Von 75 bis 5642 Meter – Fünf Berge mit Wow-Faktor
1. Weisshorn, 4506 Meter: Die anspruchsvolle Tour
Auf Schwarz-Weiß-Fotografien ist das Weisshorn besonders imposant. Denn wie eine ebenmäßige Pyramide mit drei sternförmig auseinanderstrebenden Graten überragt der 4506 Meter hohe Berg die Walliser Alpen – und wirkt von unten noch viel höher, weil er weitgehend frei steht. So bietet sich von Randa aus – das Dorf liegt ein paar Kilometer vor Zermatt entfernt –, ein unverstellter Blick auf die weiße Nordostflanke des zweithöchsten Schweizer Binnenberges.
Der Höhenunterschied vom Talgrund bis zum Gipfel ist so groß, dass man auch mit weit zurückgelegten Kopf kaum den höchsten Punkt ausmachen kann. Wer den Aufstieg von unten bis oben ohne Aufstiegshilfen angeht, muss 3000 Höhenmeter bewältigen. Damit ist die Weisshorn-Besteigung eine der anspruchsvollsten Hochtouren im Alpenraum.
Der leichteste Aufstieg, den auch die Erstbesteiger 1861 nahmen, führt über den Ostgrat, 1895 erfolgte die Erstbesteigung über den anspruchsvollen Südgrat, die Überschreitung des Nordgrats 1898. Mit dem Schalijoch-Biwak, der Cabane d‘Arpitetta, der Weisshornhütte (2932 m), der Cabane de Tracuit und der Turtmannhütte(2519 m) ist das Weisshorn für Bergkletterer hervorragend erschlossen.
Und wer es in sechs bis sieben Stunden zum nur tischgroßen Gipfel und dem dort aufragenden Metallkreuz geschafft hat, wird mit einem fantastischen Panorama belohnt auf die Mischabelkette, die Gipfelwelt rund um Zermatt und Dent Blanche – die Riesen der Schweiz sind zum Greifen nah.
2. Mulhacén, 3479 Meter: Mit optionalem Meerbad
Der Mulhacén ist die höchste Erhebung zwischen den europäischen Alpen und dem nordafrikanischen Atlasgebirge. Das scheint schon den Mauren bewusst gewesen zu sein, deren letzter Anführer Abu l-Hasan Ali (spanisch Muley Hacén) darauf bestand, genau dort bestattet zu werden.
Seit dem 15. Jahrhundert trägt der 3479 Meter hohe Berg in der Sierra Nevada in Spanien den Namen des muslimischen Emirs. Sein Grab wurde zwar niemals gefunden. Doch für den Wahrheitsgehalt der Sage spricht, dass das sanfte Relief des Berges den Aufstieg leicht macht. „Diese Tour auf den höchsten Berg Europas außerhalb der Alpen stellt eine für den alpinistischen Normalverbraucher machbare Unterbrechung des Strandurlaubs dar“, heißt es auf Websites outdooractives.com.
Bevor die Sierra Nevada 1999 als Nationalpark ausgewiesen wurde, war es möglich, mit Privatfahrzeugen bis fast zum Gipfel des Mulhacén zu fahren, lediglich die letzten 400 Höhenmeter mussten erlaufen werden. Jetzt ist spätestens am Parkplatz Hoya del Portillo auf 2150 Meter Schluss. Zum Gipfel sind dann noch rund 14 Kilometer und 1330 Höhenmeter zu bewältigen.
Alternativ können Bergwanderer auch einen Shuttle-Bus nutzen, der sie vom höchstgelegenen Ort Capileira bis auf 2700 Meter Höhe bringt. Gut 700 Höhenmeter sind dann noch zu überwinden – so kann man vormittags im Mittelmeer baden und nachmittags auf dem Dach der Iberischen Halbinsel relaxen.
3. Vatikanischer Hügel, 75 Meter: Der ohne Gipfelkreuz
Meist kommt er in der europäischen Gipfelstatistik nicht vor: der Vatikanische Hügel (lateinisch mons Vaticanus, italienisch colle Vaticano). Vielleicht, weil er mit 75 Metern kein „richtiger“ Berg ist und weil ihn kein Gipfelkreuz ziert? Letzteres ist tatsächlich ungewöhnlich, denn der Vatikanische Hügel ist immerhin die höchste Erhebung des katholischen Kirchenstaates.
Unter Kaiser Nero erlitt der Überlieferung nach dort der Apostel Petrus den Märtyrertod. Doch das Gedenken an den Heiligen konzentriert sich allein auf den Petersdom, der über seinem Grab errichtet wurde; der Ort von Petrus‘ Kreuzigung ist hingegen weder markiert noch wird er sonderlich verehrt. Bei Führungen durch die Vatikanischen Gärten erzählen die Guides erst auf Nachfrage die Geschichte des Ortes.
Seiner Ruhe wegen gehörte die bewaldete Anhöhe, um die sich ein gepflasterter Pfad mit vielen Steinbänken zieht, zu den Lieblingsplätzen von Papst Benedikt XVI. Er hatte seine letzten Lebensjahre nach dem Rücktritt vom Papstamt ein Kloster in den Vatikanischen Gärten bewohnt und regelmäßig den Hügel erklommen.
