Scheidende Kanzler werden traditionell mit einem Großen Zapfenstreich verabschiedet. Auch bei Olaf Scholz (SPD) ist dies am Montagabend der Fall. Die Musikstücke, die beim Großen Zapfenstreich gespielt werden, ziehen immer eine große Aufmerksamkeit auf sich, da sie oft politisch-kulturelles Statement betrachtet werden. Die Lieder werden von vielen Beobachtern gar als eine Art letzte „unausgesprochene Rede“ interpretiert.

Der „Spiegel“ berichtet nun, dass zwei der drei Stücke, die sich Scholz ausgesucht hat, Poptitel sein sollen. Dabei ist „In My Life“ von den Beatles – ein Lied von John Lennon über Verlust, Erinnerung und emotionale Reifung. Des Weiteren „Respect“, ein Soul-Stück, das ursprünglich von Otis Redding geschrieben wurde. Bekannt wurde es aber erst Aretha Franklin, die 1967 ihre eigene Version veröffentlichte, die wiederum zur Hymne für Bürgerrechte, Frauenrechte und Selbstbestimmung. Daneben soll auch etwas Klassisches gespielt werden – die „Brandenburgischen Konzerte“ von Johann Sebastian Bach, vermutlich als Anspielung auf Scholz‘ Wohnort und Wahlkreis.

„Mein Eindruck ist, dass sich der Bundeskanzler bei seiner Musikauswahl sehr treu geblieben ist. Er ist ein sehr ernsthafter, gewissenhafter und auch nüchterner Bundeskanzler gewesen. Und das wird sich auch in den Liedern widerspiegeln, die er gewählt hat“, sagte Regierungssprecher Steffen Hebestreit im „Berlin Playbook Podcast“ des Nachrichtenmagazins „Politico“. Die humoristischen Fähigkeiten von Scholz hält der Regierungssprecher vermutlich auch deshalb für allgemein unterschätzt. „Entgegen seinem öffentlichen Ruf ist auch der Bundeskanzler durchaus willens und in der Lage, sehr witzig und ulkig zu sein“, sagte Hebestreit weiter.

„Aber das ist etwas, das er nur in sehr, sehr vertrauter Runde macht – und nicht in größerer Öffentlichkeit. In den Genuss sind wir dann auch ab und zu gekommen.“ Bei Reisen habe sich mitunter eine Art „Klassenfahrt-Syndrom“ eingestellt: „Wie heißt das? Nach müde kommt albern.“

Über die Zukunftspläne des Kanzlers sagte der Regierungssprecher, Scholz (66) wolle sich als Bundestagsabgeordneter weiter intensiv um seinen Wahlkreis kümmern. Scholz werde „sein Bundestagsmandat im 21. Deutschen Bundestag ausüben“, sagte Hebestreit dem „Tagesspiegel“. Schon immer habe er als Abgeordneter „eine intensive Wahlkreisarbeit betrieben mit regelmäßigen Bürgergesprächen – daran will er festhalten“. Scholz hatte bei der von ihm als SPD-Kanzlerkandidat verlorenen Bundestagswahl im Februar sein Direktmandat in Potsdam verteidigen können.

Anders als Altbundeskanzler Gerhard Schröder (SPD) strebe Scholz auch keinen Posten in Unternehmen an, etwa in einem Aufsichtsrat. In seinen Beruf als Rechtsanwalt will Scholz ebenfalls vorerst nicht zurückkehren. „Seine anwaltliche Tätigkeit hat er seit seinem Einzug in den Deutschen Bundestag 1998 ruhen lassen – auch hier sind auf absehbare Zeit keinerlei Änderungen geplant“, sagte Hebestreit.

Auch er selbst habe keine Pläne. „Ich habe da gar keine Idee“, sagte der frühere Journalist im Podcast von „Politico“. Botschafter werden wolle er jedenfalls nicht. (Angela Merkels Ex-Regierungssprecher Steffen Seibert ist mittlerweile Botschafter in Jerusalem, d. Red.) Er benötige jetzt erst einmal eine „Phase des Verarbeitens“. Er wolle nun schauen, „was mich die nächsten 15 Jahre bis zur Rente noch interessieren könnte“.

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