Warum Alleinreisende oft bestraft werden
Allein in bester Gesellschaft – klingt erst einmal gut. Doch Soloreisen hat seine Tücken. Das beginnt bereits bei der Suche nach einem Einzelzimmer. Die sind rar gesät und im Nu ausgebucht. Das Reiseziel wird dann fast zweitrangig.
Wer allein reist, wird also doppelt bestraft. So wollte eine reiselustige verwitwete Bekannte, Karin (Nachname der Redaktion bekannt), eigentlich mit einem Veranstalter im Oktober nach Kanada reisen, doch leider gab es nur noch Doppelzimmer mit happigem 100-Prozent-Solo-Aufschlag.
Ein Doppelzimmer mit einer fremden Person zu teilen, wäre auch eine Option, doch das käme für sie nicht mehr infrage, das überlässt sie jüngeren Leuten.
Einzelzimmer entscheidet über Reiseziel
Statt zur goldenen Laubfärbung der Ahornwälder geht es für die Soloreisende nun im Herbst nach Abu Dhabi und Dubai. Auch wunderschön mit den vielen Palmen, meinte sie, aber eigentlich landet sie in den Wüsten-Emiraten nur wegen der dort verfügbaren Einzelzimmer.
Die Zahl Soloreisender nimmt deutlich zu, das hat vor allem zu tun mit dem demografischen Wandel der Gesellschaft. Fast jeder fünfte Bundesbürger lebt allein, ob ganz bewusst oder auch zwangsläufig, weil das Schicksal so spielt. Einpersonenhaushalte sind nach Angaben des Statistischen Bundesamts inzwischen der häufigste Haushaltstyp in der EU. In Deutschland machen sie gut 42 Prozent aller Haushalte aus; EU-weit 35 Prozent.
Mehr Ein-Personen-Haushalte, mehr Alleinreisende
Nur weil man allein lebt, heißt das zwar nicht zwangsläufig, dass man auch stets solo verreist. Doch internationale Umfragen, etwa von Euromonitor, sehen darin eine Kausalität: je mehr Ein-Personen-Haushalte, desto mehr Soloreisende. Sie gelten als mobil, aufgeschlossen, reiselustig. Ungebunden nannte man das früher.
Dass Jahr für Jahr immer mehr Menschen allein unterwegs sind, stellt auch die Forschungsgemeinschaft Urlaub und Reisen fest, die das Reiseverhalten der Deutschen ergründet. 2024 wurden 11,2 Prozent aller Urlaube (7,63 Millionen) von Alleinreisenden unternommen, so viele wie nie zuvor.
Lieblingsziel: Mallorca
Auch bei Deutschlands größtem Reiseveranstalter TUI reist inzwischen jeder neunte Gast solo. Spitzenreiter sind dabei Alleinreisende in der Altersgruppe zwischen 55 und 65 Jahren mit 15,9 Prozent. Das ist nachvollziehbar: Dann reist man auch gern mal ohne Anhang in den zweiten Frühling. Und das Lieblingsziel? Spanien, vor allem Mallorca.
Trotz all der Zahlen, die zeigen, wie wichtig Alleinreisende als Zielgruppe längst sind, muss man sagen: Bei vielen Hoteliers hat sich das bislang nicht herumgesprochen. Stattdessen beharren sie auf ihrer altmodischen Behandlung von Soloreisenden, die sich eher wie lästige Anhängsel fühlen dürfen.
Sie bekommen oft das kaum gedämmte Einzelzimmer neben dem Fahrstuhl und den doofen Katzentisch im Restaurant neben dem Klo. Einen Preis-Aufschlag gibt es obendrauf – wenn man ein Doppelzimmer zur Alleinnutzung bucht, sind das meist bis zu 30 Prozent, auch oft bis zu 100 Prozent in Nordamerika und Asien.
Hoteliers verschlafen den Trend
Als Hotelier-Entschädigung, weil die ja auch ein Zimmer an zwei Leute vermieten könnten. Gar nicht zeitgemäß sind übrigens auch diese gut gemeinten Veranstaltungen im Hotelfoyer, wenn Single-Gäste beim Apéro zum Anbandeln gebeten werden. Da fühlen sich Alleinreisende an die Mauerblümchen-Ängste im Tanzkurs zurückversetzt. Das ist nicht mehr zeitgemäß.
Karin jedenfalls nimmt das alles mit Humor. Nächstes Jahr plant die 68-Jährige eine Reise nach Israel und Jordanien, vielleicht klappt es dort ja mit einem Einzelzimmer.
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