Neues Portal für Arzttermine: Gute Idee, aber schwierige Umsetzung
- Der GKV fordert ein neues Portal zur Terminvergabe an Fachärzte. Die KV Sachsen verweist auf die Terminservicestelle, die bereits existiert.
- Gefordert wird eine gesetzliche Grundlage, damit Patienten und Ärzte nach einer Terminvermittlung verbindlich empfohlen werden können.
- Auch der Sozialverband VdK unterstützt das Vorhaben.
Arztpraxen sollen einen Teil ihrer freien Termine an eine zentrale Plattform melden, fordert der GKV-Spitzenverband. Das könne eine Krankenkassen-App sein, über die die Versicherten diese Termine dann auch buchen sollen.
Kombiniert werden solle das mit einer digitalen Ersteinschätzung, erklärt GKV-Sprecherin Janka Hegemeister: "Im ersten Schritt gebe ich dann meine Beschwerden und Symptome ein und bekomme dann eine Rückmeldung. Das kann sein: Gehen Sie morgen zum Hausarzt oder gehen Sie sofort in die Krankenhausnotaufnahme oder in eine Notdienst-Praxis. Aber die Empfehlung kann auch sein: Legen Sie sich ins Bett und trinken Erkältungstee."
KV Sachsen: Terminservicestelle kann als Vermittlung fungieren
Ziel sei unter anderem, die Notaufnahmen zu entlasten. Eine neue Plattform zur Terminvergabe sei eine Scheinlösung, sagt dagegen Stefan Windau. Der Vorstandsvorsitzende der Kassenärztlichen Vereinigung Sachsen spricht von Populismus und einer Marketing-Aktion zur Patientenbindung.
Termine, die nicht da seien, ließen sich auch nicht über eine weitere App vergeben. Windau sagt selbst, dass die Terminvergabe ein Problem sei, aber um das zu lösen, müssten die Patientinnen und Patienten besser durch das Gesundheitssystem gesteuert werden.
Dazu lägen längst Vorschläge auf dem Tisch, so Windau, es scheitere aber bisher an der Politik: "Es gibt bereits eine sehr gut funktionierende Plattform. Das ist die Terminservicestelle der Kassenärztlichen Vereinigungen. Die kann aber nur dann gut funktionieren, wenn die Steuerung der Patientenströme über dieses System verbindlich erfolgt."
Gesetzliche Grundlage: Vermittelter Arzt bei Servicestelle soll verpflichtend sein
Wer die Terminservicestelle in Anspruch nehme und eine entsprechende Empfehlung bekäme, für den müsse genau diese gegebene Empfehlung verbindlich sein. Das heißt also, dass der Patient dann auch zu dem Arzt muss, der ihm nach einer Ersteinschätzung zugewiesen wird und dieser Arzt ihn dann auch behandeln muss – im Prinzip also ganz ähnlich zu dem, was auch die Kassen vorschlagen.
Doch für diese Verbindlichkeit brauche es eine gesetzliche Grundlage, erklärt Mediziner Windau. Der Fehler liege also auch nicht bei den Kassen, sondern am fehlenden Mut in der Politik: "Wir brauchen einen gesamthaften Ansatz. Den gibt es schon, aber die Politik ist leider nicht bereit bisher – weil das unpopulär ist, weil das Wählerstimmen kosten könnte – eine verbindliche Regelung einzuführen. Und vor allem ist es völlig sinnlos, doppelte und dreifache Strukturen aufzubauen."
Die Terminservicestellen seien mit viel Geld aufgebaut worden und funktionierten strukturell. Aber mehr Termine gäbe es eben nur mit entsprechender Pflicht.
VdK: Patienten brauchen Verbindlichkeit bei Terminen
Das sieht auch die Präsidentin des Sozialverbands VdK, Verena Bentele, ganz ähnlich: "Am Ende brauchen wir vor allem Verbindlichkeit. Wo das dann geregelt ist – ob die Terminservicestellen verbindlicher geregelt werden oder es ein neues Portal gibt, da muss man nochmal drüber diskutieren. Doppelstrukturen brauchen wir auf keinen Fall. Man braucht in einer Struktur eine Verbindlichkeit, Transparenz und wirklich eine gute, patientenzentrierte Primärarztversorgung und Patientensteuerung."
Und auch die Patientinnen und Patienten, die mit digitalen Portalen überfordert seien, müssten mit bedacht werden, mahnt Bentele. Am Ende sind sich im Grundprinzip alle einig. Einzig die Politik will bisher nicht so mitziehen, wie es die Praktiker im Gesundheitssystem gerne hätten.
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