Warum wir bald alle gläserne Passagiere sind
Stellen Sie sich vor, dass Sie sich künftig tatsächlich wieder auf den nächsten Flug freuen. Die Lust auf den Aufenthalt in Flughäfen wurde vielen Urlaubern in den letzten Jahrzehnten gründlich ausgetrieben. Gefühlt immer längere Warteschlangen beim Check-in und bei der Sicherheitskontrolle, lästige Verzögerungen und verzweifelte Spurts zum gewechselten Gate, um Anschlussflieger nicht zu verpassen.
Wie oft steht man flehend am Transferschalter, um als einer unter zu vielen doch noch einen baldigen Alternativflug zu bekommen. Nur weg hier! Viele Reisende schätzen sich glücklich, wenn sie der Hölle namens Flughafen entkommen sind.
Das gescannte Gesicht wird zum Reisedokument
Dass die Flughäfen schon lange organisatorisch völlig überfordert sind bei den Passagiermassen, macht auch der Internationalen Zivilluftfahrtorganisation (ICAO) große Sorgen. Deshalb plant sie innerhalb der nächsten drei Jahre die Einführung eines „digitalen Reiseausweises“ – das gescannte Gesicht wird quasi zum einzigen Dokument, das der Reisende noch unterwegs benötigt.
Das muss man sich so vorstellen: Dieser Reiseausweis fürs Smartphone speichert Passdaten, erkennt Gesichter und meldet Passagiere automatisch bei der gebuchten Fluggesellschaft an. Er ersetzt Bordkarte und Pass.
Klingt erst einmal nett: keine Warteschlangen mehr, kein Kramen nach Handy mit Bordkarte oder nach dem Pass. Ein Check-in entfällt ebenso wie die Passkontrolle oder Visaformalitäten. Dies alles ist ja bereits vorab digital erledigt.
Totale Überwachung am Flughafen kommt
Etwas mulmig wird manchen Reisenden bei den Gedanken, dass sie permanent beobachtet werden könnten. Die Airline weiß dank Kamera-Scan am Flughafen bereits, dass Sie da sind – und im Prinzip auch, wo Sie sich gerade aufhalten.
Sie schickt (wie bereits jetzt) Gateänderungen aufs Handy, bucht automatisch bei Verspätungen um und könnte bummelnde Reisende theoretisch sogar mit einem Heulton aus dem Flughafen-Shop oder aus dem Raucher-Container scheuchen, wenn es eilt.
Der Reise-IT-Anbieter Amadeus jedenfalls jubelt bereits über eine der größten technischen „Revolutionen“ in der Luftfahrt seit der Einführung der E-Bordpässe vor gut 25 Jahren.
Kein Wunder, ist er doch eines der Unternehmen, das diese Software branchenweit entwickelt. Damit nicht genug: Die Gesichtserkennung könnte sich auch auf die gesamte Flugreise erstrecken.
Flugverspätung? Kein Problem mehr, der Transfer kommt später, das Hotel ist informiert, die Mietwagenfirma reserviert das Auto auch bei späterer Abholung. Schöne neue Reisewelt!
Eine Gesichtserkennung auf Reisen weckt freilich Datenschutzbedenken. Andere sind da entspannter, wer alles die persönlichen Daten kennt: In einer Zeit, wo viele Reisende ohnehin Kundenkarten nutzen und auch im Alltag freiwillig selbst beim Discounter ihre Kaufgewohnheiten oder in der Apotheke ihre persönlichen Krankendaten offenlegen, ist es vielen Urlaubern egal, ob auch der Reiseweg digital nachvollzogen werden kann.
Diese Airports sind schon technisch weiter
Manche Flughäfen sind schon im Kontrollmodus. Seit Anfang 2025 ist der Flughafen in Abu Dhabi der erste der Welt, bei dem die Sicherheitskontrolle und das Boarding nur noch mittels Gesichtserkennung funktioniert.
Auch die ersten Airports in Thailand, etwa in Bangkok und auf Phuket, bieten Gesichtserkennung an. Reisende können dort ohne Reisepass und Bordkarte zum Gate gelangen. Nur das Gepäck, das muss man noch selbst aufgeben. Da nützt auch kein Lächeln.
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