So macht man in San Francisco günstig Urlaub
Wer nach San Francisco reist, findet sich in gediegener Gesellschaft wieder. 342.000 Millionäre leben in der San Francisco Bay Area, die das Silicon Valley einschließt. Das sind mehr als in Tokio. Damit thront The Bay auf Platz zwei im aktuellen Ranking der World’s Wealthiest Cities, das die Züricher Firma Henley & Partners im Frühjahr veröffentlichte.
Nur in New York gibt weltweit etwas mehr Millionäre (385.000), wenn auch weniger Milliardäre (Big Apple: 66, The Bay: 82). Urlaubern wird nicht nur im Financial District deutlich, warum die alte Goldgräberkapitale dauernd in verschiedenen Ranglisten der teuersten Städte landet. Umso überraschender ist es, dass San Francisco von Besuchern keinesfalls Reichtum verlangt.
Die wichtigsten Sehenswürdigkeiten wie die Golden Gate Bridge, die Lombard Street oder die Wolkenkratzer im Financial District sind ohnehin öffentlich und daher kostenlos zu sehen. Aber auch viele Museen stehen Besuchern bei freiem Eintritt offen.
Ebenso die rund 200 Parks der Stadt – die meisten bieten fantastische Aussichten. Denn, was nur wenige Urlauber wissen: San Francisco ist nicht nur teuer, sondern auch national führend in der Umweltpolitik. In den vergangenen Jahren hat die Stadt zahlreiche schöne Grünanlagen und weitere kostenlose Attraktionen geschaffen, dazu neue Metro-Linien gebaut.
Das ist ein großer Vorteil für Besucher mit kleiner Kasse: „The City“, wie die Einheimischen San Francisco nennen, hat sich die europäisch geprägte Infrastruktur bewahrt und setzt gleichzeitig auf grünen Fortschritt. So lässt sie sich zu Fuß, per Rad und mit öffentlichen Verkehrsmitteln perfekt erkunden.
Einzige verbliebene Kabelstraßenbahn der Welt
Ein Muni-Mobil-Tagesticket für umgerechnet knapp fünf Dollar ist genug, um einen ganzen Tag lang in San Francisco herumzugondeln. Mit der Metro, der Straßenbahn – und sogar den weltberühmten Cable Cars.
Fahrten mit diesen historischen Kult-Waggons über einige der 42 Hügel, die das Stadtbild prägen, sind ein Muss. Munter rattert die einzige noch betriebene Kabelstraßenbahn der Welt auf und ab und bietet dabei legendäre Fotomotive. Hintergründe erfahren Interessierte bei freiem Eintritt im Cable Car Museum.
Drei verschiedene Linien durchqueren San Francisco in alle Himmelsrichtungen. Lange Warteschlangen an den Wendepunkten, an denen die Bahn tatsächlich noch von Hand gewendet wird, gehören leider dazu. Entspannter ist es, an weniger frequentierten Haltestellen einzusteigen.
Wenn man Glück hat, kommt eine Bahn mit offener Kabine vorbei, sodass man, wie in alten Hollywood-Filmen, einfach aufsteigt und im Stehen mitfährt. Etwas unheimlich mutet es indessen an, wenn autonom fahrende Taxis an einem vorbeiziehen: kein Fahrer – stattdessen Kameras und allerlei Sensoren auf dem Dach.
Diese weißen Robotaxis der Firma Waymo werden allerdings vorwiegend von Einheimischen genutzt. Wer sich trotz der zusätzlichen Kosten einmal von einem solchen Geistertaxi chauffieren lassen will, muss für die Buchung die entsprechende Anwendung aus dem amerikanischen App-Store herunterladen. Auf Handzeichen reagieren die fahrerlosen Wagen nämlich bisher noch nicht – ist vielleicht auch besser so.
Insider-Tipps für Sparfüchse in San Francisco
Und wie erkundet man die vergleichsweise kleine, doch trubelige Metropole jenseits der Cable-Car-Strecken? Selbst wer gut vorbereitet nach San Francisco kommt, fühlt sich oft erst einmal etwas verloren. Deshalb lohnt es sich, für den ersten Tag eine der kostenlosen Walking Tours zu buchen, die Einheimische anbieten.
