Diese Inseln in der Ägäis sind vom Massentourismus verschont geblieben
Kastellorizo: Klein, aber großartig
Sie ist keine zehn Quadratkilometer groß und liegt abgelegen ganz im Osten der Ägäis: Das Mini-Eiland Kastellorizo (offizieller Name: Megisti) ist der perfekte Ort für Urlauber auf der Suche nach dem ursprünglichen Inselleben Griechenlands. Unberührt vom Massentourismus ist die landestypische Gelassenheit und Gastfreundschaft hier noch überall spürbar.
Wie die ganze Insel sieht auch der gleichnamige Hauptort aus: Griechenland wie aus dem Bilderbuch. Und doch ist alles echt – die hellblauen, gelben, roten und weißen Häuser, die engen Gassen, der malerische Hafen.
Im „Café & Bar Meltemi“ direkt am Ufer lässt sich ein ganzer Tag verträumen. Seit 1985 gehört es zu der Insel wie der Sommerwind, nach dem das Lokal benannt ist – der Meltemi, der der Ägäis verlässlich schönes Wetter und eine kühle Brise schenkt.
Bei Sonnenaufgang gibt es griechischen Kaffee, zubereitet vom Senior-Inhaber „Onkel“ Parascho – die vertraute Anrede, wie auch „Tantchen“, ist auf der Insel nicht nur für tatsächliche Verwandte reserviert. Später übernimmt sein Sohn Nikos bis zum Abend. Bei hausgemachten Leckereien, Frappé, Ouzo oder Cocktail kommen viele Gäste ins Gespräch, andere genießen den entspannenden Blick auf den Hafen und auf das Wasser, wo mit etwas Glück eine Meeresschildkröte vorbeischwimmt.
Megisti ist der einzige bewohnte Ort auf dem 500-Seelen-Eiland. Keine großen Hotels, keine Partyzonen stören die Idylle, zumal Pauschalreiseveranstalter das Mini-Eiland in der Regel nicht im Programm haben.
Wer hier herfindet, erfreut sich an ruhigen Unterkünften, felsigen Küsten mit versteckten Buchten und türkisfarbenem Wasser ohne Getümmel. Besonders schön sind der kleine Inselstrand Mandraki Beach sowie der Agios Georgios Beach auf dem gleichnamigen Winzig-Eiland. Dieser Strand ist nur per Boot erreichbar, die Fahrt dauert höchstens zehn Minuten.
Trotz seiner geringen Größe überrascht Kastellorizo mit vielseitigen Sehenswürdigkeiten. Das archäologische Museum in Megisti, das Volkskundemuseum und die alte Moschee erzählen von der wechselhaften Geschichte der Insel, die weniger als drei Kilometer vor der türkischen Küste liegt. Verschiedenste Mächte besetzten und prägten das Eiland, darunter Osmanen, Italiener, Engländer. Wanderer können Kapellen, Aussichtspunkte und historische Stätten entdecken.
Unbedingt lohnenswert ist der Aufstieg zur antiken Akropolis auf dem Berg Paleokastro und zu der Burg auf dem roten Felsen – Castello Rosso, Ursprung des Inselnamens – mit Blick aufs Meer. Wer fit genug ist, erklimmt die 400 Stufen zum Kloster Agios Georgios tou Vounou. Ein absolutes Muss für jeden Inselbesucher ist allerdings die Blaue Grotte. Sie ist eine der spektakulärsten und größten Meereshöhlen Griechenlands.
Auch kulinarisch hält Kastellorizo echte Urlaubsfreuden bereit. Im Restaurant „Little Paris“ an der Hafenpromenade werden fangfrische Fische aufgetischt, Meeresfrüchte und typische Vorspeisen wie der rustikale Bauernsalat. Nicht entgehen lassen sollte man sich regionale Spezialitäten wie Salantourmasi (gefüllte Zwiebeln), Strava (ähnlich wie Baklava) und Katoumari (ebenfalls eine traditionelle Süßspeise von Kastellorizo).
Die Anreise zu der östlichsten aller bewohnten Inseln Griechenlands ist nichts für Eilige. Immerhin liegt Kastellorizo, obwohl Teil der Dodekanes-Inseln, nahezu 150 Kilometer entfernt von Rhodos, ihrer großen Nachbarin und Haupteiland der Inselgruppe.
