Es kommt einem Wunder gleich: Friedrich Merz wird an diesem Dienstag (sehr wahrscheinlich) Kanzler. Wie er das geschafft hat und was im Laufe des Tages sonst noch wichtig wird.

Guten Morgen, liebe Leserinnen und Leser,

nach dem Zapfenstreich ist vor der Kanzlerwahl. Am Montag Abend wurde Olaf Scholz verabschiedet (falls Sie es verpasst haben: Hier geht's zum Rückblick.), heute wird sein designierter Nachfolger Friedrich Merz vom Bundestag formell zum zehnten Bundeskanzler Deutschlands gewählt. Für diese sogenannte Kanzlermehrheit ist Merz auf mindestens 316 Stimmen der insgesamt 630 Bundestagsabgeordneten angewiesen. Union und SPD haben eine Mehrheit von zwölf Stimmen.

Wenn alles glattläuft – und danach sieht es derzeit aus – dann hat die Bundesrepublik nach fünf Monaten endlich wieder eine funktionierende Bundesregierung.

Was hat Merz mit Deutschland vor?

Dass Merz jemals so weit kommen würde, hatte sich in den letzten Wochen und Monaten abgezeichnet. Aber hätten Sie auch schon vor einigen Jahren damit gerechnet? Merz' Karriere war steinig, zuweilen qualvoll. Meine Kollegen Veit Medick und Jan Rosenkranz halten seinen Werdegang deshalb für ein Wunder.

2002 löste ihn Angela Merkel als Unionsfraktionschef und Oppositionsführer ab. Merz verschwand von der Bildfläche, eher er 2018 wieder zurückkehrte – als Systemsprenger, Merkel-Gegner, umstrittener Einzelkämpfer unter den Christdemokraten. Wie er es trotzdem zum Kanzler geschafft hat, haben Veit und Jan im Podcast "5-Minuten-Talk" rekonstruiert.

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Nun stellt sich nur noch die Frage, ob er einen Hauch von Merkels Sozialdemokratie mit ins Amt bringt und was der designierte Kanzler unbedingt als erstes angehen muss. Die Antworten hören Sie hier:

Ein Bericht des Portals "Politico" deutet zumindest darauf hin, dass die neue Groko mit dem Kurs der Vorgängerregierung brechen wird. Noch in ihrer ersten Sitzung heute will die CDU-geführte Bundesregierung mehr als zwei Dutzend Beauftragte, Sonderbeauftragte und Koordinatoren entlassen. Betroffen sind unter anderem

  • die Sonderbeauftragte für internationale Klimapolitik,
  • der Sonderbevollbemächtigte für Migrationsabkommen,
  • die Botschafterin für feministische Außenpolitik,
  • die Meeresbeauftragte
  • und der Beauftragte für die Planung der Zeitenwende.

Ersetzt werden sollen sie nicht, aber die Regierung Merz hat bestimmt andere Pläne. Na dann gutes Gelingen!

Papst gesucht. Qualifikationen: unbekannt

In Rom läuft derweil der Countdown zum Beginn der Papstwahl. Alle 133 wahlberechtigten Kardinäle sind im Vatikan eingetroffen, die letzten Vorbereitungen laufen auf Hochtouren. Heute Vormittag werden die Kardinäle die Köpfe zusammengesteckt, um über das Profil von Franziskus' Nachfolger zu beraten, bevor sie sich morgen für die Abstimmung in der Sixtinischen Kapelle einschließen.

