1. Unterschätze nicht die Bedeutung örtlicher Gepflogenheiten und grundlegender Verhaltensregeln. Wer schlechtes Benehmen als Ausdruck besonderer Coolness versteht, schadet sich meist selbst. Höflichkeit und Rücksicht öffnen Türen – mit respektvollem Auftreten wirst du freundlicher empfangen und profitierst mehr von deiner Reise. Absolut garantiert!

2. Eine aktuelle Studie von zwei Tourismuswissenschaftlern der Universität Otago in Neuseeland hat dreizehn Touristentypen identifiziert, die Einheimische an beliebten Reisezielen regelmäßig auf die Palme bringen. Besonders unbeliebt sind die „Kultur-Ignoranten“ – Reisende, die kulturelle und soziale Normen der Gastbevölkerung bedenkenlos missachten.

Ganz nach dem Motto: Warum nicht in Venedigs Kanälen baden, auf einer antiken Statue in Rom picknicken oder am Ground Zero in New York grinsend und lautstark für ein Foto posieren?

3. Kaum weniger beliebt, so die Studie, sind die „Störer“: Touristen, deren Verhalten die Lebensqualität und den Tagesablauf der Anwohner beeinträchtigt. Dazu zählen vor allem die Feierwütigen, die etwa nach Amsterdam, Prag oder Bangkok reisen, um auf offener Straße im Stadtzentrum auszutesten, wie betrunken oder bekifft sie werden oder wie viele Ärsche sie angrabschen können, ohne mit Konsequenzen rechnen zu müssen.

Zu den Störern gehören auch Urlauber, die den botanischen Garten mit lauter Musik beschallen, im Supermarkt pöbelnd für Aufsehen sorgen, den Gottesdienst in der Kirche mit ständigem Gequatsche torpedieren oder ihren Abfall auf dem Sitz der Straßenbahn zurücklassen.

4. Betreten verboten? Ach, das gilt bestimmt nicht für mich! Doch, das tut es. Die erwähnte Studie reiht die „Sicherheitsmuffel“ ebenfalls in die Top Five der frustrierendsten Touristentypen.

Sie setzen sich leichtfertig über Sicherheitshinweise und -maßnahmen hinweg, was immer wieder zu eigenen Verletzungen oder unnötigen Gefahren für andere führt – häufig im Zusammenhang mit riskanten Selfies.

5. Damit kommt die Studie zum Typus des „Drauflos-Fotografierers“, der bei jeder Gelegenheit anderen im Weg steht. Seit der Erfindung der Kodak-Kamera im Jahr 1888 halten Touristen ihre Reisen mit Fotos fest. Doch die Smartphones haben das Fotografieren unterwegs revolutioniert – heute muss jeder Blickwinkel eingefangen werden, am besten mit sich selbst im Bild.

Der Selfie-Wahnsinn hat zudem die Influencer-Kultur hervorgebracht, bei der es weniger um echte Erlebnisse geht, sondern um das Sammeln von Followern und Likes. In dieser Welt zählt das Bild mehr als die eigentliche Erfahrung.

6. Blockiere nicht beliebte Foto-Spots, nachdem du bereits eine ganze Fotosession mit dir im Vordergrund gemacht hast. Und bitte, überprüfe deine Bilder nicht seelenruhig vor Ort – die nächsten Besucher warten längst. Die Welt ist nicht deine persönliche Bühne. In diese Kategorie zählt auch, beim Autofahren nicht mitten auf der Panoramastraße anzuhalten oder gar in einer unübersichtlichen Kurve an, um Fotos von der spektakulären Szenerie zu machen.

Auch die weltberühmte Brücke – so verlockend sie für einen Schnappschuss sein mag – ist kein geeigneter Ort für einen Halt am Steuer. Für Fußgänger gilt: Bleib bei hohem Besucheraufkommen nicht auf dem engen Gehweg stehen, um Fotos zu machen oder in aller Ruhe die möglichen Wegvarianten auf deinem Handy zu studieren.

7. Knipse nicht unbedacht Fotos von Einheimischen in traditioneller Tracht, als wären sie Exponate in einem Museum. Generell ist ungefragtes Fotografieren von Menschen, besonders in privaten Situationen, schlichtweg unhöflich bis übergriffig. Auch die hübsche Signorina am Marktstand oder der knackige Barkeeper verdienen es, vorher um Erlaubnis gefragt zu werden. Schließlich möchtest du vermutlich auch nicht, dass dich fremde Leute einfach so ablichten.

8. Misstraue den Empfehlungen auf Social Media. Instagram, Facebook, YouTube, TikTok und Co. sind überschwemmt von „Hidden Gems“ – sogenannten Geheimtipps, die sich in der oft als überlaufene, millionenfach besuchte Strände, Vintage-Läden, Trendviertel, Galerien, Cafés, Dachterrassenbars oder Hotels entpuppen.

