Wladimir Putin kümmern Russlands hohe Verluste wenig, sagt Politologe Christian Mölling. Wie im Krieg Kosten und Nutzen eiskalt abgewogen werden.

Ob in der Ukraine, im Nahen Osten oder im aufflammenden Konflikt der Atommächte Indien und Pakistan: Hochgerüstete Kriegsparteien zeigen immer wieder überraschende Schwächen in der Auseinandersetzung mit vermeintlich unterlegenen Gegnern. So ist es den Huthis im Jemen Ende April gelungen, einen US-Flugzeugträger mit Drohnen in Bedrängnis zu bringen. In ähnlicher Weise haben ukrainische Seedrohnen mit umgerüsteten Raketen im östlichen Schwarzen Meer vor wenigen Tagen moderne russische Kampfjets abgeschossen. "In vielen asymmetrischen Konflikten bringen Waffensysteme nicht die erwartete Überlegenheit", sagt Sicherheitsexperte Christian Mölling, Senior Advisor beim Brüsseler Thinktank European Policy Center in der neuesten Ausgabe des stern-Podcasts "Die Lage – International".

Mölling: Für Wladimir Putin steht das eigene politische Überleben im Vordergrund

Das liegt auch am parallelen Einsatz klassischer und neuer Technologien auf dem Schlachtfeld. "Kriege finden heute in unterschiedlichen Sphären gleichzeitig statt", so Mölling. Während etwa eine Seite klassische, bemannte Kampfflugzeuge oder Kriegsschiffe einsetze, habe die gegnerische Partei oft nur einfachere Systeme zur Verfügung – könne diese aber trotzdem militärisch effektiv nutzen, wenn es ihr gelinge, einen Schwachpunkt des Gegners zu treffen. Dazu komme die Frage des "Cost of killing", also die Kosten-Nutzen-Rechnung im Krieg, die für verschiedene Kriegsparteien sehr unterschiedlich ausfalle. Das werde zum Beispiel an den hohen Verlusten der russischen Armee in der Ukraine deutlich: "Putin misst da nach völlig anderen Maßstäben als wir", sagt Mölling. "Für ihn ist das eigene politische Überleben wichtiger als der Blutzoll."

Russland unter Putin Der ewige Krieger

Den aufflammenden Konflikt der Nuklearmächte Indien und Pakistan betrachtet Sicherheitsexperte Mölling mit Sorge. Der Verlust moderner französischer Rafale-Kampfjets aufseiten der indischen Armee mache deutlich, dass in der Einsatzplanung Fehler unterlaufen seien. "Offenbar haben wir es hier mit nicht sehr erfahrenen militärischen Operateuren zu tun", erklärt Mölling. Das erhöhe das Risiko gegenseitiger Fehlkalkulationen und einer unbeabsichtigten Eskalation. "Aus einer so hemdsärmeligen Operation kann etwas sehr Gefährliches werden", warnt der Experte.

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