Der russische Präsident Wladimir Putin und sein US-Kollege Donald Trump werden offenbar nicht an den geplanten Ukraine-Gesprächen am Donnerstag in der Türkei teilnehmen. Das Präsidialamt in Moskau veröffentlichte am Mittwochabend eine Liste der Teilnehmer seiner Delegation. Putins Name stand nicht auf dieser Liste.

Stattdessen soll unter anderem der Präsidentenberater Wladimir Medinski in die Türkei reisen. Zudem werden der stellvertretende Außenminister Michail Galusin, der Chef der Hauptdirektion des Generalstabs der russischen Streitkräfte Igor Kostjukow und der stellvertretende Verteidigungsminister Alexander Fomin an den Gesprächen teilnehmen. Kurz darauf sagte ein US-Regierungsvertreter, Trump werde nicht zu dem in Istanbul vorgesehenen Treffen fliegen. Der US-Präsident hielt sich am Mittwoch im Nahen Osten auf und hatte zuvor noch angedeutet, er könnte nach Istanbul weiterreisen.

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Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj brach dagegen nach Angaben eines Insiders in die Türkei auf. „Wir sind auf dem Weg“, sagte die Person der Nachrichtenagentur Reuters am Mittwochabend. Als Ziel wurde allerdings die Hauptstadt Ankara und nicht Istanbul genannt. Es war nicht klar, ob Selenskyj vorhat, nach Istanbul weiterzureisen.

Trumps Sonderbeauftragter Steve Witkoff hatte am Nachmittag angekündigt, er werde zusammen mit US-Außenminister Marco Rubio nach Istanbul reisen. Der russische Außenminister Sergej Lawrow wird dagegen offenbar nicht dabei sein. Dies berichtete die russische Zeitung „Kommersant“ ohne Angabe einer Quelle. Sein Name war am Abend auch nicht auf der Liste des Präsidialamts.

Das Treffen am Donnerstag hatte sich erst vor wenigen Tagen abgezeichnet. Die Staats- und Regierungschefs Deutschlands, Frankreichs, Polens und Großbritanniens hatten am Wochenende den Druck auf den Kreml erhöht. Sie drohten Putin mit einem weiteren Sanktionspaket, sollte er nicht einer 30-tägigen Feuerpause zustimmen.

Der russische Präsident ging nicht darauf ein und konterte mit dem Vorschlag, zwischen der Ukraine und Russland direkte Gespräche abzuhalten. Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj erklärte, er werde am Donnerstag in Istanbul auf Putin warten. Rückendeckung erhielt er von US-Präsident Donald Trump, der sich bereit erklärte, möglicherweise selbst nach Istanbul zu reisen.

Putin dagegen, der diese Gespräche vorgeschlagen hatte, befand sich in einer Zwickmühle: Wäre er selbst nach Istanbul gereist, hätte er Selenskyj, der in seinen Augen unrechtmäßig regiert, aufgewertet. Sagt er, wie nun geschehen, ab, könnte auch bei Trump die Einsicht reifen, dass der russische Präsident am Ende nicht ernsthaft an Friedensverhandlungen interessiert ist.

Ein Berater des Präsidenten sagte der staatlichen Nachrichtenagentur Tass, am Donnerstag sollen die im Frühjahr 2022 unterbrochenen Verhandlungen zwischen Moskau und Kiew wieder aufgenommen werden. Es waren die bisher letzten und einzigen direkten Gespräche zwischen den beiden Ländern seit Ausbruch des Krieges. Recherchen von WELT AM SONNTAG hatten gezeigt, dass sich beide Seiten recht nahe gekommen waren, bevor die Gespräche scheiterten.

Die EU hat mit neuen Sanktionen gedroht, sollte es zu keinen deutlichen Fortschritten in Richtung einer Feuerpause kommen. Bundeskanzler Friedrich Merz sagte am Dienstag, es könnten der russische Finanzmarkt und Energiesektor ins Visier genommen werden

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