Schall und Rauch ist häufig die Devise bei den digitalen Plattformen. Die pittoresken Fotos der spektakulären Schaukel in den scheinbar menschenleeren balinesischen Tegalalang-Reisterrassen zeigen nicht die kilometerlange Schlange der Wartenden dahinter. Influencer präsentieren inszenierte Momente, denen wir nachjagen – obwohl wir ahnen, dass sie oft „fake“ sind.

9. Drängle dich nicht an Warteschlangen vorbei oder schubse gar jemanden aus dem Weg, nur um schneller zum Ticketschalter, zur Aussichtsplattform oder zur Eisdiele zu gelangen.

10. Sei nicht so bequem wie die Masse: Gehe überall dort, wo Züge, Busse oder Schiffe Touristen ausspucken, immer mindestens 500 Meter weiter als alle anderen. So entgehst du den Menschenmengen und typischen Touristenfallen.

11. Ein Phänomen ist, dass Touristen die Mahlzeiten mit Sightseeing kombinieren und essend umherwandern. In vielen Ländern stößt das auf wenig Sympathie, in Italien ist es gar verpönt. Denn für die italienische Küche – sei es nur eine Pizza oder ein Teller Pasta – darf man schließlich ein wenig ungeteilte Aufmerksamkeit erwarten.

12. Möchte man sich als ultimativer Tourist outen, reicht es, sich großzügig über die lokale Kleiderordnung in fernen Ländern hinwegzusetzen. Dabei sind die Regeln denkbar einfach: In Japan und Südkorea mit Schuhen einen Tempel oder ein Privathaus betreten? Bitte nicht. In islamischen und buddhistischen Regionen mit unbedeckten Schultern und Knien religiöse Stätten besuchen? No way.

In Saudi-Arabien, Indonesien oder Malaysia ohne Kopftuch in eine Moschee oder ein Regierungsgebäude? Was für eine Frage. Oben-ohne-Baden in Dubai, Abu Dhabi oder anderen Emiraten? Ganz schlechte Idee – es sei denn, man strebt unfreiwilligen viralen Ruhm und eine saftige Geldstrafe an.

Auch im Vatikan ist heiliger Boden kein Laufsteg! Im Petersdom und der Sixtinischen Kapelle gilt ein klarer Dresscode: Hosen, Röcke und Kleider müssen mindestens knielang sein, die Schultern bedeckt. Wer mit Minirock, ärmellosem Top, Spaghetti-Trägern, bauchfreien Oberteilen oder tiefem Ausschnitt erscheint, riskiert selbst im Hochsommer, vor verschlossenen Türen zu stehen.

13. Verzichte darauf, an historischen Gebäuden, Monumenten oder Naturdenkmälern Spuren zu hinterlassen, wie etwa das Einschnitzen von Namen, Telefonnummern oder Symbolen in Felsen oder antike Strukturen. Auch ein Graffiti wertet das kulturelle Erbe kaum auf.

14. Lass die Pflanzen und Steine da, wo sie sind – historische Stätten und Naturdenkmäler sind keine Souvenirläden! Bei Ausfuhr, zum Beispiel aus Naturschutzgebieten, drohen saftige Geldstrafen.

15. Die Koikarpfen im Seerosenteich brauchen nicht von dir gefüttert zu werden. Dies gilt auch für alle anderen wilden Tiere im Park oder gar in der ungezähmten Natur.

16. Ferngesteuerte Videodrohnen liefern zwar atemberaubende Luftaufnahmen, doch überlasse das Fliegen lieber den Vögeln. Zudem ist der Einsatz der Geräte an vielen Orten strikt untersagt.

17. Das „Set-Jetting“, bei dem Filme oder TV-Serien zu bestimmten Reisezielen inspirieren – wie „Game of Thrones“ in Kroatien oder „The White Lotus“ auf Sizilien und nun in Thailand – mag ein globaler Trend sein. Doch angesichts des enormen Besucherandrangs an diesen zweifellos faszinierenden Drehorten ist äußerste Zurückhaltung geboten.

18. An Ostern, Christi Himmelfahrt, Pfingsten und allgemeinen Feiertagen gilt: Nie, nie, nie die allseits beliebten, allzu offensichtlichen Reiseziele besuchen. So ersparst du dir und den Anwohnern zusätzlichen Stress zu den Spitzenzeiten.

