Wenn die gebuchte Kreuzfahrt ins Wasser fällt
Geplatzte Kreuzfahrtträume. Manchmal fällt eine gebuchte Kreuzfahrt ins Wasser. Das ist ärgerlich, aber nachvollziehbar. Es gibt viele triftige Gründe, warum eine Reederei weit im Voraus absagen muss.
Sicherheit zum Beispiel, etwa wegen Routenänderungen, um gefährliche Gewässer zu meiden, oder Werftaufenthalte, um die Technik auf Vordermann zu bringen. In der Saison 2025/2026 habe beispielsweise TUI Cruises und Aida Cruises ein gutes Dutzend Touren gestrichen – vor allem in Nahost.
Vollcharter als Stornogrund
Und dann gibt es noch den Grund Vollcharter. Nur zu gern werden ganze Kreuzfahrtschiffe für ein paar Tage Halligalli an ein Unternehmen exklusiv verchartert. Das ist so lukrativ, dass dann normale Gäste, die bereits gebucht haben, leider im hohen Bogen von Bord fliegen, damit eine Firma ihre Millionen-Sause unter sich feiern kann. Auch Teilcharter ist beliebt, dann werden einige Bereiche für die anderen Kreuzfahrtgäste gesperrt.
Das passiert häufiger als man annimmt, ein paar Mal im Jahr. Das ist üblich bei US-Kreuzfahrt-Unternehmen, etwa Virgin Voyages oder auch Royal Carribbean, aber auch hierzulande.
So wirbt TUI Cruises auf seiner Homepage unter Incentives: „Lassen Sie im Vollcharter das gesamte Schiff im Look Ihres Unternehmens auftreten, nutzen Sie das große Theater zur Inszenierung Ihrer Marke oder verwandeln Sie das Pooldeck in Ihre Tanzfläche. Ob Jubiläum Ihrer Firma, Kundenevent oder Messe mit bis zu 2800 Gästen – hier dreht sich alles nur um Sie.“ Klingt verlockend, und da ist ja auch aus unternehmerischer Sicht ein gutes Geschäft.
Als Referenzen nennt TUI Cruises zum Beispiel 2022 gleich drei Vollcharter-Kreuzfahrten, und zwar in den Fahrtgebieten Ostsee, Adria und Mittelmeer auf Mein Schiff 4, Mein Schiff 5 und Mein Schiff 2. Auch Vodafone und Beiersdorf haben schon auf hoher See gefeiert, Dentallabore schätzen Teilcharter. Nun gut, wer will schon freiwillig mit Hunderten Zahnmedizinern seinen Urlaub an Bord verbringen und unterwegs über Karies-Prophylaxe aufgeklärt werden, während man am Kuchenbüfett steht?
Frühbucher haben Pech gehabt
Blöd nur, wenn das Schiff erst verchartert wird, wenn zu dem Zeitpunkt bereits normale Kreuzfahrten gebucht wurden. Da hat der Kunde das Nachsehen. Dabei ermuntern Kreuzfahrt-Unternehmen Urlauber mit Rabatten und Trommelwirbel-Werbung, wie etwa „Sichern Sie sich die günstigsten Preise auf See“ oder „Verpassen Sie nicht die Chance, sich die besten Kabinen zu sichern“, so früh wie möglich zu buchen, am besten zwei Jahre im Voraus.
So sind bei TUI Cruises seit Mitte März 2025 die Fahrten bis März 2027 buchbar. Doch wer voller Vorfreude zu früh reserviert, kann eine böse Überraschung erleben. Mehrere Monate nach Buchungsstart hat das Kreuzfahrt-Unternehmen einen dicken Fisch an Land gezogen, den ersten Re-Sale-Vollcharter. Das bedeutet: Ein Unternehmen hat ein ganzes Schiff für ein paar Tage gechartert, um selbst diese Kreuzfahrt zu verkaufen.
Der Fitness-Anbieter Hyrox wird also eine Kreuzfahrttour auf der „Mein Schiff 4“ mit Platz für gut 2500 Gästen selbst vermarkten. Genau in dem Zeitraum, in den Herbstferien 2026, war jedoch bereits eine elftägige „Inselperlen im westlichen Mittelmeer“-Tour schon lange im Verkauf. Mit Frühbucherrabatt gab es die zum Beispiel ab 2109 Euro in der Balkonkabine mit Flug nach Mallorca.
Überraschendes Absage-Schreiben
Die betroffenen Reisenden haben Post bekommen. „Lieber Mein-Schiff-Gast“, beginnt das Standard-Schreiben, „vielen Dank, dass Sie sich für eine Kreuzfahrt mit der Mein-Schiff-Flotte entschieden haben. Ihre gebuchte Kreuzfahrt (...) kann leider nicht wie geplant stattfinden.“
Dann aber wird es piefig, wie Norddeutsche Kleinlichkeit nennen. Statt den ausgebooteten Gästen deren Anzahlung automatisch zurückzuzahlen, wandelt TUI Cruises das Geld der Kunden in ein virtuelles „Bordguthaben“ um. Das ist bequem, weil das Unternehmen sich dann nicht um die lästige Rückabwicklung der Beträge kümmern muss. Wer die Anzahlung lieber ausgezahlt haben will, muss sich selbst darum kümmern.
Als „kleine Wiedergutmachung“, so heißt es im Anschreiben, werden zehn Prozent Ermäßigung für eine Neubuchung in Aussicht gestellt. Doch die zehn Prozent errechnen sich lediglich aus der geleisteten Anzahlung. Das wären gerade mal läppische 52,70 Euro (zehn Prozent von durchschnittlicher 25-Prozent-Anzahlung auf 2109 Euro).
Die Betroffenen machen bereits in Kreuzfahrt-Foren wie forum.pooldeck24.de ihrem Ärger Luft: „Absolute Frechheit“ oder auch „Das ist doch ein Witz, oder?“, heißt es da.
Wer übrigens eine Versicherung mitgebucht hat, bleibt auf diesen Kosten sitzen. Denn die läuft ja bereits seit Vertragsbeginn. Und wer meint, er könne mit der Ermäßigung die sportliche Tour beim Fitness-Anbieter Hyrox buchen, der irrt. Da gilt der Minirabatt auch nicht.
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