Die Entdeckung der dänischen Ostsee
Bei „Google Maps“ ist der ursprüngliche Zustand dieser Landschaft im südlichen Dänemark, gut 20 Kilometer von der Stadt Sonderburg entfernt, noch zu sehen: Viele Wiesen, kleine Wälder, aber auch karges Land, das irgendwann an der hier weitgehend unerschlossenen Ostsee endete. Vom kleinen Ort Nordborg führten Straßen hierher, um die Besucher zum Technik-Freizeitpark „Universe“ zu leiten. Diesen wiederum hatte ein hier geborener Unternehmer bauen lassen, der mit seiner Firma Danfoss (Klima- und Kältetechnik) weltweit Erfolg hatte und den Nachwuchs mit seinem Angebot für die Welt der Technik begeistern wollte.
In Nordborg startete auch das Unternehmen Linak (Antriebssysteme) international durch, und beide zusammen haben jetzt dafür gesorgt, dass die Internet-Übersichtskarte nicht mehr aktuell ist – denn in der Realität stehen auf dem Areal 440 Bungalows, ein großes Schwimmbad namens „Aqua Mundo“, mehrere Restaurants, ein kleiner Streichelzoo und viele kleinere und größere Freizeitangebote. Kurzum: ein Center Parc, der Mitte Juni die ersten Gäste empfing.
Dieses touristische Angebot ist neu für ganz Skandinavien, die bisher nördlichste Dependance der ursprünglich niederländischen Tourismuskette Center Parcs liegt in Bispingen und ist ein beliebtes Kurzurlaubsziel auch für viele Hamburger. Philip Seimer hat dieses als Manager viele Jahre lang geleitet, nun wurde er als eine Art Gründungsdirektor von der Nordheide nach Nordborg versetzt. Seine Aufgabe: Die Philosophie seines Arbeitgebers in diese Welt der kleinen und größeren Häuser unterschiedlicher Kategorien, der Wegebeziehungen und Parkzonen, der Vor-Ort-Buchungsmöglichkeiten und Essensangebote und der speziellen Eincheck- und Auscheckzeiten zu bringen. „Vor allem geht es aber darum, den neuen Kolleginnen und Kollegen unser Mindset zu vermitteln“, sagt er.
Der freundliche Umgang mit dem Gast sei stets das oberste Ziel, auch in möglichen heiklen Situationen. Und so kamen mit ihm eine Reihe weiterer erfahrener Mitarbeiter des Hauses hierher, um die vielen angeheuerten jungen Dänen zu schulen. Damit wiederum schließt sich der Kreis dazu, warum die Unternehmenschefs von Linak und Danfoss an diesem Park Interesse hatten – sie befürchteten langfristig eine Überalterung dieser Region, die auf der durch eine Brücke an das Festland angebundenen Insel Als liegt. Das wäre schlecht für ihre Unternehmenssitze gewesen, also schlugen sie zu, als die Gemeinde Investoren für ein neues Ferienangebot suchten, das dann im weiteren Verlauf an Center Parcs verpachtet wurde.
Die Planungen dafür liegen schon mehr als eine Dekade zurück, sie starteten in einer Welt vor Corona oder Inflation, auch war es in Südeuropa seltener extrem heiß. Mittlerweile liegt insbesondere der Ostsee-Urlaub voll im Trend, vermittelt das Gewässer mit seinen vielen Anrainer-Staaten und den zahlreichen schönen Stränden und auch durch seine im Vergleich zur Nordsee größeren klimatischen Ruhe am ehesten das einstige Mittelmeer-Gefühl.
Nicht nur Nordborg will die Chance nutzen, damit auch die Region zu entwickeln. Ende Juni etwa eröffnet in Ostholstein das Baumhaushotel Wangels – ein Rückzugsort nur für Erwachsene mit sieben exklusiven Baumhaus-Suiten und Lodges, fünf Meter über dem Boden und in Sichtweite der Ostsee.
Entworfen wurde das Projekt auch zur Rettung des von der Schließung bedrohten örtlichen Gasthofes „Zur Linde“, denn mehr Urlauber sollen für bessere Umsätze sorgen. Und Hamburger Unternehmer, die zunächst ihr Geschäft mit der Vermietung von Campern aufbauten, expandieren nun auch als Platzbetreiber – sie eröffnen am 1. Juli auf Fehmarn eine „Ahoi“-Ferienanlage, die auch aus festen Bauten besteht. Versprochen wird ein „lässiges Dorfleben“.
Auch Center Parcs-Direktor Seimer hat schon die Erfahrung gemacht, dass die Bereitschaft, sich auf den Tourismus der Zukunft einzustellen, in der Ostseeregion groß ist. „Es gab natürlich eine Menge an Auflagen für den Bau hier in den Dänemark, aber das ist völlig okay – wir wollen ja den Gästen gerade dieses Naturerlebnis verschaffen. Was es anders als an anderen Standorten nicht gab, waren Proteste oder gar Klagen vor Gericht. Wir fühlen uns hier sehr willkommen“, sagt er.
Eine Zertifizierung der höchsten Umweltstandards DGNB Gold ist beantragt; die Versorgung etwa wurde voll über Wärmepumpen aufgebaut, geheizt wird entsprechend über Fußbodenheizungen in allen Häusern. Ein bestehendes Naturschutzgebiet auf dem Gelände wurde überbrückt und Wildtierkorridore wurden eingerichtet, ohnehin gibt es keine Zäune. Das Badeerlebnis in der Ostsee ist vor allem über einen großen Steg zu erreichen, von dem aus es mehrere Treppen und Absprungpontons gibt.
Auch die Wirtschaft der Umgebung wurde mit zahlreichen Aufträgen eingebunden; so entstand auch ein für einen Center Parc ungewöhnliches Restaurant, das von einer Familie aus Sonderburg betrieben wird – das „Fratelli“ liegt direkt am Strand und bietet italienische Küche auf hohem Niveau. Aber natürlich kann auch in den Restaurants des zentralen „Market Dome“ gegessen oder aber in den Häusern selbst gekocht werden.
Zwar gibt es in Dänemark auch einige ältere Ferienparks, aber keine auch nur annähernd in dieser Größe und Ausstattung. Center Parcs hat in der ersten Bauphase 440 Ferienhäuser errichtet, bis 2030 könnten es insgesamt 720 auf dem riesigen Gelände werden, je nachdem, wie groß der Zuspruch ausfällt. Mit dem Buchungsstart sind die Verantwortlichen jedenfalls sehr zufrieden, die meisten der Gäste würden demnach aus Deutschland anreisen, aber auch in Dänemark und aus Schweden sei die Nachfrage groß gewesen.
Mit jährlich rund 450.000 Übernachtungen und 25.000 Tagesgästen pro Jahr wird kalkuliert, 300 Arbeitsplätze sollen langfristig entstehen. Die Mietpreise für die Bungalows variieren je nach Jahreszeit, Größe, Ausstattung und Lage, sollen sich aber in etwa auf dem Niveau der deutschen Angebote bewegen.
Den größten Unterschied machen die Essenspreise, hier schlägt dann auch die Mehrwertsteuer von 25 Prozent in Dänemark voll zu. Aber so genau auf den Preis scheinen viele Gäste nicht zwingend zu achten: „Bei unseren Hausangeboten ist die VIP-Variante immer am besten gebucht“, erzählt Direktor Seimer.
Die Teilnahme an der Reise wurde zum Teil unterstützt von Center Parcs Europe. Unsere Standards der Transparenz und journalistischen Unabhängigkeit finden Sie unter go2.as/unabhaengigkeit
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