Elon Musk und Donald Trump waren Tag für Tag die Hauptfiguren im Internet und in Washington. Dann begann der reichste Mann der Welt mehr und mehr in den Hintergrund zu rücken. Auf der Plattform Truth Social, wo Trump dafür bekannt ist, seine ungefilterten Gedanken zu teilen, hatte der US-Präsident Musk früher alle paar Tage erwähnt; seit über einem Monat hat er jedoch nichts mehr über ihn gepostet.

Auch Trumps Fundraising-Organisation hat weitgehend aufgehört, E-Mails zu versenden, in denen der Tesla-Chef namentlich erwähnt wird. Der Name des Milliardärs, der einst aus den Briefings des Weißen Hauses nicht wegzudenken war, wird heute kaum noch erwähnt. Selbst Kongressabgeordnete haben ihn aus ihren Newslettern gestrichen.

Es ist eine bemerkenswerte Veränderung für jenen Mann, der in den ersten Tagen der zweiten Trump-Regierung scheinbar omnipräsent war. Musk war im Oval Office, bei Kabinettssitzungen und an Bord der „Air Force One“ zugegen. Er nahm an der Amtseinführung teil und saß in der Galerie des Repräsentantenhauses, als Trump in seiner ersten Rede vor dem Kongress seine harte Arbeit lobte. Er posierte mit dem Präsidenten und einer Reihe von Teslas auf dem Rasen des Weißen Hauses.

Doch Musks bemerkenswerte Präsenz in Washington gehört laut einer Analyse von „Politico“ der Vergangenheit an. In Trumps sich rasch wandelnder zweiten Amtszeit scheint Musks Monopol auf den politischen Diskurs, die Berichterstattung und die sozialen Medien gebrochen zu sein, was unter anderem darauf zurückzuführen ist, dass Trump und die Republikaner fast aufgehört haben, über ihn zu sprechen.

„Ich vermisse ihn“, sagte der republikanische Senator John Kennedy, der den US-Bundesstaat Louisiana vertritt. Dabei könnte Musks schwindende Präsenz für die Republikaner politisch von Vorteil sein. Öffentliche Umfragen zeigen, dass Musk weitaus unbeliebter ist als Trump.

Anfang des vergangenen Monats verloren die Republikaner zudem eine wichtige Richterwahl in Wisconsin, bei der Musk sowohl ein wichtiger Geldgeber als auch Wahlkampfthema war. Und in Washington werden die Sparbemühungen von Musks Abteilung für Regierungseffizienz zwar fortgesetzt, sie treten jedoch angesichts des Zoll- und Haushaltsstreits in den Hintergrund.

Musk bleibt wichtiger Geldgeber

Die Republikaner meiden es zurzeit, Musk in den Vordergrund zu stellen – distanzieren sich aber auch nicht von ihm. Werden sie nach ihm gefragt, äußern sie sich nach wie vor positiv über Musk. Natürlich wollen sie, dass er sie mit seinem riesigen Vermögen, seiner Armee von Anhängern und seinem Einfluss in den sozialen Medien bei zukünftigen Wahlen unterstützt.

Während Senator Kennedy argumentierte, dass Musks Rückzug für die im kommenden Jahr anstehenden Midterm-Wahlen „keinen Unterschied machen wird“, glauben andere, dass der beste Weg für den Tech-Milliardär, der Partei zu helfen, nicht unbedingt darin liege, in einer Wahlkampagne vor 2026 eine zentrale Rolle zu spielen.

„Die Umfragen zu seiner Beliebtheit zeigen im Grunde, dass Elon einen großartigen Job macht, wenn er dabei ist“, sagte David McIntosh, CEO des konservativen „Club for Growth“. „Und hoffentlich bleibt er noch lange dabei, übernimmt aber nicht die Rolle eines Wahlkampfvertreters.“ Der Tesla-Chef, der auf seiner Social-Media-Plattform X eine riesige Anhängerschaft hat, wird wahrscheinlich nicht ganz von der Bildfläche verschwinden.

Im Internet wird die Abkehr der Trump-Regierung von Musk jedoch bereits kontrovers diskutiert. Das Weiße Haus weicht Fragen aus, ob Musk zur politischen Belastung geworden ist – ebenso wie der Frage, warum Trump ihn inzwischen seltener erwähnt.

