bayern nicht ausverkauft ist? Wie soll das erst werden, wenn zum Beispiel der FC Porto im riesigen Metlife Stadium (Kapazität: 82.000) in New Jersey gegen Al Ahly spielt, oder Red Bull Salzburg gegen Al-Hilal aus Saudi-Arabien im Audi Field (20.000) in Washington D.C.? Und ob Dortmund gegen Mamelodi Sundows aus Südafrika und Südkoreas Ulsan HD jeweils das TQL Stadium in Cincinnati füllen kann, nachdem selbst Müller, Manuel Neuer, Joshua Kimmich und Harry Kane dies nicht geschafft hatten? Noch dazu an einem Sonntag?
Nun muss dazu gesagt werden, dass die Klub-WM derzeit nicht das einzige sportliche Großereignis in den USA ist. Ja sie ist nicht einmal das einzige Fußball-Turnier. Am Samstag begann der Gold Cup. Das ist die Kontinental-Meisterschaft von Nord- und Zentralamerika, sowie der Karibik. Also kurzum: die EM des CONCACAF-Verbandes.
Spannende Finalserien in NBA und NHL
In den Basketball- und Eishockey-Profiligen NBA und NHL geht es derzeit um die Meisterschaft. In dieser Woche werden die Champions ermittelt. Am Dienstagabend könnten die Florida Panthers bei einem Sieg im sechsten Spiel der Finalserie gegen Leon Draisaitl und die Edmonton Oilers ihren Vorjahrestitel verteidigen. Bei einem Erfolg von Draisaitl und Co. gäbe es am Freitag in Kanada ein alles entscheidendes siebtes Match.
Ähnlich spannend ist es in der NBA. Nach vier Spielen steht des zwischen den Oklahoma City Thunder mit dem deutschen Center Isaiah Hartenstein und den Indiana Pacers 2:2. Zudem läuft die Saison in der Major League Baseball. Es gibt also kein Sommerloch, das unbedingt gefüllt werden müsste - weder für Soccer-Fans noch generell Sport-Interessierte.
Und ob es wirklich, wie von Infantino beworben "die besten Spieler von den besten Vereinen" sind, die da bei dieser Klub-WM auf dem Rasen stehen? Müssen es unbedingt 32 Mannschaften sein? Wäre Qualität statt Quantität nicht vielleicht besser? Nach Turnierende, sagt Bayerns Sportvorstand Max Eberl, könne man "hinreichend" über den "Modus und die Anzahl der Vereine" reden. Vielleicht werden Klubs wie Auckland City schon bald ersetzt, durch andere Schwergewichte. Der FC Liverpool und der FC Barcelona beispielsweise sind nicht dabei. Die SSC Neapel fehlt ebenso. Diese drei sind die amtierenden Meister Englands, Spaniens und Italiens.
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