Wie sich die Türme von Notre-Dame neu erfunden haben
Nach dem verheerenden Brand von 2019, als sie zwischenzeitlich sogar einsturzgefährdet waren, sind die Türme von Notre-Dame seit vergangenen Wochenende für die Öffentlichkeit wieder zugänglich. Besucher können das geschichtsträchtige Prachtensemble der weltberühmten Pariser Kathedrale erneut erleben und dabei auch von außen nicht zu erkennende Neuerungen entdecken.
Denn die Restaurierung hat nicht nur den Stein der Türme wieder zum Strahlen gebracht, sondern auch ungeahnte Wege eröffnet: eine Passage zwischen den Türmen, dazu im Südturm eine monumentale Wendeltreppe aus Holz, die sich bis zum Dach hinaufschraubt.
„Vom neuen Besucherweg aus eröffnen sich atemberaubende Ausblicke, die den wieder geöffneten Innenraum der Kathedrale auf besondere Weise lebendig machen“, sagt Philippe Jost von „Rebâtir Notre-Dame de Paris“, der öffentlich-rechtlichen Einrichtung, die seit 2019 für die Renovierung des Gotteshauses verantwortlich ist.
Die Wiedereröffnung ist weit mehr als ein touristisches Ereignis: Sie markiert den zweiten und letzten großen Akt des Wiederaufbaus der Kathedrale von Paris nach dem Brand – und rückt zugleich die Jahrhunderte alte Geschichte der Türme ins Blickfeld. Die Kathedrale selbst wurde bereits am 8. Dezember 2024 wieder geöffnet.
Die Türme trotzten den Flammen
Seit dem 13. Jahrhundert erheben sich die Türme über die Dächer der Stadt: monumental, vollkommen symmetrisch. Sie haben Kriege und Revolutionen überstanden – und trotzten letztlich auch den Flammen von 2019. Stundenlang fraß sich das Feuer Richtung Nordturm, die Hitze ließ das Mauerwerk knistern und bersten. Die Türme aber hielten stand. Ohne sie, sagen viele, hätte die Kathedrale nicht überlebt.
Eine Neuerung ist eine doppelläufige Wendeltreppe aus massiver Eiche im Südturm: 178 Stufen, 21 Meter hoch, 20 Tonnen schwer. 1400 Stunden Planung, 9200 Stunden Arbeitszeit. Ein Treppenlauf führt Besucher nach oben, der andere nach unten. In 60 Metern Höhe finden sich die Herzen der Kathedrale: die Glocken.
„Emmanuel“ ist die größte Glocke der Kathedrale und eine der schwersten Frankreichs: Mit 13,3 Tonnen hat sie seit 1686 Krönungen, Revolutionen und Friedensfeiern begleitet und die Brandkatastrophe ebenfalls überstanden. Die 6,2 Tonnen schwere Glocke „Marie“ wurde 2013 zum 850. Jubiläum hinzugefügt. Nach dem Brand hängen sie und „Emmanuel“ nun wieder an neuen, massiven Trägerbalken – bereit, die Stadt für weitere Jahrhunderte zu begleiten.
Nach 424 breitet sich die Stadt unter den Füßen aus
Nach 424 Stufen ist es so weit: 69 Meter über Paris breitet sich die Stadt unter den Füßen aus. Von dort, im Herzen von Paris, wie der 65-jährige Philippe Jost sagt, eröffnet sich ein Rundblick über alle Monumente der Stadt – vom Eiffelturm bis zum Sacré-Cœur.
Zwischen Himmel und Stein zeigt sich die Einzigartigkeit der Kathedrale: Die Aussicht lenkt den Blick nach oben, zu den Details, die Notre-Dame so unverwechselbar machen: etwa zum neuen Spitzturm mit goldenem Hahn.
Der Blick wird auch zu den Chimären geführt: groteske Mischwesen, halb Mensch, halb Tier, starren von den Ecken herab auf Dächer und Gassen. Fünf der Steinfiguren gingen im Feuer verloren – heute wachen detailgetreue Nachbildungen wieder über das Gotteshaus. Die Legende besagt, dass sie die Kathedrale schützen und böse Geister vertreiben sollen.
Zum ersten Mal für Besucher zugänglich ist nun der Zisternenhof. In diesem „Cour des citernes“ befanden sich einst riesige Regenwassersammler aus dem 18. Jahrhundert. Der Hof verbindet die beiden Türme und bietet einen letzten Blick auf die Architektur des weltberühmten Gotteshauses und die Dächer von Paris – bevor es über den Nordturm wieder hinab in die Straßen der Stadt geht.
Tipps und Informationen:
Besuch von Notre-Dame: Die Türme (tours-notre-dame-de-paris.fr) können nur nach vorheriger Online-Reservierung besichtigt werden (tickets.monuments-nationaux.fr).
Weitere Infos zum touristischen Angebot in Paris: parisjetaime.com/ger
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