7 Bahnreisen, die im Herbst besonders schön sind
Genussvoller Herbst: Im Linienzug durch Italien
Für alle, die von Bella Italia einfach nicht genug bekommen können, gibt es die Möglichkeit mit ganz normalen Linienzügen einmal quer durchs Land zu reisen. Rund 1250 Kilometer sind es von Venedig nach Sizilien – und es gibt kaum einen Bahnhof, an dem sich das Aussteigen nicht lohnen würde.
Durch die weite Po-Ebene geht es zuerst nach Florenz, dann über die sanften Hügel des Chianti nach Siena und weiter nach Rom. Auf dem Weg nach Neapel führt die Strecke am Mittelmeer entlang, bevor der Golf von Salerno in Sicht kommt. Von hier fährt die Bahn am Tyrrhenischen Meer entlang gen Süden, bis zur Zug-Fähre nach Sizilien.
Wein und Kultur in der Toskana, antike Geschichte in Rom und Pompeji, Strände an der Amalfiküste und raue Natur am Ätna – abwechslungsreicher kann eine Rundreise durch den italienischen Stiefel kaum sein. Und dann ist da ja noch die italienische Küche, die für mediterrane Lebensfreude sorgt.
„Besonders im Herbst zeigt sich Italien erntefrisch und genussvoll – Trüffel, Wein und Maronen locken in die Tavernen“, weiß Felix Willeke von Lernidee Erlebnisreisen. „Städte wie Rom oder Palermo sind weniger überlaufen, das Meer ist angenehm warm und das Licht weich.“
Infos: Tickets für italienische Linienzüge gibt es bei Trenitalia (www.lefrecce.it). Die Fahrt von Venedig nach Catania ist theoretisch mit nur einem Umstieg möglich, Tickets kosten ab 70 Euro
Weinlese am Fluss: Die Linha do Douro in Portugal
Zurücklehnen und genießen ist die Devise: Die Linha do Douro, ein gemütlicher Bummelzug, zuckelt – zumindest laut Fahrplan – in gut drei Stunden von Porto bis zur Endstation in Pocinho durch die Heimat des Portweins.
Wer zur Weinlese in September oder Oktober durch das Douro-Tal fährt, erlebt hier eine besondere Atmosphäre. „Dann werden die Dörfer an den Weinbergen lebendig und einige Weingüter bieten unter anderem traditionelles Traubenstampfen zum Mitmachen und natürlich Verkostungen an“, verrät Dennis Dienst vom Reiseblog East Rail Stories. Weitere Vorteile: weniger Touristen, angenehme Temperaturen statt trockener Hitze und die leuchtend bunten Farben der Reben.
Die Fahrt startet am Bahnhof Porto São Bento – mit seiner Azulejo-Galerie aus aufwendig bemalten Keramikfliesen. Für Dennis Dienst ist dies einer der schönsten Bahnhöfe Europas. Kaum hat der Zug Portos historische Altstadt und die Vororte hinter sich gelassen, folgt die Strecke ab Mosteirô dem Douro durch die Weinberge.
„Zum Osten hin wird die Landschaft zunehmend spektakulär“, weiß Bahn-Blogger Dienst. „Für mich ist das die entspannendste Bahnreise in Europa.“ Einen Stopp empfiehlt er in Pinhão für Ausflüge in die historische Weinbauregion oder Bootstouren auf dem Douro.
Infos: Achtmal täglich gibt es eine Verbindung von den Bahnhöfen São Bento oder Campanha in Porto nach Pocinho. Fahrkarten kosten 14,60 Euro pro Strecke. Buchung unter www.cp.pt
Adrenalin für zwischendurch: Die Dovrebahn in Norwegen
Fjorde sucht man hier vergeblich: Die Dovrebahn, die wichtigste Verbindung zwischen der Hauptstadt Oslo und dem knapp 500 Kilometer weiter nördlich gelegenen Trondheim, zeigt Norwegen mal von einer ganz anderen Seite. Die Stars auf der etwa sechseinhalbstündigen Fahrt sind das Gudbrandsdalen-Tal mit seinen malerischen Bauernhöfen zwischen Bergen und Flüssen und die Hochebene Dovrefjell, Heimat von 300 wilden Moschusochsen.
