„Weniger quatschen, mehr tun“ – Baumann versucht einen Kulturwandel auf Schalke
An seinem ersten offiziellen Arbeitstag begab sich Frank Baumann zunächst noch einmal auf einen Rundgang durch die Arena. Ein Fototermin jagte den anderen, dann wurde der neue Sportvorstand des FC Schalke 04, dessen Dienst formell an diesem Sonntag begann, der Öffentlichkeit vorgestellt. Dabei machte der frühere Geschäftsführer seinem neuen Arbeitgeber und seinen immer noch zahlreichen Fans zunächst einmal ein Kompliment. „Die Aufgabe ist sehr, sehr reizvoll“, sagte er. Schalke sei ein „besonderer Klub mit einer besonderen Fankultur, mit Wucht und Größe“.
Das habe ihn dazu bewogen, sich der Herausforderung zu stellen. Dass seine Tätigkeit als Sportvorstand genau dies auch sein werde, darüber gibt er sich keinen Illusionen hin. Schließlich habe er ja mitbekommen, wie die Stimmung im königsblauen Lager ist. Hinter dem Traditionsverein liegen zwei triste Jahre in der zweiten Liga. Gegen Ende der vergangenen Saison brach der Frust in selbst für Schalker Verhältnisse ungekannter Heftigkeit aus den Fans heraus. Sie verabschiedeten die Mannschaft mit Hohn und Spott in die Sommerpause.
„Wenn man auf Schalke unterschreibt, weiß man, dass es auch mal lauter zugeht, dass es im Umfeld gewisse Störungen gibt“, erklärte Baumann. Deshalb werde er auch eines nicht tun: versprechen, dass der Klub schnell in die erste Liga zurückkehren werde. „Nach zwei Jahren Abstiegskampf in der zweiten Liga wäre es vermessen, von irgendwelchen großen Zielen zu sprechen“, sagte er. Es gelte „demütig uns realistisch zu sein“.
Baumann bereits länger eingebunden
Baumann kommt nicht unvorbereitet. Bereits Ende November habe es erste Gespräche mit Schalkes Aufsichtsratschef Axel Hefer gegeben – damals sogar mit der Absicht, Baumann bereits zu Beginn 2025 zu bekommen. Dies sei aber aus privaten Gründen für den ehemaligen Nationalspieler nicht möglich gewesen. Dennoch war er schon seit der Bekanntgabe seiner Verpflichtung Anfang April planerisch eingebunden. So sei es auch zu erklären, dass bereits am Samstag, also einen Tag vor dem offiziellen Dienstbeginn des 49-Jährigen, mit Miron Muslic ein neuer Cheftrainer bekannt gegeben werden konnte.
„Es geht um Fach- und Führungskompetenz“, begründete Baumann die Entscheidung für Muslic, der in Deutschland weitgehend unbekannt ist. Der 42-jährige Österreicher bosnischer Abstammung, der aus einem laufenden Vertrag mit dem englischen Klub Plymouth Argyle herausgekauft werden musste, stehe für den Fußball, der Baumann zukünftig auch für Schalke vorschwebt. „Wir wollen den Gegner immer stressen, mit einer Mannschaft, die Fußball arbeitet und mutig nach vorne spielt“, so Baumann. Diesen Stil habe Muslic sowohl in Plymouth, wo er den Abstieg in die dritte englische Liga allerdings nicht verhindern konnte, als auch zuvor beim belgischen Erstligisten Cercle Brügge spielen lassen.
Um eine ähnliche Spielweise auf Schalke zu implementieren, bedarf es allerdings massiver Umbauarbeiten am Kader. In der vergangenen Saison, die Schalke auf dem 14. Tabellenplatz abschloss, haperte es vor allem an der Balance zwischen Defensive und Offensive. Spielte die Mannschaft offensiv, taten sich riesige Lücken in der Abwehr auf, wo viele Spieler vor allem ein Schnelligkeitsdefizit hatten. Seit Wochen wird deshalb ein radikaler Umbruch gefordert.
Die Krise auch als „Chance, Dinge zu verändern“
Baumann kann diesbezüglich bedingt Hoffnungen machen. „XXL-Umbruch ist ein Begriff, den ich nicht benutzen würde, aber man kann schon sagen, dass die Mannschaft ein anderes Gesicht bekommt“, sagte er – ohne jedoch zu erwähnen, wie er es schaffen will, dies in die Tat umzusetzen. Schalke hat unverändert finanzielle Probleme.
Klar ist: Um in Ablösesummen und Gehälter zu investieren, müssen zunächst Spieler verkauft werden. In dem derzeit 35 Profis umfassenden Kader gibt es allerdings nur wenige, für die nennenswerte Ablösen erzielt werden könnten. Hinter den Kulissen wird an den möglichen Verkäufen von Stürmer Moussa Sylla und Rechtsverteidiger Taylan Bulut gearbeitet.
Baumann ist sich der Schwierigkeiten bewusst. Gleichzeitig aber sieht er die Krise auch als „Chance, Dinge zu verändern“. Dazu brauche es „einen klaren Plan und klare Ideen, die dann konsequent umgesetzt“ werden müssten. Es gehöre allerdings auch eine Mannschaft auf dem Platz und in der Geschäftsstelle dazu, die an einem Strang zieht. Die Devise sei, so Baumann: „weniger quatschen, mehr tun“.
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