Die Bundesanwaltschaft hat drei Ukrainer festnehmen lassen, die mutmaßlich in russischem Auftrag Anschläge auf den Gütertransport in Deutschland begehen sollten. Die Männer wurden in Deutschland und in der Schweiz festgenommen, wie die Behörde am Mittwoch in Karlsruhe mitteilte. Sie sollen vorgehabt haben, von Deutschland aus an Empfänger in der Ukraine Pakete mit Sprengvorrichtungen zu schicken, die sich beim Transport entzünden würden.

„Es ist auch für uns ein außergewöhnliches Ereignis“, sagte der NRW-Innenminister Herbert Reul (CDU) während einer kurzfristig anberaumten Pressekonferenz. „Es waren Brand- und Sprengstoffanschläge geplant.“

Verdächtige sollen Low-Level-Agenten sein

Die Festnahme von Vladyslav T. erfolgte der Mitteilung zufolge bereits am 9. Mai in Köln. Daniil B. wurde am 10. Mai in Konstanz von Beamten des Landeskriminalamts Baden-Württemberg festgenommen. Er soll laut „Bild“-Zeitung dort in einem Asylbewerberheim gewohnt haben.

Yevhen B. sei im Kanton Thurgau in der Schweiz verhaftet worden. Die Beschuldigten sind der Agententätigkeit zu Sabotagezwecken dringend verdächtig, heißt es in einer Mitteilung der Bundesanwaltschaft. Der entscheidende Hinweis sei durch den Verfassungsschutz ergangen.

Zwei der Männer wurden bereits dem Ermittlungsrichter am Bundesgerichtshof in Karlsruhe vorgeführt und sitzen in Untersuchungshaft. Der in der Schweiz festgenommene Beschuldigte soll nach Deutschland gebracht werden. NRW-Innenminister Reul sprach von „Low-Level-Agenten“, die zwar Anschläge verübten, aber keine Profis seien. Alle drei Männer seien vorher nicht polizeibekannt gewesen.

Verdächtiger verschickte Pakete mit GPS-Sendern

Die Agenten wollten offenbar den Gütertransport sabotieren. Der Bundesnachrichtendienst (BND), der Generalinspekteur der Bundeswehr, General Carsten Breuer, und das Bundesamt für Verfassungsschutz (BfV) haben in den vergangenen Monaten mehrfach vor russischer Sabotage und Spionage gewarnt.

Zum Auskundschaften von Transportwegen soll einer der nun Festgenommenen in Köln zwei Testpakete aufgegeben haben, in denen sich unter anderem GPS-Tracker befanden. So sollte offenbar herausgefunden werden, wo die Pakete am meisten Schaden verursachen würden. Nach Informationen der „Bild“-Zeitung wollten die Agenten für die Explosion der chemische Stoff Thermit verwendet werden, ein Gemisch aus Aluminium und Eisenoxid, das sehr hohe Temperaturen erzeugen kann.

Eventuell wollten die Verdächtigen die Pakete bei dem ukrainischen Dienstleister „Nova Post“, der auch Filialen in Deutschland hat, aufgeben. Dort sind Sendungen mit einem Gewicht von bis zu 30 Kilogramm möglich. Allerdings hätte auch DHL ein mögliches Anschlagsziel werden können.

Fälle von bekannter Sabotage durch Russland

Im November 2024 war ein Frachtflugzeug, das im Auftrag von DHL in Leipzig startete, kurz vor dem Flughafen von Vilnius abgestürzt, ein Besatzungsmitglied starb. Die Ermittler vermuteten bereits damals Sabotage als Unglücksursache.

Zuvor waren bereit Pakete mit Brandsätzen in Lagerhäusern des Logistikkonzerns DHL in Leipzig und im britischen Birmingham aufgetaucht, wo sie in Brand gerieten. Der inzwischen ausgeschiedene frühere BfV-Präsident, Thomas Haldenwang, hatte im damals gesagt, bei einem mutmaßlich von Russland initiierten Brand eines Luftfrachtpakets sei Deutschland im Juli nur knapp an einem Flugzeugabsturz vorbeigeschrammt.

Es sei nur einem glücklichen Zufall zu verdanken, dass das Paket damals noch am Boden im DHL-Logistikzentrum Leipzig und nicht während des Fluges in Brand geraten sei, sagte Haldenwang. Demnach bestand der glückliche Zufall darin, dass der Weiterflug des aus dem Baltikum stammenden Frachtpakets sich in Leipzig verzögerte. Das Paket hatte einen Brandsatz enthalten, der dort zündete und einen Frachtcontainer in Brand setzte.

In Polen hatte ein Paket einen DHL-Lkw in Brand gesetzt. Nach dem Brand in Leipzig leitete die Bundesanwaltschaft Ermittlungen ein. Laut dem damaligen Verfassungsschutzpräsidenten Thomas Haldenwang hätte die brennende Paketsendung einen Flugzeugabsturz auslösen können.

Aber auch anderweitig soll die Spionage zunehmen. Der BfV-Vizepräsident, Sinan Selen, sprach bei einer Veranstaltung zum Wirtschaftsschutz von fast täglichen Drohnenflügen über Militäranlagen und Unternehmen. Dabei gehe es nicht um „Spielzeugdrohnen“, betont er. Selen erinnert auch an den Brand in einer Halle in Großbritannien, in der Starlink-Equipment für die Ukraine gelagert worden sei. Die Zuordnung zu einem ausländischen Nachrichtendienst sei im Einzelfall manchmal schwierig, räumt der BfV-Vize ein. Schon die Summe derartiger Ereignisse sorge allerdings dafür, dass es auch ihm schwerfalle, an Zufälle zu glauben.

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