DFB-Elf muss Kroatien und mögliche Hammer-Gruppe fürchten
Nach der verkorksten Nations-League-Endrunde zittert Deutschland um eine gute Ausgangslage für die Auslosung zur WM 2026. Die DFB-Elf rutscht in der Live-Weltrangliste auf Platz zwölf ab, hat aber trotzdem weiter gute Chancen auf einen Platz im ersten Lostopf.
Die deutsche Fußball-Nationalmannschaft ist Protagonist in einem Fußball-Krimi. Und hierum geht's: um die Auslosung zur Endrunde der Weltmeisterschaft 2026 in den USA, Kanada und Mexiko. In den Hauptrollen: Die Nationalteams von Italien, Kroatien, Marokko und eben Deutschland. In der prominentesten Nebenrolle: Wunderstürmer Erling Haaland und die goldene Fußball-Generation von Norwegen.
Zunächst ein Rückblick: Der spannende Teil des Fußball-Auslosungs-Krimis beginnt am Mittwoch vergangener Woche. Deutschland unterliegt im Halbfinale der Nations League Portugal mit 1:2 und büßt damit wertvolle Punkte in der Fifa-Weltrangliste ein. Das Klassement entscheidet Ende des Jahres über die Verteilung der 48 WM-Teilnehmer in vier Lostöpfe für die Endrunden-Auslosung.
Die drei Gastgeber USA, Kanada und Mexiko sind sicher als Gruppenköpfe gesetzt. Neun Plätze in Lostopf 1 sind noch frei. Die besten neun Nationalteams in der Weltrangliste - Stand November - werden die Plätze einnehmen. Deutschland ist als Zehnter in die Nations-League-Finalrunde gegangen - und verpasst durch die Niederlage gegen Portugal einen Sprung nach vorne.
- Weltrangliste nach Deutschlands Niederlage gegen Portugal: 9. Italien, 10. Deutschland, 11. Kroatien, 12. Marokko
Zwei Tage später macht Deutschland aber dennoch einen Platz gut. Norwegen leistet Schützenhilfe, demontiert Italien in der WM-Quali mit 3:0. Für die "Squadra Azzurra" rückt das direkte Ticket für die Endrunde damit schon nach dem ersten Qualifikationsspiel in weite Ferne. Italien drohen zum dritten Mal in Folge die Playoffs - 2018 (gegen Schweden) und 2022 (gegen Nordmazedonien) scheiterte die Fußball-Großmacht.
- Weltrangliste nach Norwegens Sieg gegen Italien: 9. Deutschland, 10. Italien, 11. Kroatien, 12. Marokko
Plötzlich hinter Kroatien und Marokko
In der Live-Weltrangliste ist Deutschland Neunter, als die Elf von Bundestrainer Julian Nagelsmann am Sonntag das Spiel um drei Platz in der Nations League gegen Frankreich bestreitet. Die 0:2-Niederlage hat schließlich einen Absturz im Klassement zufolge. Deutschland rutscht wieder hinter Italien. Und es kommt noch dicker: Auch Kroatien und Marokko springen an Deutschland vorbei. Das DFB-Team ist nur noch Weltranglisten-Zwölfter.
- Weltrangliste nach Deutschlands Niederlage gegen Frankreich: 9. Italien, 10. Kroatien, 11. Marokko, 12. Deutschland
Deutschlands Konkurrenten können am heutigen Montagabend ihren Vorsprung sogar noch leicht ausbauen. Italien dürfte einen Pflichtsieg gegen Moldau einfahren, Marokko steht im Testspiel gegen Benin vor keiner allzu hohen Hürde. Einzig Kroatien hat es im WM-Quali-Spiel gegen Tschechien mit einem stärkeren Gegner zu tun. Dafür wäre ein Sieg aber auch vergleichsweise wertvoll. Die "Feurigen" würden vorbei an Italien auf Platz 9 springen - und damit provisorisch in Lostopf 1.
Für die Berechnung der Weltrangliste gilt - vereinfacht gesagt - folgendes Prinzip: Je stärker der Gegner, desto mehr Punkte gibt es für einen Sieg, aber desto weniger Punkte werden im Falle einer Niederlage abgezogen. Außerdem wichtig: Quali-Spiele bringen mehr Punkte als Freundschaftsspiele, Endrunden-Partien mehr als Quali-Spiele. Beispiel: Gewinnt Italien heute Abend gegen Moldau, erhält die "Squadra Azzurra" nur 1,77 Punkte. Im Falle einer sensationellen Niederlage würde Italien aber 23,23 und bei einem Unentschieden immer noch 10,73 Punkte einbüßen.
Aus deutscher Sicht: Norwegen muss vor Italien bleiben
In Lostopf 1 landen bei der Endrunden-Auslosung jedoch nur die Mannschaften, die sich auf direktem Wege (nicht über Playoffs) für die WM 2026 qualifizieren. Genau das könnte für Italien zum großen Problem werden und Deutschland trotz der verkorksten Nations-League-Finalrunde doch noch in Lostopf 1 retten.