„Die Mission von DOGE (Musks Abteilung für Regierungseffizienz, Anm. d. Red.) – Verschwendung, Betrug und Missbrauch zu bekämpfen – wird sicherlich fortgesetzt. Die DOGE-Mitarbeiter, die in ihren jeweiligen Behörden eingestellt wurden, werden weiterhin mit dem Kabinett von Präsident Trump zusammenarbeiten, um unsere Regierung effizienter zu machen“, teilte Trumps Pressesprecherin Karoline Leavitt in einer Erklärung mit.

Doch es ist nicht nur Trump. Auch die wichtigsten Berater des Präsidenten sowie die offiziellen Accounts des Weißen Hauses haben weitgehend aufgehört, Fotos und Inhalte zu veröffentlichen, in denen Musk erwähnt wird.

Inzwischen nutzt Trump nicht einmal mehr den Namen von Musk, um Geld einzunehmen. Noch im Februar wurde Musk in E-Mails an Unterstützer über Spendenaktionen fast täglich erwähnt: ein Zeichen dafür, dass der Tesla-CEO als Hebel galt, um bei der Trump-freundlichen Online-Basis Spenden zu sammeln. „Ich liebe Elon Musk! Die Medien wollen uns spalten, aber das funktioniert nicht. Er ist großartig“, hieß es in einer Fundraising-Nachricht vom 27. Februar.

Doch seit Anfang März wurde Musk in Fundraising-Aufrufen plötzlich nicht mehr erwähnt. Seitdem hat Trump nur eine einzige Fundraising-Nachricht verschickt, in der Musk eine Rolle spielt: Im Mai warb eine E-Mail für eine „Gulf of America“-Kappe, die Musk anprobiert hat. Trump hatte den Golf von Mexiko in Golf von Amerika umbenennen lassen.

Bedeutungs- und Popularitätsverlust

Musks Bedeutungsverlust im Weißen Haus hat konkrete Konsequenzen: Er wird seltener in den Nachrichten erwähnt und taucht seltener in Google-Suchanfragen auf. Das steht im großen Kontrast zur Aufmerksamkeit, die er als zentrale politische Figur noch im Wahlkampf und schließlich als Berater der Trump-Regierung zum Bürokratieabbau genossen hatte.

Einige Republikaner betrachten Musk mittlerweile regelrecht als politisch „toxisch“. Auch Umfragen zeigen: Die Wähler sehen Musk tendenziell weitaus negativer als Trump. Im Vergleich zu vor einigen Monaten ist die Zustimmungsrate des Tesla-CEOs in fast allen Gruppen gesunken, darunter auch bei unabhängigen Wählern und solchen ohne Hochschulabschluss.

Erhebungen von Navigator Research ergaben Anfang dieses Frühjahrs, dass die DOGE-Behörde an Popularität verliert, wenn sie mit Musk in Verbindung gebracht wird. Umfragen von Data for Progress ergaben Ende April, dass die meisten Wähler Musk nicht mehr in der Regierung wissen wollen, sobald seine 130-tägige Amtszeit als Sonderbeauftragter Ende Mai ausläuft – oder sogar noch früher.

„Die Öffentlichkeit hat die Bemühungen, verschwenderische Ausgaben in Washington zu kürzen, unterstützt – aber nicht die Art und Weise, wie dies geschehen ist“, sagte der republikanische Meinungsforscher Frank Luntz. „Musks Mission, Verschwendung in Washington einzudämmen, war sicherlich hilfreich. Aber die Sprache, die er verwendet hat, war es nicht.“

Senator Jim Justice aus West Virginia, ein enger Verbündeter Trumps, bezeichnete Musk als „Patrioten“, der „wirklich versucht, seine Zeit zu opfern und viel Gutes zu tun“. Er räumte jedoch ein, dass der Tesla-Chef für Unruhe gesorgt habe. „Wir sind zu nah an den Zaun gekommen. Wir sind zu weit gegangen“, sagte er. „Jetzt passen wir uns einfach an. Das ist der Prozess, der gerade stattfindet.“

Neue Prioritäten

Neben politischen Bedenken spiegelt Musks Rückzug aus dem Rampenlicht aber auch die sich schnell verändernden Prioritäten in den ersten Monaten von Trumps Präsidentschaft wider. Zunächst standen die Kürzungen bei DOGE im Vordergrund. Diese Bemühungen werden zwar fortgesetzt, geraten aber im Vergleich mit anderen Initiativen Trumps in den Hintergrund, etwa seinen Strafzöllen und umstrittenen Abschiebungen.

