Polizei nimmt fünf Mitglieder der „Letzten Verteidigungswelle“ fest – 14-Jähriger in Haft
Bei einer Polizei-Aktion am frühen Morgen wurden in Mecklenburg-Vorpommern, Brandenburg und Hessen fünf Verdächtige festgenommen. Sie sollen unter anderem Anschläge auf Flüchtlinge und politisch Andersdenkende geplant haben, wie die Karlsruher Behörde mitteilte.
Die fünf Verdächtigen, Benjamin H., Ben-Maxim H., Jerome M., Lenny M. und Jason R., sind deutsche Staatsangehörige. Sie gehören laut des Generalbundesanwalts (GBA) zu einer spätestens Mitte April 2024 gegründeten rechtsextremistischen terroristischen Vereinigung, die sich selbst „Letzte Verteidigungswelle (L.V.W)“ nennt. Nach WELT-Informationen ist Ben-Maxim H., der im hessischen Lahn-Dill-Kreis festgenommen wurde, erst 14 Jahre alt. Lenny M., dem der GBA versuchten Mord vorwirft, ist 15.
Neben den fünf am Mittwoch Festgenommenen ermittelt der GBA noch gegen drei weitere mutmaßliche Mitglieder der Gruppe, die bereits zuvor in Haft saßen. Die Namen der Verdächtigen gab der GBA mit Devin K., Claudio S. und Justin W. an.
Die heutigen Festnahmen erfolgten laut einer Pressemitteilung des GBA in Mecklenburg-Vorpommern (Landkreis Rostock und in Wismar), Brandenburg (Landkreis Oberspreewald-Lausitz) und Hessen (Lahn-Dill-Kreis). Über 220 Polizeibeamte waren im Einsatz.
Gleichzeitig wurden in Sachsen (Landkreis Leipzig) und Thüringen (Landkreis Altenburger Land und Ilm-Kreis) Durchsuchungen in insgesamt 13 Objekten angeordnet, welche immer noch andauern. Sie richteten sich auch gegen Devin K., Claudio S. und Justin W.
Politisch linkes Spektrum im Visier der Terrorzelle
Laut Generalbundesanwalt verstehen die Mitglieder der „Letzten Verteidigungswelle (L.V.W.)“ sich als letzte Instanz zur Verteidigung der „Deutschen Nation“.
„Ihr Ziel sei es, durch Gewalttaten vornehmlich gegen Migranten und politische Gegner einen Zusammenbruch des demokratischen Systems in der Bundesrepublik Deutschland herbeizuführen. Zu solchen Taten zählen insbesondere Brand- und Sprengstoffanschläge auf Asylbewerberheime und Einrichtungen des politisch linken Spektrums, dies gegebenenfalls auch mit tödlichem Ausgang. Bei Benjamin H., Lenny M. und Jason R. handelt es sich um führende Mitglieder der Vereinigung“, heißt es in einer Pressemitteilung.
Zwei Mitglieder sollen bereits im Oktober 2024 ein Feuer in einem Kulturhaus in Altdöbern gelegt haben. Durch Zufall wurden bei der Aktion keine Menschen verletzt. Es entstand ein Sachschaden in Höhe von ungefähr 500.000 Euro. WELT hatte bereits im März exklusiv berichtet, dass die in der Öffentlichkeit bisher als ungeklärt geltende schwere Brandstiftung in Altdöbern laut Ermittlern auf das Konto der „Letzten Verteidigungswelle“ geht. Bei der Brandstiftung wurde das Kulturzentrum „Kultberg“ zerstört, dessen Betreiber sich wiederholt gegen den Rechtsextremismus ausgesprochen hatten.
Anfang Januar 2025 sollen Lenny M., Devin K. und Claudio S. einen Brandanschlag auf eine bewohnte Asylbewerberunterkunft in Senftenberg geplant haben.
„Faszination für Gewalt und Brutalität“
Die „Letzte Verteidigungswelle“ gilt als eine von mehreren Gruppen, die seit etwa Mitte vergangenen Jahres vor allem in den sozialen Medien aktiv sind, aber auch mit diversen rechtsextremistisch motivierten Gewalttaten auffielen. Weitere wichtige Zusammenschlüsse dieses Milieus sind die Gruppen „Deutsche Jugend voran“ und „Jung und Stark“.
Das Bundesamt für Verfassungsschutz erklärte auf WELT-Anfrage: „Diese mobilisierungsstarken und gewaltorientierten rechtsextremistischen Gruppierungen konzentrieren sich insbesondere in den sozialen Medien auf die Werbung von jungen, internetaffinen, aktionsorientierten bis hin zu gewaltorientierten Personen.“ Es seien innerhalb kurzer Zeit „sehr dynamische und mobilisierungsfähige rechtsextremistische Gruppierungen entstanden“.
Gewalt und Terrorismus spielten dabei eine große Rolle. Der Verfassungsschutz warnt vor einer „Online-Subkultur“, bei der es um das „Nacheifern bestimmter (rechts-) terroristischen Taten“ gehe und innerhalb der „rechtsterroristische Umsturzfantasien und entsprechende Strategien diskutiert werden“. „Hier stehen weniger konkludente rechtsextremistische Weltbilder im Vordergrund als vor allem die Faszination für Gewalt und Brutalität.“
Auch die „Letzte Verteidigungswelle“ trat online äußerst aggressiv auf. Devin K., eines der festgenommenen Mitglieder, verbreitete im Netz etwa das Foto einer Uniform und eines Kalaschnikow-Gewehrs. „Bald ist es wieder soweit“, schrieb K. dazu. Auf anderen Accounts, die offenbar der Gruppe zuzuordnen sind, heißt es: „Zu Jeder Zeit Kampf Bereit“ (sic!) und „Steht's bereit für Tag X“.
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