Nach Feuer-Fehlalarm bei Ryanair beschreiben Passagiere chaotische Zustände
Eigentlich sollte die Ryanair-Maschine am späten Samstagabend vom Flughafen Palma de Mallorca in Richtung Manchester abheben. Doch es kam anders: Kurz vor dem Start gegen 0.35 Uhr wurde im Cockpit der Boeing 737–800 ein Feueralarm ausgelöst, woraufhin die Crew den Start abbrach und die Evakuierung einleitete. Ein Fehlalarm, wie sich später herausstellte.

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In Panik verließen die Passagiere das Flugzeug, einige kletterten sogar über die Tragflächen und sprangen direkt auf das Rollfeld – aus einer Höhe von etwa drei bis vier Metern, wie ein Video in den sozialen Netzwerken zeigt. In einem Interview mit RTL berichtet die britische Sängerin Georgie Harrison von chaotischen Zuständen. "Ich saß vorne in Reihe drei, mit meinem vier Monate alten Baby auf dem Arm, mein Partner und mein vierjähriger Sohn neben mir. Wir haben kein Feuer gesehen, aber es war sofort klar: Das ist ernst", wird sie vom Sender zitiert. Ein Mann habe dann die Tür geöffnet und geschrien, dass alle aussteigen sollten. "Die Leute drehten durch und nahmen einfach keine Rücksicht auf die anderen."
In der "Daily Mail" berichtet eine 56-Jährige, die mit ihrer 26-jährigen Tochter unterwegs war, wie sie einen lauten Knall gehört habe und dann ein Crew-Mitglied den Gang entlang laufen sah. Der Flugbegleiter habe telefoniert und plötzlich zu schreien begonnen: "Alle sofort aus dem Flugzeug, alle evakuieren." Die Frau habe gedacht, es sei ein Terrorist an Bord.
Einige Passagiere flüchteten über Tragflächen ins Freie
Das Kabinenpersonal habe dann die Notausgänge an den Vorder- und Hintertüren geöffnet, die Notrutschen ausgefahren und alle aufgefordert, ihre Habseligkeiten zurückzulassen, "für den Fall, dass es brennt und das Flugzeug explodiert".
Genau wie Harrison berichtet die 56-Jährige von dramatischen Szenen an Bord: "Die Leute kletterten übereinander zu den Ausgängen, es herrschte Chaos." Die Tür, die ihnen am nächsten war, habe sich geöffnet, und alle seien auf die Tragfläche gerannt und gesprungen. Sie habe zuerst nicht springen wollen, aber Angst um ihr Leben gehabt. "Schon bei der Landung wusste ich, dass ich schwer verletzt war. Ich konnte nicht mehr laufen, aber das Bodenpersonal rief allen zu, sich vom Flugzeug zu entfernen, falls es explodieren sollte", wird sie zitiert.

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Durch den harten Aufprall habe sie sich die rechte Ferse gebrochen sowie das linke Handgelenk und den Ellbogen, erzählt sie. Ihre Freundin soll sich den rechten Fuß gebrochen haben.
Der Fluggesellschaft macht sie schwere Vorwürfe: "Die Art und Weise, wie Ryanair damit umgegangen ist, ist schrecklich. Sie behaupten, die Menschen hätten nur leichte Verletzungen erlitten und die Evakuierung sei unter Kontrolle gewesen. Absoluter Unsinn! Sie versuchen nur, die Sache herunterzuspielen, weil niemand wusste, was sie taten." Georgie Harrison hingegen sagt. "Ich fand, das Personal hat das sehr gut gemacht. Es war einfach nur extrem schwer, alle zu beruhigen. Und mit der Sprachbarriere war es noch schwieriger."
Eine andere Passagierin, die anonym bleiben möchte, sagte zu "Daily Mail", sie habe sich bei einem Sprung von der Tragfläche einen doppelten Beckenbruch und einen Knochenbruch im unteren Rückenbereich zugezogen.
Experten kritisieren Ryanair für "schlecht durchgeführte Evakuierung"
Dem Bericht zufolge habe bislang kein Vertreter von Ryanair die Betroffenen im Krankenhaus besucht. Angeblich sollen ihnen lediglich Essensgutscheine über vier Pfund (rund 4,60 Euro) angeboten worden sein.
Evakuierungen über Tragflächen sind kein seltenes, aber ein potenziell gefährliches Verfahren – vor allem, wenn Notrutschen nicht verfügbar sind oder Panik ausbricht. Beides ist in solchen Situationen oft der Fall. Die Verletzungen reichen dann von leichten Prellungen bis hin zu Knochenbrüchen.
Im aktuellen Fall üben jedoch auch Experten Kritik am Ablauf der Evakuierung. Sharon Petersen, CEO von Airlineratings, sagt: "Wir warten zwar noch auf alle Einzelheiten, aber nach allem, was wir bisher gesehen haben, scheint es sich um eine schlecht durchgeführte Evakuierung gehandelt zu haben. Dass Passagiere von den Tragflächen sprangen, deutet auf Panik und einen Zusammenbruch der Ordnung in der Kabine hin", so Petersen. Dies sei besonders beunruhigend, da es sich um einen Fehlalarm und nicht um einen tatsächlichen Brand gehandelt habe.

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Die Billigfluglinie sprach nach dem Vorfall von einer "kleinen Zahl" von Verletzten. Es handle sich um "sehr leichte Verletzungen" wie etwa verstauchte Knöchel. Die Crew habe sofort medizinische Hilfe angefordert. Örtliche Medien berichteten von 18 Leichtverletzten. Sechs von ihnen seien in ein Krankenhaus eingeliefert, die übrigen vor Ort versorgt worden. Zurück ins Hotel mussten die Fluggäste aber wohl nicht. Es sei rasch ein Ersatzflug organisiert worden, der noch am Morgen gestartet sei. Die Fluggesellschaft kündigte eine genaue Untersuchung des Vorfalls an.
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Quellen: RTL, "Daily Mail", airlineratings.com, DPA
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