• Der Wechsel von aus Katherina Reiche und Karsten Wildberger aus der Wirtschaft in die Politik stößt auf Kritik.
  • Ökonom Reint Gropp sieht unternehmerische Erfahrung bei Ministern als Vorteil, da sie Entscheidungsfreude und Praxiswissen mitbringen.
  • Gropp warnt jedoch vor Selbstüberschätzung und Interessenkonflikten bei Ministern mit Wirtschaftshintergrund.

Im neuen Kabinett von designiertem Bundeskanzler Friedrich Merz sollen unter anderem Katherina Reiche als Wirtschaftsministerin und Karsten Wildberger als Digitalminister sitzen. Beide hatten zuletzt Spitzenpositionen in der Wirtschaft inne: Reiche ist Vorstandsvorsitzende von Westenergie, einer Tochtergesellschaft des Energieversorgers Eon und Wildberger ist Manager von MediaMarktSaturn.

Der Wechsel von Wirtschaftsmanagern ins Bundeskabinett wurde zuletzt von der Linken scharf kritisiert. "Das Kabinett von Friedrich Merz ist, soweit wir das sehen können, ein Sammelbecken [...] von abgehalfterten Managern und Lobbyistinnen", sagte Parteichefin Ines Schwerdtner in Berlin.

Schnellere Entscheidungen

Der Ökonom Reint Gropp findet es jedoch grundsätzlich richtig, Ministerposten auch mit Personen aus der Wirtschaft zu besetzen. Der Präsident des Leibniz-Instituts für Wirtschaftsforschung Halle sagte MDR AKTUELL, es sei nicht verkehrt, wenn Minister Erfahrungen außerhalb der Politik gesammelt hätten.

Gropp sieht unternehmerische Erfahrung bei Ministerinnen und Ministern als Vorteil, weil sie Entscheidungsfreude mitbringen würden: "Ich bin der Meinung, dass eine Unternehmenskultur, wie sie vielleicht diese beiden neuen Minister mitbringen, nützlich sein kann, dass Entscheidungen schneller getroffen werden."

Interessenkonflikte möglich

Dennoch warnt Gropp vor Selbstüberschätzung: Politik sei komplexer als Unternehmensführung und brauche Ausgleich und Bescheidenheit: "Es müssen Leute sein, die nicht denken, bloß weil sie Media Markt managen konnten, dass sie deswegen auch Deutschland managen können. Das ist ein riesiger Unterschied", sagt der Ökonom.

Er räumte auch das Risiko ein, dass es zu Interessenkonflikten kommen könnte. Wer zuvor bestimmte Interessen vertreten habe, bringe diese oft unbewusst in den neuen Job ein. Das könne die Qualität politischer Entscheidungen beeinträchtigen.

MDR/dpa (jst)

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