Die Überfahrt per Fähre dauert rund drei Stunden. Alternativ gibt es Inlandflüge zwischen beiden Inseln. Die Besucherzahlen steigen zwar seit Jahren, bleiben aber überschaubar. Schätzungen zufolge kamen im vergangenen Jahr gut 100.000 Gäste, rund die Hälfte setzte kurz mal aus der nahegelegenen Türkei über.
Alonnisos: Robben und ein antikes Wrack
Noch weniger Urlauber finden ihren Weg nach Alonnisos (das sich, je nach Quelle, auch Alonissos schreibt): Obwohl die Insel mehr als sechsmal größer ist als Kastellorizo, gab es im vergangenen Jahr gerade mal 70.000 Besucher. Damit ist das nur rund 2800 Einwohner zählende Eiland die am wenigsten besuchte Insel der Nördlichen Sporaden. Das liegt vor allem daran, dass sie keinen Flughafen besitzt, erreichbar ist Alonnisos ausschließlich per Fähre.
Wer den umständlichen Wasserweg nicht scheut, wird mit griechischem Leben abseits des Massentourismus belohnt. Etwa im hübschen Hafenort Patitiri, wo Cafés und Tavernen landestypische Köstlichkeiten mit Meerblick auftischen. Einen Besuch wert ist etwa das Restaurant „Kritamo“, das für seine unkomplizierte griechische Küche bekannt ist. Unbedingt probieren: Spaghetti mit geschmorter Alonnisos-Ziege und Mizithra-Käse oder den Wassermelonensalat mit Feta.
Im Palio Chorio, dem „alten Dorf“ der Insel, schlendern Besucher durch verwinkelte Gassen mit traditionellen Steinhäusern und einer mittelalterlichen Burg. Aus dem „Hagiati“, einer Patisserie mit angeschlossenem Lokal, duftet es nach hausgemachtem Backwerk. Widerstand ist zwecklos gegen die köstlichen Sünden wie den fluffigen Walnusskuchen oder Galaktoboureko, einen süßen Auflauf aus Filoteig, gefüllt mit Puddingcreme. Das alles mit Blick auf die grünen Berghänge und das Meer. Abends wird die Bäckerei zur Piano-Bar, dann weht der Klang von Livemusik über bunte Cocktails.
Zu den Reizen der Insel zählt auch die unberührte Natur. Wanderwege führen durch Wälder, Olivenhaine und eindrucksvolle Schluchten wie Kastanorema oder Vathi Rema. Der Aufstieg zum Gipfel Kalovoulos bietet herrliche Ausblicke auf die Ägäis, die Meerenge von Alonnisos und hinüber zur Nachbarinsel Skopelos.
Auch die Strände begeistern mit ihrer natürlichen Schönheit, etwa Agios Dimitrios Beach, der auf einer markanten Landzunge liegt, oder der Kiesstrand Kokkinokastro, von dem Badende auf rote Felsen blicken.
An den ruhigeren Buchten der Insel lassen sich mit etwas Glück Mittelmeer-Mönchsrobben entdecken. Denn Alonnisos ist Teil eines geschützten Meeresparks, ein Refugium auch für Delfine sowie zahlreiche Vogel- und Fischarten.
Unter Kennern gilt Europas größter Meerespark als gutes Tauchrevier. Fans der Sportart erwartet nahe der vorgelagerten kleinen Insel Peristera in 30 Metern Tiefe neben diversen Meereslebewesen ein Schiffswrack aus dem fünften Jahrhundert vor unserer Zeitrechnung – mit 3000 Amphoren. Wer nicht abtauchen will, kann das Wrack bei der multimedialen VR-Ausstellung im Unterwassermuseum virtuell erkunden.
Ägina: Lebhaft, aber nicht überlaufen
Mehr los ist auf Ägina – im vergangenen Jahr reisten gut zwei Millionen Besucher auf die zweitgrößte Insel im Saronischen Golf, überwiegend Tagesgäste. Denn Ägina hat keinen Flughafen, ist aber von Athens Hafen Piräus aus in unter einer Stunde per Fähre erreichbar. Bei vielen Griechen ist sie deshalb als Ausflugsziel beliebt.
Da Ägina einen attraktiven Mix aus Geschichte, Natur, Kulinarik und lebendiger Atmosphäre bietet, wird das Eiland langsam auch von Veranstaltern als Ziel für einen längeren Urlaub entdeckt. Überlaufen ist es hier allerdings nicht.