Natürlich freuen sich die Hobby-Stadtführer über ein Trinkgeld, schließlich sind die Lebenskosten hoch. Daher ist es üblich, sich am Ende der Tour mit einer Spende zu bedanken. Die ist jedoch absolut freiwillig – und wird meist von Herzen gegeben. Schließlich erhalten Besucher bei den Touren echte Insider-Tipps, die das Urlaubsbudget teils erheblich schonen.
Obendrein hören sie viele kuriose Geschichten. Etwa die von den rund 40 Schiffen, die unter den Straßen und Wolkenkratzern im Finanzdistrikt begraben liegen. Wie das? Während des Goldrausches um 1849 reisten viele Glücksritter mit Booten an. Damals lag San Franciscos Küstenlinie dort, wo heute die hohen Gebäude von Banken und Kanzleien stehen.
Die meisten Goldgräber ließen ihre Schiffe einfach im Hafen liegen, wo sie langsam verrotteten. Als man später am Kai Bauland gewinnen wollte, wurden sie kurzerhand mit Sand zugeschüttet. Auf dem so entstandenen Land wurden schließlich die Wolkenkratzer errichtet, die das Viertel prägen.
Die Walking Tours, die meist etwa zwei Stunden dauern, führen durch alle Bezirke der Stadt und beschäftigen sich mit verschiedenen Themen. Selbst durch den wohlhabendsten Stadtteil von San Francisco, Pacific Heights mit den bunten viktorianischen Häusern, unternimmt immer sonntags ein Guide des Haas-Lilienthal House einen kostenlosen Rundgang. Genauso wie es freitags Gratis-Führungen durch das historische Wahrzeichen gibt, die City Hall.
Kostenfreie Tipps und Informationen gibt es auch für Gäste, die ohne Guide die Stadt erforschen. Früher oder später treffen sie auf einen Welcome Ambassador. An allen Knotenpunkten der Stadt heißen sie Besucher willkommen und beantworten Fragen.
Rund 50 der freundlichen Willkommensbotschafter sind täglich in der Stadt unterwegs. Zu erkennen sind sie an ihren leuchtend orangefarbenen Jacken. Finanziert wird der Gratis-Service für Besucher von der Stadt. Rund zwölf Millionen Dollar im Jahr investiert sie in die Initiative, die neue Arbeitsplätze auch für viele Obdachlose geschaffen hat.
Einige Highlights gehen doch ins Geld
Obwohl sich viele Stadtteile und Sehenswürdigkeiten kostenlos zu Fuß erkunden lassen, Metro und Cable Car mit dem Tagesticket unbegrenzt zu nutzen sind: Einige Highlights dieser Stadt können doch ins Geld gehen. Etwa ein Besuch des weltberühmten Aquariums, des Zoos oder des sehenswerten Exploratoriums – der Eintritt in das naturwissenschaftliche Museum kostet umgerechnet rund 35 Euro. Und eine Rundtour mit dem Hop-on-Hop-off-Doppeldeckerbus, bei der alle wichtigen Sehenswürdigkeiten angesteuert und erklärt werden, etwa 55 Euro – das ist mehr als doppelt so viel wie zum Beispiel in Hamburg.
Eine preiswertere und schöne Alternative ist es, die Route mit dem Fahrrad zu kopieren. Günstig ausleihen kann man sich einen Drahtesel mit dem San Francisco City Pass C3, der überdies reduzierten Eintritt in drei berühmte teure Attraktionen bietet.
Zur Auswahl stehen neben den oben genannten auch Schiffsfahrten zur Golden Gate Bridge und rund um die berüchtigte Gefängnisinsel Alcatraz, heute eine Touristenattraktion, die Präsident Donald Trump am liebsten wieder als Inselknast nutzen lassen würde.
Die Schiffe legen direkt am lebendigen Herzstück des Hafens ab, Fisherman’s Wharf. Hier können Besucher – kostenfrei – dem Treiben der Menschen im großen Amüsierviertel zuschauen und dem der Seelöwen, die zu Hunderten am Pier 39 übereinanderliegend in der Sonne baden. Mit Glück gesellen sich noch Pelikane dazu.
Das Erkunden mit dem Fahrrad hat den Vorteil, dass man jederzeit anhalten kann, um die schönsten Ausblicke zu genießen – vom Hafen aus präsentieren sie sich auf sechs Kilometern gut ausgebauter Küstenwege. Die Golden Gate Bridge und die Bucht zeigen sich immer wieder neu, vorausgesetzt, der Nebel, der die Stadt oft heimsucht, verdeckt sie nicht.