Obwohl Musk in der Öffentlichkeit inzwischen weniger präsent ist, bedeutet das nicht, dass er keinen Einfluss mehr hat. Erst letzte Woche gehörte er zu jenen Tech-CEOs, die Trump auf seiner Auslandsreise nach Saudi-Arabien begleiteten. Dort schüttelte er der politischen Führung die Hand und hielt eine Rede auf einem Investitionsforum.

Die radikalen Maßnahmen von DOGE, die von einem von Musk eingestellten Mitarbeiterteam geleitet werden, dürften auch nach seinem offiziellen Ausscheiden als Sonderbeauftragter der Regierung fortgesetzt werden. Sowohl Republikaner als auch Demokraten gehen davon aus, dass der Tech-Milliardär, der 290 Millionen Dollar aus eigener Tasche in die Wahlen 2024 gesteckt hat, weiterhin eine wichtige Rolle in der Politik spielen wird.

Einmischung in Wisconsin

Derweil versuchen die Demokraten, das Momentum zu nutzen. Monatelang hat die Partei Strategien ausgearbeitet, um den unbeliebten Milliardär mit republikanischen Gegnern in umkämpften Wahlkreisen in Verbindung zu bringen. Musk ist für die politische Linke zu einem so mächtigen Feindbild geworden, dass die Demokraten ihn auch vor den wichtigen Gouverneurswahlen in Virginia und New Jersey in diesem Jahr sowie bei den Midterm-Wahlen im kommenden Jahr ins Spiel bringen wollen.

„Letztendlich ging es nie nur um Elon Musk, sondern um den Elon-Musk-ismus“, sagte Jesse Ferguson, ein Stratege in der demokratischen Partei. „Er hat das Drehbuch (der Republikaner, Anm. d. Red.) geschrieben. Und es geht nicht um theoretische Schuldzuweisungen, sondern um den realen Schaden, den Musk und Trump angerichtet haben und der bis zu den Midterm-Wahlen vor Gericht verhandelt werden wird.“

In Wisconsin stellten die Demokraten im April Musk ins Zentrum der Wahl zum Obersten Gerichtshof des Bundesstaates. Dabei spielte sicherlich auch eine Rolle, dass der Tesla-Chef ein wichtiger Geldgeber des konservativen Kandidaten war und in dem Bundesstaat Wahlkampf betrieb.

Mehrere Werbespots für die liberale Richter-Kandidatin Susan Crawford konzentrierten sich hauptsächlich oder ausschließlich auf Musk. Eine Zeit lang erwähnten die Demokraten nur Musk – aber nicht Trump – in sozialen Medien und Statements.

Der Wahlkampf wurde zu einem Referendum über die Trump-Regierung im Allgemeinen und Musk im Speziellen. Richterin Crawford, die liberale Kandidatin, die Musk in einer Anzeige vorwarf, einen Sitz im Gericht „kaufen“ zu wollen, gewann mit 10 Punkten Vorsprung – in einem Bundesstaat, den Trump im November des vergangenen Jahres knapp gewonnen hatte.

„Er ist fertig, erledigt, weg. Seine Umfragewerte sind miserabel. Die Leute hassen ihn“, sagte ein Mitarbeiter der Republikaner, der anonym bleiben wollte. „Er denkt, er könnte nach Wisconsin fahren und die Stimmen der Menschen kaufen, einen Käsehut tragen und sich wie ein Neunjähriger benehmen. ... Das funktioniert nicht. Das ist beleidigend für die Menschen.“

Musk bleibt Projektionsfläche

Nicht nur in Wisconsin hängen sich die Demokraten weiter an Musk auf. Der Tesla-Chef ist auch regelmäßig Thema in den Ankündigungen demokratischer Kongresskandidaten von Pennsylvania bis Illinois und Kalifornien – sowohl in sicheren als auch in umkämpften Wahlkreisen.

Vor der anstehenden Wahl in New Jersey wird der Bundesstaat seit einigen Wochen mit Werbespots geflutet. Von den sechs Demokraten, die sich am 10. Juni dort um die Gouverneurswahl bewerben, haben vier Musk in Fernsehwerbespots erwähnt.

In den jüngsten Werbespots wird jedoch vermieden, Musk zum Hauptgegner zu erheben – in den Spots, in denen Musk erwähnt wird, wird er meist neben Trump gezeigt. In anderen wird er sogar nur am Rande erwähnt oder kurz auf dem Bildschirm eingeblendet. Musk spielt nicht länger die Hauptrolle.

Dieser Text erschien zuerst bei „Politico“. Gekürzt und redaktionell bearbeitet von Klaus Geiger.

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