Ägina ist fast 90 Quadratkilometer groß, da ist genug Platz für die 13.500 Einwohner plus Besucher. Zum Vergleich: Das populäre Mykonos ist ähnlich groß, zählt aber jährlich allein drei Millionen Urlauber plus Massen an Tagesbesuchern, für die keine offiziellen Zahlen vorliegen.
Noch ist Ägina eher von kleinen Hotels und privaten Ferienunterkünften geprägt; große Hotelanlagen sind und bleiben die Ausnahme. Die Insel ist ein perfektes Reiseziel für Urlauber, die einen Städtetrip nach Athen mit einem Aufenthalt am Wasser verbinden wollen, der gleichzeitig Beschaulichkeit und griechisches Urlaubsfeeling bietet.
Zu den eindrucksvollsten Sehenswürdigkeiten gehört der Aphaia-Tempel. Von hier aus hat man einen unvergleichlichen Blick über die Insel – bei klarem Wetter bis zur Akropolis in Athen. Auch die mittelalterliche Siedlung Paleochora mit 38 erhaltenen Kirchen oder das Kloster Agios Nektarios, eine bedeutende Pilgerstätte, lohnen einen Besuch.
Für Wanderer ist die stille, grüne Insel besonders geeignet. Markierte Wege führen durch Pinienwälder, zu Kapellen, traditionellen Dörfern und alten Wasserspeichern. Eine schöne Route verläuft von kleinen Ort Anitseo zum höchsten Punkt der Insel, dem Ellanio Oros, wo die Überreste eines Zeus-Tempels zu sehen sind.
Unbedingt empfehlenswert ist auch ein Abstecher in das Dorf Pachia Rachi im Süden der Insel. Von hier aus gelangt man zum historischen Olivenhain von Eleonas, dessen Bäume bis zu 1500 Jahre alt sein sollen.
Wer Pistazien mag, ist auf Ägina richtig. Sie gedeihen auf der Insel besonders gut und begegnen einem überall – im Pesto und in Nudelsaucen, als knallgrüner Likör und im Kuchen. Das beste Pistazieneis der Insel gibt es in der Patisserie „Melenio“ im Hauptort Ägina-Stadt.
Und natürlich wird auch authentische Inselküche aufgetischt: Zum Beispiel in der modernen Taverne „O Skotadis“ am Hafen von Ägina-Stadt, die mit kreativer Meeresküche überzeugt – unbedingt probieren: vorweg Seeigel mit ein paar Tropfen Ouzo und Olivenöl, danach die lokale Delikatesse Katsoules, kleine Rotbarben, die in Butter gebraten werden.
Und wie es sich für eine Ägäis-Insel gehört, kommen Strandliebhaber auf Ägina voll auf ihre Kosten. Zu den schönsten der 28 ausgewiesenen Badeplätze zählen Kolona Beach unweit des Apollon-Tempels, dem Wahrzeichen der Insel, und der Vagia-Strand im Nordosten.
Wer Zeit hat und sich treiben lassen will, unternimmt per Boot einen Tagesausflug zu einem unbekannten Eiland: hinüber nach Moni, das mit türkisfarbenem Wasser und unberührten Stränden lockt und gänzlich unbewohnt ist, von wilden Ziegen und Instagram-tauglichen Pfauen einmal abgesehen.
Tipps und Informationen:
Wie kommt man hin? Kastellorizo: Linienflug von Deutschland nach Rhodos, von dort weiter mit Olympic Air/Aegean Airlines oder per Schnellfähre von Dodekanisos Seaways (12ne.gr/en). Alonnisos: kein Flughafen; Fährverbindungen gibt es von den benachbarten Inseln Skopelos, Skiathos oder Skyros, wobei nur die beiden letzteren angeflogen werden. Von Volos und Agios Konstantinos auf dem Festland sowie von Kymi auf Euböa setzen ebenfalls Fähren über. Ägina: Linienflug von Deutschland nach Athen, Transfer zum Hafen Piräus, von dort weiter per Schnellfähre (ferries.gr/en/ferry-companies/aegean-flying-dolphins).
Weitere Infos: Kastellorizo: visitkastellorizo.gr und visitgreece.gr/islands/dodecanese/kastellorizo; Alonnisos: alonissos.gr/en/ und visitgreece.gr/islands/sporades/alonnisos; Ägina: visitgreece.gr/islands/saronic-islands/aegina. Auf einigen dieser Websites finden sich jeweils auch Unterkunftstipps.
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