Ein Youngster macht Paris St. Germain verrückt: Désiré Doué ist der Mann, der dem Klub endlich den ersehnten Titel in der Champions League bringt. In München, wo er vergangenen Sommer beinahe gelandet wäre, glänzt er vor den Augen von Uli Hoeneß.

Kurz bevor das Spektakel von München abgepfiffen wurde, fingen die TV-Kameras Uli Hoeneß ein. Der große Mann des FC Bayern saß auf der Tribüne neben seinem ewigen Weggefährten Karl-Heinz Rummenigge. Die beiden Alphatiere plauderten. Worüber, das weiß man nicht. Vielleicht über das Transferdebakel um Florian Wirtz? Vielleicht über das erstaunliche Paris St. Germain, das Inter Mailand im Finale der Champions League beim 5:0 in Stücke riss? Vielleicht auch nur über Désiré Doué, den 19 Jahre alten Matchwinner?

Der doch eigentlich hätte für den FC Bayern spielen sollen. Ebenso wie der FC Bayern dem eigenen Verständnis nach an diesem Abend hätte mitmachen müssen, im erneuten "Finale dahoam". Doch dieser schöne Traum war schon vor ein paar Wochen zerplatzt. Die Münchner waren im Viertelfinale an Inter Mailand zerschellt. Und wer die beiden Duelle gesehen hatte und noch dazu die eine Runde später zwischen den Italienern und dem FC Barcelona, der glaubte, den kommenden Champion Europas gesehen zu haben. Wie abgezockt war diese Mannschaft noch im April gewesen und wie chancenlos nun an diesem 31. Mai?

"Das sollten wir sein, das sollten wir sein"

Ja, vielleicht sprachen Hoeneß und Rummenigge an diesem ganz bitteren Abend für den Rekordmeister darüber. Alphonso Davies, der Linksverteidiger der Münchner, tat das jedenfalls. Er verfolgte das Spiel in der Arena und ließ die Welt, wie eigentlich immer, via Social-Media an seinen Gefühlen teilhaben. "Das sollten wir sein, das sollten wir sein", sagte er. Die Münchner hätten sich mit ihrer eigenen Geschichte versöhnen wollen. Vor 13 Jahren waren sie in der eigenen Arena im Finale gescheitert, auf dramatische Weise am FC Chelsea.

Was hätte das Déjà-vu für große Geschichten parat gehabt. Das letzte große Spiel von Legende Thomas Müller als Fußballer des FC Bayern etwa (die noch ausstehende Klub-WM mal ausgespart). Oder die internationale Krönung von Superstürmer Harry Kane. Die Geschichten sind längst alle erzählt, ohne Happy End. Das gab es dagegen für PSG. Seit über einem Jahrzehnt versucht der Klub mit aberwitzigen Summen aus Katar endlich Europas Champion zu werden. Und ausgerechnet zu einer Zeit, als all die Megastars um Neymar, Lionel Messi oder Kylian Mbappé fort sind, klappt es. Mit einer hungrigen Supertalente-Truppe.

Das größte Juwel: Doué. Im vergangenen Sommer verließ er Stade Rennes, die große Fußballwelt hatte ihm die Türen geöffnet. Er musste sich nur für eine entscheiden. Lange stand er vor der des FC Bayern, ehe er doch noch umswitchte und sich für PSG entschied. Stade Rennes hatte schon ganz früh das ganz große Talent erkannt und für ihn mit der eigenen Philosophie gebrochen. Eigentlich verpflichtet der Klub erst Spieler ab einem Alter von neun Jahren. Doué kam als Fünfjähriger. Und ist nun als 19-Jähriger für immer ein Held.

Doué und Olise, was wäre das geworden?

In den Geschichtsbüchern der Pariser wird er eigene Kapitel bekommen. Er hat die Sehnsucht gestillt. Mit zwei Toren und einer Vorlage. Er war neben seinem genialen Teamkollegen Vitinha der beste Mann an diesem Abend. Doué tut die Dinge, die in Erinnerung bleiben. Vitinha, tut alles dafür, um diese Momente zu erschaffen. Wie vor dem 1:0, als er einen simplen Sensationspass auf Doué spielte, der direkt weiterleitete zu Achraf Hakimi. Doué ist schnell, trickreich, abschlussstark - und nicht egoistisch. Eine herausragende Kombination.