19. Denke nicht, dass du ohne eine frühzeitige Online-Reservierung in die maurische Palastanlage Alhambra in Granada oder das Kolosseum in Rom hineinspazieren kannst. Auch an vielen anderen Orten, die von der Unesco zum Welterbe erklärt wurden, sind aufgrund des Overtourism strikte Zugangsbegrenzungen unvermeidlich. Kümmere dich daher vorab um „Skip-the-Line“-Tickets, sodass du weniger Zeit in Warteschlangen vor weltberühmten Sehenswürdigkeiten verbringen musst.

20. Meide kostenlose Besuchertage in renommierten Museen um jeden Preis – das gesparte Geld wiegt das Gedränge nicht auf. Nutze stattdessen späte Öffnungszeiten. Viele Museen öffnen an bestimmten Abenden länger, etwa freitags im Louvre, donnerstags im Musée d’Orsay in Paris oder freitags und samstags im Met in New York. Dann sind Tourgruppen weg, und die meisten individuellen Touristen sitzen beim Abendessen.

Die wenigen Besucher sind meist Einheimische, die weder Selfies machen noch berühmte Kunstwerke blockieren – sie kennen sie bereits. Zur Planung helfen Plattformen wie avoid-crowds.com und crowdalerts.com, die die ruhigsten Zeiten angeben. Auch Google ist hilfreich: In der rechten Seitenleiste eines Museumseintrags findet sich oft der Abschnitt „Stoßzeiten“ – eine einfache Grafik zeigt, wann die Besucherzahlen am höchsten und niedrigsten sind.

21. Beschwere dich nicht über den Dichtestress, die brütende Sommerhitze und die exorbitanten Übernachtungspreise in der Hochsaison am Mittelmeer – niemand zwingt dich, im Juli und August die unweigerlich überfüllten Ferienhochburgen aufzusuchen.

Wer clever plant und es sich einrichten kann, reist antizyklisch: Der Herbst ist der neue Sommer für Badeferien. Auf den Balearen, an der türkischen Riviera oder auf den griechischen Inseln der südlichen Ägäis bleibt das Meer im Oktober oft noch angenehme 24 Grad warm. So verlängerst du die warme Jahreszeit, während es zu Hause bereits merklich kühler wird.

22. Bleib gelassen, auch wenn der Übertourismus nervt – er ist längst Teil unserer Reisekultur. Und offen gesagt, ist man heute am Nordpol oder in Asturien kaum weniger ein Tourist als in Florenz, Lissabon oder Dubrovnik.

Praktisch unbeachtete Ecken der Welt können mittlerweile über Nacht zu Hotspots werden: Ein paar Kurzvideos auf Instagram oder TikTok – und schon stürmen Horden von Reisenden das urtümliche umbrische Hügeldorf oder die abgelegene griechische Inselbucht.

23. Ja, das Menschengewimmel, das Gedränge und die langen Warteschlangen können ganz schön an den Nerven zehren. Im schlimmsten Fall wird man sogar von wütenden Einheimischen mit Wasserpistolen bespritzt, die gelegentlich auf diese Weise gegen die Touristenflut vorgehen. Doch das ist kein Grund, gegenüber Guides, Sicherheitskräften oder anderen touristischen Mitarbeitern beleidigend zu werden oder deren Anweisungen zu missachten. Sie können nichts dafür.

24. Sei nicht so lernfaul! Eine kleine Anstrengung, dich vor der Reise mit der lokalen Sprache vertraut zu machen, kann definitiv nicht schaden. Einfache Höflichkeitsformen wie „Hallo“, „Bitte“ und „Danke“ sind das Mindeste.

Wer darüber hinaus ein paar wertschätzende Ausdrücke beherrscht, kann bei den Einheimischen wahre Wunder bewirken – vielleicht wirst du mit dem begehrten Ecktisch im Restaurant belohnt oder bekommst noch schnell den letzten freien Platz im Ausflugsbus.

25. Verplane nicht deinen ganzen Tag, indem du von einem vermeintlichen Highlight zum nächsten hetzt. Die sogenannten Must-sees und Top-Ten können einer Reise zwar Struktur verleihen, aber nicht unbedingt bleibende Erinnerungen schaffen. Oft sind es die unbekannten Ecken oder zufälligen Begegnungen, welche die Reise im Rückblick prägen.

Man ist gut beraten, nicht stur an den Empfehlungen von Reiseführern oder Apps festzuhalten, sondern sich auch treiben zu lassen und dem Zufall Raum zu geben. Unvergessliche Erlebnisse kann man überall haben – man muss nur darauf vertrauen, sie ohne Anleitung zu erkennen, das Bewusstsein für den Moment schärfen und bereit sein, sich überraschen zu lassen.

Ganz im Sinne des englischen Krimiautors G.K. Chesterton: „Der Reisende sieht Dinge, die ihm unterwegs begegnen. Der Tourist sieht nur das, was er sich vorgenommen hat zu sehen.“

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