Sie sehen aus wie zwei gelenkige Staubsaugerdüsen, erinnern an Pferdehufe oder auch futuristische Elefantenrüssel. Die beiden weißen Roboterarme summen über der Massageliege, scannen den Rücken, kneten, drücken, massieren, rütteln, je nach Gästewunsch. Die KI-Maschinenmassage im Urlaub ist da – und in den USA ein neuer Renner in den Spas der Luxus-Hotels.

Allein im Maschinenraum

Gäste können sich dort von Roboterarmen massieren lassen, etwa im „Lotte New York Palace“ in Manhattan, in den Four Seasons Hotels in Baltimore und Orlando, im „Kimpton Epic Hotel“ in Miami, im „Grand Hyatt“ in Nashville/Tennessee und, ganz neu, auch im „W Scottdale“ der Marriott-Hotelgruppe in Arizona.

Die Nachfrage ist nach Hotelangaben groß, viele Gäste möchten diese hypermoderne und auch etwas unheimliche Erfahrung einmal kennenlernen.

Denn mit einer normalen Massage-Situation hat dies wenig zu tun. Man ist ganz allein im Raum mit der Maschine. Kein anderer Mensch in Sicht. Keine Gespräche, nur Selbstgespräche.

Wie in einer Kompressionssocke

Und kein Hautkontakt. Man legt sich nämlich angezogen in einem speziell entwickelten eng anliegenden Outfit, der an Neopren-Taucher erinnert, bäuchlings nach unten auf die Massageliege. Ein Gast im „Lotte New York Palace“ beschreibt das so, dass er sich „wie in einer riesigen Kompressionssocke“ gefühlt habe. Nur so aber können die Sensoren über den Rücken gleiten (anderenfalls drohen Hautabschürfungen durch die Reibung).

Es gibt keine Handtücher, keine Nacktheit, keine Laken. Musik wählt man selbst aus. Dann startet der Gast das Programm per Touchscreen. Rücken und Körperkonturen werden erst gescannt, dann tanzen die Roboterarme simultan los.

Beheizte „Roboter-Hände“

Sie kneten mit ihren Sensoren fast wie Hände, die nach Herstellerangaben des US-Unternehmens Aespace AI „sieben Berührungstechniken wie Fingerknöchel, Daumen, hohle Hand, Handfläche, Handfläche, Unterarm und Ellenbogen“ simulieren sollen. Weil die Vorstellung von eiskalten „Roboter-Händen“ den ersten Testern überhaupt nicht behagte, sind die Sensoren auf 35 Grad beheizt.

Wenn man es genau nimmt, wird der Gast sozusagen sein eigener Physiotherapeut. Die KI-Massage steht mehr oder weniger unter seinem Kommando. Der Gast entscheidet, ob er das gewählte Standardprogramm abspulen lässt, ob er die Massage an verspannten Regionen, etwa an den Schultern, wiederholen oder ob er Bereiche überspringen will.

Liegend steuert der Gast via Touchscreen seine Massage, die er auf dem Bildschirm unter sich beobachtet. So sieht er, als lila Punkte, wo die Roboterarme gerade unermüdlich massieren. Er hat tüchtig zu tun.

Roboterarme ermüden nicht

So richtig entspannend ist das zwar alles nicht. Ständig linst man auf den Bildschirm, statt die Augen zu schließen. Dafür sitzen die unermüdlichen Griffe des Maschinenmasseurs, der Druck ist eben automatisch. Roboterarme ermüden nicht, sie massieren stets mit der gleichen Intensität. Und niemand quatscht herum, wie es einem geht, hantiert mit Ölfläschchen, verschiebt ständig Handtücher oder schaut diskret auf die Uhr.

Es gibt immerhin, beruhigend für Zweifler, einen Panik-Stoppbutton. Der aber wird selten betätigt. Allerdings gibt es Kritikpunkte: So stürzt das System auch mal ab, und dann wartet man auf einen Neustart oder Hilfe von draußen.

Auch sind nur Standardmassagen möglich, die Nackenregion etwa ist zu heikel. Und wer Datenschutzbedenken hat: Ja, der Körpersilhouetten-3D-Scan wird anonymisiert für Schulungszwecke genutzt, damit künftige Sensoren noch mehr lernen für eine maßgeschneiderte Behandlung.

So richtig günstig ist die KI-Massage nicht: 30 Minuten kosten ungefähr ab 45 Euro; nur das übliche Trinkgeld, das kann man sich schenken.

Da fragt man sich sogleich: Haben menschliche Physiotherapeuten in den Hotel-Spas also irgendwann ausgedient? Nein, die KI-Massage mit Computerarmen voller Sensoren ist sozusagen eine Weiterentwicklung der entspannenden Massagesessel.

Die kennt man unterwegs etwa aus Flughafenlounges, bevor es auf einen ungemütlichen und bekanntlich rückenunfreundlichen Langstreckenflug geht. Auch deren Sesselsensoren simulieren, auf vergleichsweise rudimentäre Weise, das wohlige Knuffen von Masseurhänden, bis die Rückenmuskulatur kribbelt.

Ein Roboter massiert in Marienbad

In Europas Hotels wird diese KI-Massage bisher nicht angeboten. Doch beispielsweise im Spa-Hotel „Centralni Lazne“ im tschechischen Marienbad unterstützen erste KI-Techniken die händische Massage.

Dort arbeitet seit März 2025 ein Massage-Roboter, aber immer bedient von einem Physiotherapeuten. Dieser Roboterarm kombiniert nach Angaben des chinesischen Herstellers Rocozyer klassische Massagetechniken mit Radiowellen.

Er erinnert optisch eher an einen Laser. Der Roboter ist mit einem KI-System ausgestattet, das mithilfe einer 3D-Kamera und eines Scanners die Körpersilhouette analysiert. Der Physiotherapeut programmiert die Behandlung über eine Touchscreen-Oberfläche, auf der das gescannte Bild des Gastes angezeigt wird.

Eine Hochfrequenz-Massagepistole

Der Roboterarm hat austauschbare Radiofrequenzköpfe für tiefe Gewebeerwärmung, eine Hochfrequenz-Massagepistole für intensive Muskel-Entspannung und einen Mehrzweck-Massagekopf. Eine 30-minütige Massage kostet etwa 30 Euro. Doch im Gegensatz zu seinen Maschinenmasseuren in den USA hat der sechsgelenkige Roboterarm in Tschechien sogar einen Namen bekommen: Er heißt Anna.

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