Der Spitzenkandidat der AfD in Sachsen-Anhalt, Ulrich Siegmund, steht nach einem Interview im „Politico“-Podcast „Berlin Playbook“ für eine Aussage zum Holocaust in der Kritik. Er wollte sich nicht auf den Holocaust als „schlimmstes Menschheitsverbrechen“ festlegen.

Der Brandenburger CDU-Bundestagsabgeordnete Sebastian Steineke kommentierte auf X: „Und der will Ministerpräsident in Sachsen-Anhalt werden? Die AfD ist unwählbar!“

Historiker Jens-Christian Wagner, Leiter der Stiftung Gedenkstätten Buchenwald und Mittelbau-Dora in Weimar, verurteilte auf X die Aussagen scharf und kritisierte die AfD: „Die AfD ist die Partei der institutionalisierten Holocaust-Verharmlosung. Der Geschichtsrevisionismus gehört zu ihrer ideologischen DNA.“

Daniel Eck, CDU-Mitglied und Kommunikationsberater, schrieb auf X: „Siegmund sucht sein Heil in Höckes 180-Grad-Wende der Erinnerungskultur. Die Relativierung deutscher Vergangenheit ist der Beginn einer dunklen Zukunft. So widerwärtig und erschreckend die Aussage ist, so unanständig ist dieser Mann.“

Auch Carlo Masala, Professor für Internationale Politik an der Universität der Bundeswehr München, zitierte die Aussage Siegmunds auf X und schrieb dazu: „Wie relativiere ich ohne zu relativieren.“

Das sagte Ulrich Siegmund zum Holocaust

Im Podcast sprachen Siegmund und Gordon Repinski, Executive Editor bei „Politico“ Deutschland, über die Haltung der AfD zur NS-Zeit und das Geschichtsverständnis der Partei. Zitiert wurde von Repinski etwa der „Vogelschiss“-Ausspruch des AfD-Ehrenvorsitzenden Alexander Gauland. Deutschland habe das größte Menschheitsverbrechen zu verantworten, daraus erwachse eine Verantwortung für Sprache, so Repinski.

„Der erste Schritt, wo ich aus der Geschichte lerne, ist, dass ich keine Sprachpolizei möchte“, sagte Siegmund. „Wenn ich sage: Das darfst du sagen, das darfst du nicht sagen, weil das vor 80 Jahren mal so und so war, dann beginne ich, eine Sprachpolizei einzurichten.“

Siegmund wurde gebeten, die Bedeutung der Jahre 1933 bis 1945 einzuordnen. Daraufhin sagte er: „Es ist bekannt, dass das über die gesamte AfD hinweg gleichsam als Tiefpunkt unserer Geschichte betrachtet werden muss.“ Dies müsse im historischen Kontext auch so gelehrt werden.

Die Frage lautete dann: Würden Sie auch sagen, dass das das schlimmste Menschheitsverbrechen ist? „Das maße ich mir nicht an zu bewerten, weil ich die gesamte Menschheit nicht aufarbeiten kann.“ Man müsse aus allen Verbrechen der Menschheit lernen.

Zuvor hatte er gesagt: Natürlich müsse man „immer aus Geschichte lernen, aber nicht nur aus einzelnen Aspekten der Geschichte, sondern aus der gesamten Geschichte“.

AfD nimmt Siegmund in Schutz

AfD-Politiker Rüdiger Lucassen kritisierte auf X die Frage nach dem Holocaust. Es sei eine Aufforderung zum Bekenntnis im Sinne der „reinen Lehre“ des aktuellen Zeitgeists und ein „Versuch der Machtausübung“, schrieb er. Siegmund habe „genau richtig reagiert“.

Tomasz Froelich (AfD), EU-Parlamentsabgeordneter, pflichtete Siegmund bei: „Vor dem Hintergrund der Verbrechen des Stalinismus, Maoismus und anderer Genozide ist die Aussage von Siegmund völlig zutreffend“, schrieb er auf X. Die Wahrheit sei: „Nicht derjenige, der eine Hierarchie der Genozide ablehnt, relativiert den Holocaust. Sehr wohl aber relativiert derjenige viele Genozide, der eine solche Hierarchie aufstellt.“

In Sachsen-Anhalt wird am 6. September kommenden Jahres ein neuer Landtag gewählt. Jüngste Umfragen sahen die vom Landesverfassungsschutz als gesichert rechtsextremistisch eingestufte AfD in den Befragungen deutlich vor der CDU auf Platz eins.

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