4. Elbrus, 5642 Meter: Von Massen bestiegen
Als „idiotischen Gipfel“ bezeichnete Adolf Hitler den Elbrus. Der höchste Berg des Kaukasus war im August 1942 von deutschen Gebirgsjägern besetzt worden. Doch weil der Diktator den „idiotischen Ehrgeiz“ der Gipfelbezwinger missbilligte, die in dieser Zeit besser hätten kämpfen sollen, wurde der Gipfel schließlich doch nicht in „Adolf-Hitler-Spitze“ umbenannt.
Heute auf russischem Territorium liegend, zieht die Elbrus-Region jährlich 1,5 Millionen Urlauber allein aus dem Riesenreich an. Von denen versuchen jährlich bis zu 12.000 Menschen, Russlands höchsten Berg zu besteigen – respektive ihn zu befahren. Denn bis auf eine Höhe von 3455 Meter können Gipfelaspiranten die Seilbahn nehmen, dann auf Pistenraupen umsteigen und sich zu den Pastuchov-Felsen fahren lassen, die zwischen 4700 und 5100 Metern liegen.
Von dort ist der Westgipfel – er überragt den kleineren Ostgipfel um 21 Meter – in einem sieben- bis achtstündigen Aufstieg erreichbar. Mit einem Schwierigkeitsgrad von 1B (Russland) oder I-II (international) ist der Elbrus einer der leichtesten Seven-Summit-Gipfel, wo in den 1960er-Jahren sogar Massenbesteigungen mit mehreren Hundert Teilnehmern stattfanden.
Damals förderte die Sowjetunion mit dem Bau von Ski- und Sesselliften, Zugangsstraßen und Hotels massiv den Tourismus im Nordkaukasus. Und das tut auch die Russische Förderation, zu deren Territorium die Elbrusregion seit 1992 gehört. Ziel ist es, den Elbrus mit Milliardeninvestitionen zu einem Wintersportgebiet auf internationalem Niveau aufzurüsten.
5. Matterhorn, 4478 Meter: Symbol der Alten Welt
Mit seiner ikonischen Silhouette ist das Matterhorn der bekannteste Alpengipfel. Mittig auf der Staatsgrenze stehend, gehört er geografisch zur Schweiz und zu Italien. Außerhalb Europas, vor allem in Amerika und Asien, gilt er als Symbol für die gesamte Alte Welt, inklusive Hüttenromantik und Allgegenwärtigkeit auf diversen Alpen-Souvenirs.
Tatsächlich ist der Charakterberg alles andere als heimelig; lange galt er als unbezwingbar. Erst nachdem alle anderen Viertausender in den Alpen bestiegen waren, gelang 1865 die Erstbesteigung. Schon sie forderte vier Todesopfer; in den Jahrzehnten danach bis heute starben mehr als 600 Menschen beim Versuch, den Gipfel in 4478 Meter Höhe zu erreichen.
Ein Aufstieg gilt übrigens erst als gelungen, wenn der Heilige Bernhard, Schutzpatron aller Matterhorn-Bergsteiger, erreicht ist. Die Bronzestatue steht direkt unterhalb des Schweizer Gipfels, während das Gipfelkreuz wenige Meter entfernt auf einem Grat thront, der schon zur italienischen Bergseite gehört.
Dort, im Aostatal, heißt das Matterhorn Gran Becca (Großer Gipfel) und kann vom Ort Breuil-Cervinia aus über den Löwengrat bestiegen werden. Dieser Weg ist – bedingt durch eine begrenzte Bettenzahl in der Abruzzi-Hütte und im Carel-Biwak, die auf 2802 und 3830 Meter liegen – weniger stark begangen als der Hörnligrat-Weg auf Schweizer Seite. Dieser gilt als Normalroute, wobei die meisten Gipfelaspiranten in der Hörnlihütte auf 3260 Meter starten.
In der Hochsaison, Mitte Juli bis Mitte September, machen sich täglich bis zu 130 Bergsteiger gleichzeitig auf den Weg: Punkt 4.20 Uhr öffnet der Hüttenwirt die bis dahin verschlossene Tür. Zuerst dürfen die Zermatter Bergführer mit ihren Gästen los, dann die Teams der auswärtigen Bergführer und am Ende die selbstständigen Alpinisten. Ohne Guide das Matterhorn zu besteigen, ist erlaubt, aber nicht ratsam. Fast täglich muss Air Zermatt mit großem Aufwand Bergsteiger vom Berg retten.
Für Verspätete und Gestrauchelte gibt es auf halber Strecke nach oben immerhin eine Notunterkunft: die Solvay-Hütte auf 4003 Meter über dem Meer. Eigentlich ist es nur ein vier mal fünf Meter großer Raum mit Toilette, aber ohne Einrichtung, um so vielen Schutzsuchenden wie möglich Platz zu bieten – und nicht hilfsbedürftige Übernachtungssuchende mangels Service und Verpflegung abzuschrecken.
Letzteres mit mäßigem Erfolg, jährlich nächtigen 400 bis 600 Alpinisten in der Solvay-Hütte, und 90 Prozent davon nicht aus einer Notlage heraus, sondern um Geld zu sparen. Dabei kostet eine Übernachtung im Solvay-Biwak gerade mal 20 Franken pro Person, die beim Hüttenwirt der Solvay-Hütte zu entrichten sind. Ein Schnäppchen, wenn man bedenkt, welche Selfies sich vor dem Biwak mit dem steil abfallenden Fels vor der Eingangstür machen lassen.
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