Ja, diesen Doué, den hätten sie in München gerne gesehen. Was wäre das geworden? Er auf der einen Seite, Michael Olise, der Spieler der Saison, auf der anderen Seite. Das hätte donnernde "Robbery" Vibes gehabt, aber was nicht ist, das ist eben nicht. Und die Gala des 19-Jährigen kratzte an diesem Abend an einer Wunde des FC Bayern, die noch nicht verheilt ist. Gerade erst hatte sie den Kampf um das deutsche Supertalent Florian Wirtz verloren. Der Leverkusener hatte ihn trotz intensivster Bemühungen und Geheimtreffen abgesagt.

Uli Hoeneß, die treibende Kraft auf der Transferjagd nach dem Bayer-Star, und Karl-Heinz Rummenigge sollen vom "Hocker gefallen sein", als sie von Wirtz' Absage hörten. Sie waren sich so sicher, dass er kommen würde, dass er ihnen magische Nächte an der Seite von Jamal Musiala bescheren könnte. Doch Wirtz zieht es sehr wahrscheinlich zum FC Liverpool. Wieder hatte ein Riese doch noch die besseren Argumente gefunden, um dem FC Bayern ein Juwel wegzuschnappen. Danach war eine Debatte losgebrochen, wie viel Anziehung die Münchner noch haben. Vorstandschef Jan-Christian Dreesen war sehr bemüht, die Kraft des Klubs stark zu reden. Dass nicht jeder Spieler komme, sei eine branchenübliche Sache.

Die dritte große Enttäuschung

Dass die Münchner aber nun abermals leer ausgingen, tut trotzdem weh. Im vergangenen Sommer verloren sie dem Vernehmen nach ja auch noch das Werben um Xavi Simons, der überraschend bei RB Leipzig blieb und dort eine schlimme Saison erlebte. Wie es bei den Sachsen weitergeht, das weiß niemand. Erstmal muss die Trainerfrage geklärt werden. Cesc Fàbregas soll es offenbar werden, doch dessen Klub Como 1907 will ihn nicht hergeben. Xavi Simons soll derweil weiter beim FC Bayern Thema sein - als Ersatz für Wirtz.

Wer ganz sicher kein Thema mehr ist: Doué. Der ist spätestens seit diesem Abend nicht mehr zu finanzieren und von Paris St. Germain sowie nicht mehr loszueisen. Ob er mit diesem Spiel wirklich einen jahrelangen Zweikampf mit Lamine Yamal, dem Fußball-Weltwunder des FC Barcelona, um die Krone des Fußballs ausgerufen hat? Ob die Welt eine neue "Messaldo"-Ära bevorsteht? Doué hat zumindest den Teppich für eine Weltkarriere selbst ausgerollt. Er ist der erste Spieler, der in einem Endspiel der Königsklasse an drei Toren direkt beteiligt war.

Mit einem nicht zu bändigenden Lächeln und der Auszeichnung für den Spieler des Spiels sprach in der Nacht über die großen Momente von München. "Ich kann das nicht in Worte fassen. Es ist etwas Magisches", sagte Doué. "Wir haben Geschichte des Klubs, des französischen und auch des europäischen Fußballs geschrieben." Viele Spieler des Teams müssten sich noch steigern, sagte er, "und ich gehöre dazu". Die Nacht in der Allianz Arena hat die Grenzen für Doué verschoben. Er ist nun kein Talent mehr, er ist ein Riese, ein Held. Auch dank Luis Enrique. "Es ist nicht einfach, junge Spieler in so einen großen Verein wie Paris zu integrieren", sagte der Trainer, der sich große Worte von seinem Juwel anhören durfte: "Taktisch und mental ist er ein wirklich guter Trainer, unglaublich. Und auch als Mensch. Es ist eine Freude, mit ihm zu arbeiten."

Für den Ballon d'Or kommt Doué aber (noch) nicht infrage. Sagt Luis Enrique. Für die Wahl als weltbesten Spieler würde er jemand anderen empfehlen: das gereifte Ex-Enfant-terrible Ousmane Dembélé. "Ausschließlich wegen der Art und Weise, wie er heute verteidigt hat. Das ist ein großes Zeichen von Leaderfähigkeiten", sagte Enrique. Vielleicht sprachen Hoeneß und Rummenigge ja auch genau darüber?

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