Die Einstufung der gesamten AfD als „gesichert rechtsextremistische Bestrebung“ durch das Bundesamt für Verfassungsschutz hat die Debatte um die Partei neu entfacht. 67 Prozent der Bundesbürger stimmen aktuell „eher“ der Auffassung zu, dass die AfD rechtsextrem sei. Und 63 Prozent haben demnach „Angst, dass die Partei unsere Demokratie zerstört“. Das ist ein Ergebnis des aktuellen Deutschlandtrends, den Infratest Dimap im Auftrag von ARD-„Tagesthemen“ und WELT erhoben hat.

Offenbar hat die neue Einstufung aber nicht dazu geführt, dass die Sorgen wegen der Partei gestiegen sind. Vor der Europawahl im Juni 2024 hatten der Aussage „Ich halte die AfD für eine rechtsextreme Partei“ noch 71 Prozent zugestimmt – dieser Wert ist also um vier Prozentpunkte zurückgegangen.

Die Einschätzung fällt allerdings je nach Parteianhängerschaft stark unterschiedlich aus. Die Anhänger von SPD, Grünen und Linken halten die Partei jeweils zu weit mehr als 90 Prozent für rechtsextrem, bei den Unterstützern der CDU/CSU stimmen dieser Auffassung immerhin noch 83 Prozent zu. Von den AfD-Anhängern halten hingegen nur fünf Prozent ihre präferierte Partei für rechtsextrem. 82 Prozent von ihnen stimmen der Aussage zu, es sei ihnen „egal, dass die AfD als rechtsextrem gilt, solange sie die richtigen Themen anspricht“.

Diese Unterschiede in der Wahrnehmung setzen sich in anderen Bereichen fort. So finden es 96 Prozent der AfD-Anhänger gut, dass die Partei „den Zuzug von Ausländern und Flüchtlingen stärker begrenzen will als andere Parteien“; von den Anhängern der linken Parteien sagen das jeweils nur unter 20 Prozent, von den Unions-Anhängern 38 Prozent. Insgesamt stimmen 45 Prozent der Aussage zu.

Fahrt aufgenommen hat seit der Konstituierung des neuen Bundestages auch die Frage, wie im politischen Alltag mit der nun zweitgrößten Fraktion im Deutschen Bundestag umzugehen sei. 48 Prozent finden es „akzeptabel“, Gesetze einzubringen, „auch wenn diese nur mit Stimmen der AfD verabschiedet werden können“ – das sind vier Prozentpunkte mehr als noch vor drei Monaten. 35 Prozent finden die Wahl von AfD-Politikern zu Vorsitzenden von Bundestagsausschüssen akzeptabel. Und 32 Prozent fänden eine Koalition mit der AfD in Ordnung. Auch dieser Wert ist seit Februar um vier Punkte gestiegen.

Bemerkenswert dabei: Während Anhänger von SPD, Grünen und Linkspartei eine Zusammenarbeit mit der AfD jeweils mit überdeutlicher Mehrheit ablehnen, stehen die Unions-Anhänger Kooperationen flexibler gegenüber: 49 Prozent von ihnen befürworten die Einbringung von Gesetzen, auch wenn die AfD ihnen zustimmt; 17 Prozent sind offen für eine schwarz-blaue Koalition. In der Frage nach einem möglichen Verbot der AfD sind die Deutschen gespalten: 43 Prozent fänden ein Verbotsverfahren „angemessen“, 47 Prozent nicht.

59 Prozent halten Merz für „keine gute Besetzung“

Der Deutschlandtrend wurde von Montag bis Dienstagabend erhoben. Insofern ist ein Teil der folgenden Bewertungen unter Eindruck der Kanzler-Wahl von Friedrich Merz (CDU) zustande gekommen, ein Teil nicht.

Der neu formierten Bundesregierung sehen die Deutschen mit gemischten Gefühlen entgegen. 42 Prozent finden die Koalition von Union und SPD „gut“ oder „sehr gut“, 53 Prozent bewerten das Bündnis als „schlecht“ oder „sehr schlecht“. Die Ampel-Regierung von SPD, Grünen und FDP hatte bei ihrem Amtsantritt 2021 bessere Werte: Damals bewerteten 53 Prozent das Bündnis als „gut bis sehr gut“ und 43 Prozent als „schlecht bis sehr schlecht“.

In der Sonntagsfrage kann sich die Union im Mai wieder ein Stück von der AfD absetzen. Wenn an diesem Sonntag Bundestagswahl wäre, würde die CDU/CSU 27 Prozent erreichen (plus ein Punkt), die AfD 23 Prozent (minus eins). Die SPD käme auf 16, die Grünen auf elf und die Linkspartei auf zehn Prozent. BSW und FDP erreichen jeweils vier Prozent und würden es somit nicht ins Parlament schaffen.

Mit dem neuen Kanzler Merz fremdelt ein Großteil der Bürger offenbar. Nur 32 Prozent halten ihn für eine „gute Besetzung“, 59 Prozent tun das nicht. Sein Vizekanzler und neuer Finanzminister Lars Klingbeil (SPD) schneidet deutlich besser ab: 43 Prozent halten ihn für eine gute Besetzung. Die besten Werte von den abgefragten neuen Ministern erzielte Verteidigungsminister Boris Pistorius (SPD), den 73 Prozent für den richtigen Mann für sein Amt halten. Er ist der Einzige, dem eine Mehrheit attestiert, eine „gute Besetzung“ zu sein.

Zur Methodik: Für den repräsentativen Deutschlandtrend hat Infratest Dimap zwischen am 5. und 6. Mai 2025 1325 wahlberechtigte Bürger in 790 Telefon- und 535 Online-Interviews befragt. Die Fehlertoleranz liegt zwischen zwei und drei Prozentpunkten.

Sabine Menkens berichtet für WELT über Familien- und Bildungspolitik sowie innenpolitische Themen.

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