Einer dieser Männer könnte der nächste Papst werden

Kardinal Pietro Parolin: Er ist die Nummer zwei des Vatikans – seit mehr als elf Jahren ist Parolin Kardinalstaatssekretär und dirigiert damit die Außenpolitik des Papstes. Der Italiener besuchte die päpstliche Diplomatenakademie und trat 1986 in den diplomatischen Dienst des Heiligen Stuhls ein. Staatskrise im Libanon, Krieg in der Ukraine – schon oft schickte Papst Franziskus ihn in politisch brisante Gebiete. Pietro Parolin ist 70 Jahre alt und könnte als Franziskus’ rechte Hand dessen engsten Kreis auf seiner Seite haben © Global Images Ukraine / Getty Images
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Was muss der neue Papst mitbringen? Soll er die Kirche weiter reformieren oder die katholischen Traditionen stärken? Worauf man sich wohl innerhalb und außerhalb der heiligen Mauern in Rom einigen können wird: Gütig und demütig sollte er sein, jemand, der auch über seinen Tod hinaus an die Ärmsten der Armen denkt.

Jemand wie Donald Trump, der mehr vor Selbst- als Nächstenliebe strotzt und sich qua Amt jedem Gott überlegen fühlt, dürfte den Katholiken eher nicht ins Bild passen – auch wenn der US-Präsident anderes behauptet. Einen Pluspunkt hätte ein Populisten-Papst à la Trump allerdings: Er würde der Kirche wieder die Aufmerksamkeit einbringen, die sie so dringend braucht.

Trump als Papst "Katholiken haben es geliebt"

Schwarze Dandys feiern in New York

Jedes Jahr am ersten Montag im Mai findet in New York der ausgefallene Met Ball statt. Eigentlich ist es eine Spendengala für das Metropolitan Museum of Art, aber den Teilnehmern und Zuschauern dürfte es eher um die Mode gehen. Sehen und gesehen werden, fasst es wohl ganz gut zusammen.

Katy Perry kreuzte bei der glamourösen Veranstaltung schon als Kronleuchter auf, Lady Gaga räkelte sich in Unterwäsche und Netzstrumpfhosen auf der Galatreppe, Harry Styles posierte in schwarzer Spitzenbluse, ... die Liste der ausgefallenen Roben und Gewänder ist lang, zeigt meine Kollegin Cathrin Wißmann in ihrer Fotostrecke.

Wie das bei solchen Events aber meistens ist, kann natürlich nicht jeder teilnehmen. Ein Ticket kostet 75.000 Dollar und am Tisch zahlen Gäste noch einmal mindestens 350.000 Dollar obendrauf. Wer sich das leisten kann, schön und gut, aber längst nicht alles. Denn wer in Festkleidung zum Bankett schreitet, liegt bei der Chefin der internationalen Modezeitschrift "Vogue", Anna Wintour. Die entschied sich auch in diesem Jahr für eine Starbesetzung, deren Kostüme es in sich hatten. Aber sehen Sie selbst:

Botschaft gegen Rassismus: Ein Met Ball (fast) ganz in Schwarz

Schnappschuss der US-amerikanischen Schauspielerin Teyana Taylor auf dem Weg zur Met Gala vor dem Carlyle Hotel © Andy Kropa / AP / DPA
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Was heute noch passiert

  • Kanadas neuer Premierminister Mark Carney besucht Donald Trump. Angenehm dürfte das Treffen nicht werden. Aber vielleicht ist es auch eine Chance, um die US-kanadische Freundschaft wiederzubeleben.
  • Anfang Mai gedenkt Europa traditionell dem Ende des Zweiten Weltkrieges. Heute starten die Feierlichkeiten in Polen. Niedersachsens Ministerpräsident Stephan Weil reist hin.
  • Und in Leipzig geht es heute um die Wurst: Das Bundesverwaltungsgericht beschäftigt sich mit der Frage, ob die essbaren Hüllen und Clipse an Würstchen beim Gewicht der Ware berücksichtigt werden sollen oder nicht. Geklagt hatte das Land Nordrhein-Westfalen, weil es davon ausgeht, dass die Teile nicht einberechnet werden.

Einen guten Start in den Dienstag wünscht Ihnen

Christine Leitner

  • Friedrich Merz
  • Papst
  • Angela Merkel
  • Donald Trump
  • Olaf Scholz
  • Große Koalition
  • CDU

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