Mit viel Glück kann man die mächtigen Tiere durchs Zugfenster sehen, es werden aber auch geführte Touren ab Hjerkinn oder Kongsvoll angeboten. Und auch sonst warten auf Outdoor-Enthusiasten allerlei adrenalinhaltige Stopps: vom Downhill-Mountainbiken in Hafjell über Rafting auf dem Sjoa bis hin zum Canyoning im Festajuvet.
Wer es langsamer angehen will, kann in Hamar in die Geschichte der Wikinger eintauchen oder in Lillehammer eine Zeitreise zu den Olympischen Winterspielen machen. Außerdem hält die Dovrebahn an mehreren Bahnhöfen, wo der Umstieg in andere bekannte Züge möglich ist.
Die Rørosbahn fährt durch das größte Wildnisgebiet Skandinaviens, die Raumabahn verbindet die Bergwelt mit den norwegischen Fjorden. Und überall erwartet Reisende im Herbst ein „Fest der Farben“, wie Reiseveranstalter gern werben. Nicht umsonst gehört der Oktober bei den Norwegern zur beliebtesten Jahreszeit, um in den heimischen Bergen und Wäldern zu wandern.
Infos: Die Dovrebahn fährt viermal täglich von Oslo nach Trondheim, samstags zweimal täglich. Die einfache Fahrt kostet ab 55 Euro. Buchung unter entur.no
Für Abenteurer: Die Belgrad-Bahn von Serbien nach Montenegro
Entschleunigen und dabei spektakuläre Ausblicke genießen, das geht bei einer Zugreise über den Balkan. Von der serbischen Hauptstadt Belgrad fährt der Nachtzug durch die goldgelb schimmernde Karstlandschaft der Dinarischen Alpen, überquert am Mala-Rijeka-Viadukt die höchste Eisenbahnbrücke Europas und landet schließlich an der montenegrinischen Adriaküste, wo bis Anfang Oktober noch angenehm sommerliche Temperaturen herrschen.
Ein besonderer Höhepunkt: „Im Frühherbst fährt man auf dem schönsten Streckenabschnitt zwischen Kolašin und Bar in den Sonnenaufgang“, sagt Bahn-Blogger Dennis Dienst. Unterwegs können Geschichtsfans in der Partisanenstadt Užice halten, Outdoor-Enthusiasten wandern ab Kolašin durch das herbstlich eingefärbte Bjelasica-Gebirge, und im Dorf Virpazar bieten sich Bootstouren zur Vogelbeobachtung auf dem Skutarisee an, dem größten See des Balkans.
Planmäßig dauert die Fahrt durch 254 Tunnel und über 243 Brücken – ein Prestigeprojekt des jugoslawischen Präsidenten Tito – etwa elf bis zwölf Stunden. Verspätungen sind aber eher die Regel als die Ausnahme. „Auf der Strecke muss man immer mit Überraschungen rechnen“, betont Dienst. „Die Züge und Waggons sind alt, und das sieht man auch – aber genau das ist der Charme der Belgrad-Bar-Bahn.“
Infos: Die Züge von Belgrad nach Bar fahren zweimal täglich. Tickets kosten rund 20 bis 40 Euro und können für den Nachtzug Lovcen nur am Schalter gekauft werden.
Für Alpinisten: Mit dem Glacier Express durch die Schweiz
In der Schweiz geht es gemütlich zu: Acht Stunden braucht der Glacier Express, der auch der langsamste Schnellzug der Welt genannt wird, von Zermatt nach St. Moritz. Dabei überquert die Panoramabahn 291 Brücken, fährt durch 91 Tunnel und bietet spektakuläre Blicke auf die Schweizer Bergwelt mit ihren Gipfelpanoramen, Viadukten und Seen.
Zu den Höhepunkten der Reise gehören der mehr als 2000 Meter hohe Oberalppass, den der Zug in zahllosen Windungen und Kehren erklimmt, und die 15 Kilometer lange Rheinschlucht – auch bekannt als Grand Canyon der Schweiz. „Zudem färben sich die Lärchen im Herbst goldgelb; ein besonderer Anblick mit den weißen Berggipfeln im Hintergrund“, weiß Luisa Viktoria Röllke vom Bahnreiseveranstalter Ameropa-Reisen.
In St. Moritz sollten Bahnliebhaber dann noch einen Tagesausflug mit dem Bernina Express einplanen – für eine Alpenüberquerung der Extraklasse. Die Strecke führt auf den höchsten Bahngleisen Europas und den steilsten der Welt hinauf zu alpinen Gletschern, über beeindruckende Bauten wie das Kreisviadukt bei Brusio, um schließlich zwischen Palmen und Oleandern im italienischen Tirano zu enden.
