Es gibt diesen Spruch, den man oft von Leuten hört, die in besonders schönen Gegenden leben: „Wir wohnen da, wo andere Urlaub machen.“ Etwa in den Bergen, am See oder am Meer.

Doch in der Hochsaison, wenn neben gern gesehenen Übernachtungsgästen auch noch zahllose Tagesbesucher anstürmen, bedauern viele Anwohner ihre erstklassige Wohnlage. Verstopfte Straßen, wildes Parken am Wegesrand, jedes Plätzchen besetzt. Wegen Überfüllung geschlossen sozusagen.

Nun könnte man meinen, das sei kein neues Phänomen, etwa an Nord- und Ostsee. Doch sind es gerade die Tourismusstrategen, die zu viel herumdoktern, um die Massen zu zerstreuen – und damit erst recht für Chaos sorgen.

So lautet eine gerade angesagte Maßnahme: die gezielte „Besucherlenkung“, also die massive Förderung von Aktivitäten außerhalb der beliebtesten Reiseziele. Damit ist das gemeint, was jeder Landwirt mit Wildschweinen macht: Damit nicht zu viele Sauen auf die Idee kommen, zum Gourmeturlaub in die reifen Maisfelder zu ziehen, gibt es für die Tiere sogenannte „Ablenkfütterungen“, um sie fernzuhalten.

Wie etwa Futterautomaten mit Maiskörnern tief im Wald, völlig legal und vom Gesetz her erlaubt. Das aber funktioniert bekanntlich nur leidlich, denn Wildschweine sind nicht dumm, sondern ausgesprochen gelehrig. Sie laufen, meist angeführt von einer bauernschlauen Leitbache, dann einfach nach der Vorspeise im Wald truppweise trotzdem kilometerweit zum Mais-Paradies.

Daraus hätten die Tourismusstrategen eigentlich eine Lehre ziehen können. Von Sauen lernen sozusagen.

Beispiel Amsterdam Beach: Eigentor für Touristiker

Amsterdam als Touristen-Hotspot ist so ein Beispiel, die niederländische Metropole ächzt seit Jahren unter Übertourismus. Um die Tagesbesucher abzulenken, hat Amsterdam deshalb eine Ablenkung ausgekundschaftet: Zandvoort, der hübsche Badeort am Meer, gut 25 Kilometer entfernt.

Er wird trotz seiner Entfernung seit ein paar Jahren offiziell als „Amsterdam Beach“ vermarktet, um Besucher dorthin zu locken und von der Millionenstadt fernzuhalten. Freilich ohne die gut 17.000 Einwohner von Zandvoort zu fragen. Die Folge: Das Städtchen ist jetzt auch überfüllt. 

Nun aber haben sich die Anwohner gewehrt, mit kreativen, und sagen wir mal, zivil ungehorsamen Mitteln: Einige Zandvoorter haben sich untereinander abgesprochen und koordiniert Falschmeldungen über vermeintliche Straßensperrungen im Ort an Google Maps geschickt.

Der gewünschte Effekt: Viele Tagesbesucher, die mit Navi unterwegs zum Badeort waren, blieben gleich weg, weil Google Maps sie sogleich umgeleitet hatte. Der Bürgermeister war zwar erbost, doch niemand im Ort will an den Protesten beteiligt gewesen sein.

Seither warnen, vor allem an Wochenenden, mehrere Hinweisschilder mit der Aufschrift: „ Navigatie uit“, also „Navi aus!“ Damit Tagesbesucher nicht wieder schnurstracks umdrehen.

Solche Phantomsperrungen entstehen bereits dann, wenn mehrere Nutzer zeitgleich eine Straße als gesperrt markieren –  im Fall Zandvoort reichten ein paar Dutzend Nutzer. Denn der Algorithmus berücksichtigt das und wertet die Meldungen als reale Sperrung –  was zugleich zeigt, wie anfällig ein Navigationsdienst sein kann.

Das ist nämlich nicht das erste Mal, dass Google Maps ausgetrickst wurde: So hatten genervte Anwohner vom niederländischen Keukenhof, dem Tulpenland, Parkplatzzugänge als blockiert gemeldet, um Besucher abzuwehren. Wenn das nicht mal Schule macht. 

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