Zwei neue Parks entlang der Strecke laden zum Rasten ein. Einer davon ist der über Autobahntunneln angelegte Presidio Park. Hier gibt es sogar Campingmöglichkeiten für kleines Geld, sodass man schon morgens mit Blick auf die Bucht aufwachen kann.
Space Shuttle for free
Unweit des Parks lockt die Kunstgalerie Palace of Fine Arts, der Eintritt ist frei. Mit ihrem neoklassizistischen Gebäude und der 49 Meter hohen Kuppel ist sie auch ein beliebter Ort für Instagram-Selfies. Nur wenige Blocks vom Union Square entfernt steht das Naturkundemuseum der California Academy of Science mit dem Space Shuttle Endeavour – es ist ebenfalls kostenlos zugänglich. Genauso wie das San Francisco Museum of Modern Art südlich der Market Street. Der Bau des SFMOMA – schon von außen spektakulär – ist dem Schweizer Architekten Mario Botta zu verdanken.
Auf keinen Fall versäumen sollten Besucher einen Abstecher in den neu angelegten Rooftop-Park auf dem Salesforce Transit Center. In dem futuristischen Gebäude befindet sich ein Busterminal und ein unterirdischer Bahnhof. Zu dem öffentlichen Park gelangt man mit dem Fahrstuhl.
Oben angekommen, offenbart sich auf über zwei Hektar ein tropischer Garten inmitten der imposanten Skyline des Stadtteils SoMa (South of Market), wo auch das SFMOMA liegt. Hier oben können Besucher sich auf grünen Wiesen entspannen – umgeben von exotischen Pflanzen und sogar Kolibris.
In Chinatown, San Franciscos großem chinesischem Stadtviertel, lässt es sich gut und günstig essen und Originelles einkaufen. Unbedingt besuchen: die Golden Gate Fortune Cookie Factory in der Ross Alley. Hier werden seit 1962 die bekannten Glückskekse per Hand produziert, inzwischen täglich bis zu 10.000 Stück. Besucher können zusehen, kostenlos probieren und sogar Spezialanfertigungen als Mitbringsel erwerben.
Schön zum Bummeln ist auch die Haight Street im Haight-Ashbury-Distrikt. Das Hipsterviertel lockt mit witzigen Läden und Vintage-Shops. Wer sonntags einkauft, bekommt oft bessere Angebote, und in „Kates Kitchen“ gibt es vegetarische und vegane Leckereien zu fairen Preisen. Im Stadtteil The Mission, benannt nach der historischen Mission San Francisco de Asís, duftet es nach authentischer mexikanischer Küche, und der Mission Dolores Park bietet eine herrliche Aussicht auf die Bay Bridge.
Es gibt also eine Reihe Möglichkeiten, eine der teuersten Städte der USA ohne großes Budget ausgiebig auszukosten. Allerdings ist auch die Kehrseite der hohen Wohn- und Lebenskosten allgegenwärtig: Tausende Obdachlose leben auf den Straßen, mancherorts säumen sie die Gehwege. Als Tourist sollte man für sie immer ein paar Dollar Bargeld in der Tasche haben.
Tipps und Informationen:
Anreise: Etwa mit Lufthansa (lufthansa.com) oder United Airlines (united.com). Vom Flughafen fährt die gelbe BART-Linie in 30 Minuten in die Innenstadt.
Unterkunft: Zentral am Cable-Car-Wendekreuz in der Market Street bietet das „Axiom Hotel“ günstige moderne Zimmer, Doppelzimmer ab umgerechnet 103 Euro (axiomhotel.com). Winzig, aber mit Ausblick auf die Skyline sind die Zimmer im „CitizenM“ nahe dem Union Square, Doppelzimmer ab 160 Euro (citizenm.com).
Erkunden: Mit dem City-Pass C3 für umgerechnet 71 Euro kann man günstig Räder leihen, er umfasst Rabatte für insgesamt drei Attraktionen, etwa das Aquarium (citypass.com). Ein Tagesticket für alle öffentlichen Verkehrsmittel inklusive Cable Cars kostet rund fünf Euro (sfmta.com). Kostenlose Walking Tours gibt es etwa unter guruwalk.com, haas-lilienthalhouse.org/walking-tours oder sf.gov/location/san-francisco-city-hall
Auskunft: visitcalifornia.com/de; sftravel.com/de
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