Deutschland träumt vom WM-Titel im Darts - und das zu Hause
Martin Schindler und Ricardo Pietreczko wollen den deutschen Darts-Fans eine Art Mini-Sommermärchen bescheren. Vor der Team-Weltmeisterschaft in Frankfurt spricht Schindler offen vom Titel - großer Favorit ist aber das "Dreamteam" aus England.
In der Eissporthalle Frankfurt können die deutschen Dartprofis einiges gerade rücken: Wenn Martin Schindler und Ricardo Pietrezko bei der Team-WM heute Abend gegen Portugal antreten (ab ca. 22 Uhr live bei DAZN), darf nicht schon wieder eine portugiesische Mannschaft gegen die deutschen Gastgeber gewinnen. Der 2:1-Sieg von Portugals Fußballern gegen Deutschland am vergangenen Mittwoch in der Nations League soll kein Vorbote für das deutsche Darts-Doppel sein.
Laufen die Dinge normal ab, ist es das auch nicht. Im Dartsport sehen die Kräfteverhältnisse zwischen Deutschland und Portugal anders aus. Auf der einen Seite das an Position sieben gesetzte deutsche Doppel. Mit Teamleader Martin Schindler, dem mit inzwischen vier Titeln auf der PDC-Profitour erfolgreichsten deutschen Dartspieler. Mit Ricardo Pietreczko, der nach seinem kometenhaften Aufstieg im Jahr 2023 inzwischen wieder fast die alte starke Form hat und Gabriel Clemens an der Seite von Schindler ablöst.
Auf der anderen Seite der krasse Außenseiter Portugal. José de Sousa, ehemaliger Major-Gewinner auf dem PDC-Circuit, vor wenigen Jahren noch einer der besten Spieler der Welt. Jetzt allerdings ist der 51-Jährige nur noch ein Schatten vergangener Tage. Anführen muss er sein Team trotzdem, denn sein Partner Bruno Nascimento hat noch nie vor TV-Kameras und noch auf einer so großen Bühne wie in Frankfurt gespielt.
Nach Fußball-Maßstäben ist das somit eher die Partie Deutschland gegen Nordmazedonien. Eine Niederlage (wie die der DFB-Elf im März 2021) wäre keine Weltsensation, im Normalfall aber sollte es einen souveränen Sieg geben. "Wir müssen mit 100 Prozent in jede Begegnung gehen. Wir dürfen niemanden unterschätzen", machte Schindler im Darts-Podcast "Checkout" von Sport1 deutlich.
"Das Turnier hat seine eigenen Gesetze"
Das gilt auch für das zweite Gruppenspiel gegen Singapur am Freitag. Hier kommt es zum großen Generationen-Duell. Singapur wird wie immer von Paul Lim vertreten. 71 Jahre alt, aber das hält den "Singapore Slinger" nicht von Höchstleistungen ab. Erst Ende vergangenen Jahres spielte sich Lim sensationell ins Finale der Weltmeisterschaft des Amateur-Verbands WDF. Zusammen mit Phuey Wei Tan, einem 35-jährigen Immobilienmakler, will Lim Deutschland ein Schnippchen schlagen.
Kommen Schindler und Pietreczko durch die Gruppenphase, geht es am Samstag im Achtelfinale weiter. Die Partien werden frei ausgelost. "Das Turnier hat seine eigenen Gesetze", sagte Schindler deshalb bei "Checkout".
Und auch vor dem haushohen Turnierfavoriten England hat der Weltranglisten-18. keine Angst. Vielmehr glaubt der in Rodgau bei Frankfurt wohnhafte Familienvater an die eigene Chance: "Wenn wir das treffen, was wir wollen, haben wir durchaus eine Chance, das gesamte Turnier zu gewinnen", so Schindler im Podcast.
Luke Littler erstmals dabei
England geht erstmals mit dem "Dreamteam" der nächsten Jahre an den Start. Weltmeister Luke Littler feiert sein Debüt bei der Team-Weltmeisterschaft, an seiner Seite der Weltranglistenerste Luke Humphries. "Niemand ist wirklich unschlagbar. Natürlich muss man die Leistung der beiden respektieren - wenn wir beim World Cup oben stehen, ist das gestern und das morgen egal", so Schindler zur Deutschen Presse-Agentur. "Es sind auch nur Menschen. Wenn sie diese Fehler machen, werden wir auch eine Chance haben."
Die Entscheidung beim World Cup in Frankfurt fällt am Wochenende. Dann steigen auch die vier topgesetzten Nationen England, Wales, Schottland und Nordirland ins Turnier ein. Das Quartett muss die Vorrunde nicht absolvieren. Die zwölf Gruppensieger gesellen sich ab dem Achtelfinale dazu und spielen im K.-o.-System den Team-Weltmeister aus.
Nicht mit dabei sein wird Michael van Gerwen. Der dreifache Weltmeister hatte schon vor längerer Zeit angekündigt, den World Cup sausen zu lassen. Zuletzt machte der Niederländer Schlagzeilen, als er die Trennung von seiner Frau Daphne in den sozialen Netzwerken öffentlich machte. Seitdem hat "MvG" überhaupt kein Turnier mehr gespielt.
"Ein Mega-Turnier, aber ..."
Der World Cup of Darts, wie die Team-WM genannt wird, ist zu einem XXL-Event mit 40 Nationen angewachsen. Deutschland war aber als einzige größere Darts-Nation noch nie im Finale. "Mir macht das Turnier sehr viel Freude. Der World Cup gibt jedes Mal einen ganz anderen Kick an Adrenalin. Es passieren so tolle und geile Situationen. Es ist ein Mega-Turnier", schwärmt Schindler, der an der Seite von Gabriel Clemens 2023 im Halbfinale stand.
Der Modus ist besonders. Die Team-WM ist das einzige Doppel-Turnier im Jahr. Laut Schindler könnte man aus dem Turnier aber noch viel mehr herausholen. "Ich denke, man könnte es definitiv besser vermarkten. Da ist noch Luft nach oben. Ein Teamwettbewerb ist für viele spannender als Einzelsport", sagte Schindler.
Immer wieder ist von größeren Aufgeboten, einem anderen Modus und einem längeren Turnier die Rede. Auch Nationalhymnen, die bei anderen Weltmeisterschaften üblich sind, werden bislang in dem an Events orientierten Geschäft nicht gespielt. Stattdessen banale Stimmungsmusik beim Einlauf der Spieler.
Den Zuschauern in der Eissporthalle im Frankfurter Osten wird es vermutlich egal sein. Sie werden das Turnier so oder so zu einem Mini-Sommermärchen machen - und hoffen, dass das deutsche Darts-Nationalteam anders als die Fußballer bis zum Schluss um den Titel mitspielen.
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