Das Szenario geht so: Italien wird in seiner Quali-Gruppe hinter Norwegen nur Zweiter. In diesem Fall müsste der vierfache Weltmeister über den Playoff-Umweg das WM-Ticket buchen. Dass die Italiener es noch direkt nach Nordamerika schaffen, ist inzwischen sehr unrealistisch. Deutschland müsste somit "nur" noch Marokko, den WM-Vierten von 2022, und Kroatien in der Weltrangliste hinter sich lassen, um sich in die beste Ausgangslage für die Auslosung zu bringen. Voraussetzung ist natürlich, dass die DFB-Elf ihre Quali-Gruppe gegen die Slowakei, Nordirland und Luxemburg als Erster abschließt - und möglichst alle sechs Partien gewinnt.
Meistert Deutschland den Sechserpack erfolgreich, landen Florian Wirtz, Jamal Musiala, Joshua Kimmich & Co. nach Berechnungen von ntv.de in der Weltrangliste zur WM-Auslosung bei etwa 1728 Punkten. Viel mehr ist wegen der vergleichsweise schwachen Gegner nicht mehr drin.
Deutschlands Hauptgegner im Lostopf-Krimi ist Kroatien
Marokko dürfte Deutschland in diesem Szenario nicht gefährlich werden. Die "Atlaslöwen" bestreiten neben dem heutigen Testspiel gegen Benin nur noch vier Quali-Spiele gegen kleine Gegner. Zwei Quali-Duelle mit Eritrea finden nicht statt, weil Eritrea von der WM-Quali ausgeschlossen wurde. Die Marokkaner können die freien Spieltermine nur zu Testzwecken nutzen. In den Freundschaftsspielen kann der WM-Vierte von 2022 aber wegen der geringeren Bedeutung der Spiele kaum noch ausreichend Punkte gut machen.
Deshalb sollte der DFB den Fokus nach Kroatien richten - und heute Tschechien die Daumen drücken. In Osijek treffen die beiden Nationen am Abend im Topspiel ihrer Quali-Gruppe aufeinander. Gewinnt Kroatien die Partie, hätte der Vize-Weltmeister von 2018 den Grundstein für Lostopf 1 gesetzt. Es bräuchte allerdings - sofern Deutschland alle Quali-Spiele gewinnt - ebenfalls eine makellose Serie. In diesem Szenario kann Kroatien nach ntv.de-Berechnungen mit etwa 1729 Punkten in der Weltrangliste rechnen - damit läge die Elf von Trainer Zlatko Dalic einen Punkt vor Deutschland. Derlei geringe Abstände sind aber nicht seriös zu prognostizieren. Am Ende könnte die Nachkommastelle über Lostopf 1 und 2 entscheiden.
Klar ist: Wenn sich Kroatien und Deutschland in ihren jeweiligen Quali-Gruppen schadlos halten und Norwegen gegenüber Italien nicht einbricht, kommt es im Herbst zum Herzschlagfinale um Lostopf 1 - mit den Protagonisten Kroatien und Deutschland im Fernduell.
Hammer-Gruppe mit Argentinien und Italien möglich
So sähen die Lostöpfe aus, wenn jetzt WM-Auslosung wäre und sich in den Quali-Gruppen die Favoriten durchsetzen (gefettet = schon sicher qualifiziert):
- Topf 1: Mexiko, Kanada, USA, Argentinien, Spanien, Frankreich, England, Brasilien, Portugal, Niederlande, Belgien, Kroatien
- Topf 2: Marokko, Deutschland, Kolumbien, Uruguay, Japan, Schweiz, Senegal, Iran, Dänemark, Österreich, Südkorea, Ecuador
- Topf 3: Australien, Panama, Ägypten, Norwegen, Algerien, Paraguay, Elfenbeinküste, Tunesien, Katar, Kamerun, Costa Rica, Südafrika
- Topf 4: Usbekistan, Saudi-Arabien, Jordanien, Jamaika, Ghana, Neuseeland, 4x Europa-Play-off-Sieger, 2x Interkontinental-Playoff-Sieger
Deutschland droht in diesem Szenario eine echte Hammer-Gruppe. Ein Duell gegen mindestens eine der Top-Nationen schon in der Vorrunde wäre sehr wahrscheinlich, so wie 2022 gegen Spanien. Es könnte aber auch beispielsweise in die Mexiko-Gruppe A gehen. Das ist wegen der Höhenluft in den Spielorten Mexiko-Stadt und Guadalajara kein Wunschszenario für den DFB. "Mexiko hat natürlich einen effektiven Heimvorteil, wenn man sich die klimatischen Bedingungen dort anschaut", bestätigte Sportgeschäftsführer Andreas Rettig im RTL/ntv-Interview bereits im März den Gedanken. "Es würde uns organisatorisch und logistisch enorm helfen, Mexiko im ersten Schritt aus dem Weg zu gehen."
Aber auch eine Gruppe mit Titelverteidiger Argentinien aus Topf 1 und einem möglichen Playoff-Sieger Italien aus Topf 4 dürfte beim DFB nicht auf Gegenliebe stoßen. Es wäre vielmehr die härteste WM-Gruppe aller Zeiten für die deutsche Nationalmannschaft.
Die zwei Niederlagen in der Nations-League-Endrunde machen die Hammer-Gruppe für Deutschland wahrscheinlicher. Aber noch ist der Krimi um Lostopf 1 nicht beendet - und das DFB-Team hat weiter alle Chancen, den besten Mannschaften in der Vorrunde aus dem Weg zu gehen. Der Blick sollte sich vor allem nach Kroatien richten.
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