Infos: Der Glacier Express fährt bis Mitte Oktober zweimal täglich von Zermatt nach St. Moritz. Tickets kosten rund 220 Euro in der zweiten Klasse. Der Bernina Express fährt bis Ende Oktober dreimal täglich von St. Moritz nach Tirano, Tickets gibt es ab 35 Euro pro Strecke. Buchung unter glacierexpress.ch oder www.rhb.ch
Luxus auf Gleisen: Der Al Ándalus in Spanien
Der Zug ist das Ziel: Wer mit dem Al Ándalus, einem luxuriösen Nostalgiezug im Stil der Belle Époque, durch Spanien fährt, erlebt Glamour, Eleganz und Charme. Die Schlaf- und Salonwagen aus den 1920er-Jahren erinnern an ein rollendes Grandhotel.
Obwohl der Zug ursprünglich der britischen Königsfamilie für ihre Urlaubsfahrten an die Côte d’Azur diente, ist er heute vor allem in Andalusien unterwegs. Noch bis Oktober geht es in sieben Tagen von Sevilla nach Granada, im kommenden Jahr wird die Strecke bis Madrid erweitert.
Es gibt aber auch Charter-Fahrten wie vom Veranstalter Lernidee Erlebnisreisen: Die 1250 Kilometer lange Route führt von Sevilla bis Santiago de Compostela, durch Berge und Weinbaugebiete bis an die Atlantikküste, mit Zwischenstopps in Córdoba, Toledo, Ávila und León. Und kulinarisch locken Olivenernte und Weinlese.
Infos: Der Al Ándalus fährt 2025 bis Mitte Oktober jede Woche abwechselnd sonntags ab Sevilla oder ab Granada, 2026 ab Sevilla oder Madrid. Die siebentägige Reise kostet ab 6000 Euro pro Person in der Doppelkabine, inklusive Vollpension und Ausflügen. Buchung unter eltrenalandalus.com
In Fotokulissen: Die West Highland Line in Schottland
„Schottland aus dem Bilderbuch“ verspricht Dennis Dienst von East Rail Stories allen Reisenden, die mit der West Highland Line von Glasgow nach Mallaig unterwegs sind. Die Zugfahrt führt durch eine weite Landschaft aus schroffem Gebirge, Seen und Heidemooren – „eine einzige Film- und Fotokulisse, die besonders in der farbenfrohen Jahreszeit ihr surreales Gesicht zeigt“, so der Blogger. Im Herbst ist das Spiel aus Sonne, Wolken und Regen vor allem für Fotografen attraktiv, während milde Temperaturen zu Outdoor-Abenteuern bei wenig Betrieb einladen.
Der Regionalzug braucht für die Strecke nur gute fünf Stunden, es lohnt sich aber zwischendurch auszusteigen, um die raue Natur in Ruhe zu bestaunen: Von Corrour lassen sich Wanderungen durch die wildromantische Moorlandschaft von Loch Ossian unternehmen, während Fort William der ideale Ausgangspunkt für eine Tour auf Schottlands höchsten Berg ist, den Ben Nevis.
Harry-Potter-Fans steigen hier am besten in den Sonderzug „The Jacobite“ um, der in den Filmen als Hogwarts Express über das berühmte Glenfinnan-Viadukt rauscht. Um die 21 steinernen Bögen, die das Tal in 30 Metern Höhe überspannen, in Gänze zu bewundern, kann man in Glenfinnan zu einem Aussichtspunkt wandern.
Die Rundreise mit dem Jacobite sieht einen Aufenthalt von anderthalb Stunden in Mallaig vor. Wer mit der Fähre weiter zur Isle of Skye möchte, sollte also lieber die Regionalbahn nehmen.
Infos: Die Hin- und Rückfahrkarte von Glasgow nach Mallaig kostet ab 60 Euro. Eine durchgängige Verbindung gibt es dreimal täglich, sonntags zweimal. Buchung unter www.scotrail.co.uk. Der Sonderzug „The Jacobite“ fährt bis Ende September zweimal, bis Ende Oktober einmal täglich von Fort William nach Mallaig. Tickets kosten 80 Euro und gelten für Hin- und Rückfahrt am selben Tag. Buchung unter westcoastrailways.co.uk
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