„Da ist eine Grenze“ – Offen gesteht Schwerdtner, dass sie der AfD-Politikerin die Hand verweigert
Eine reine Frauenrunde hatte sich die Redaktion von Markus Lanz am Mittwochabend ins Studio geladen: Zu Gast waren die Politikerinnen Ines Schwerdtner (Linke) und Beatrix von Storch (AfD), sowie die Journalistin Eva Quadbeck und Militärexpertin Claudia Major. Diskutiert wurde unter anderem über eine mögliche neue Wehrpflicht. Gastgeber Markus Lanz fragte denn auch direkt an die Adresse der beiden Politikerinnen: „Wo stehen Sie da?“.
Linken-Chefin Ines Schwerdtner stellte daraufhin klar: „Wir sind gegen die Wehrpflicht.“ Eine mögliche Wiedereinführung sei, so führte sie aus, „ein absoluter zivilisatorischer Rückschritt“. Sie plädierte dafür, dass die jungen Männer und womöglich bald auch Frauen „freiwillig entscheiden können, ob sie zur Armee gehen oder nicht“. Die zuletzt auch diskutierte Variante eines Losverfahrens lehnte sie entschieden ab, diese wäre „eine Art Wehrpflicht durch die Hintertür“.
Beatrix von Storch (AfD), deren Partei gerade eine Kehrtwende bei dem Thema hingelegt hatte (die AfD ist nun doch gegen eine Reaktivierung der Wehrpflicht), begründete dies damit, dass die AfD allgemein „die Landesverteidigung“ stärken wolle und dies durchaus durch die (Wieder)-Einführung der allgemeinen Wehrpflicht. „Was wir nicht wollen, ist das Rekrutieren jetzt für einen Krieg gegen Russland“, so die AfD-Politikerin. „Widersprüchlich“ fand dies Ines Schwerdtner und krittelte: „Sie haben eigentlich keine sinnvolle friedenspolitische Position.“
Kein Handschlag, weil „menschenverachtende Politik“?
Dass es zwischen den beiden Parteien vom jeweils äußersten politischen Spektrum auch auf persönlicher Ebene reichlich knirscht, wurde deutlich, als es um den Umgang miteinander ging. Linken-Chefin Schwerdtner gestand auf Nachfrage offen ein, dass sie Beatrix von Storch die Hand verweigere, da diese für eine „menschenverachtende Politik“ stehe. Exerziert habe sie diesen Umgang unter anderem am Rande von gemeinsamen Podiumsdiskussionen, wo Frau von Storch „wieder mal den Klimawandel geleugnet“ habe. „Haben Sie sie gegrüßt?“, hakte Lanz daraufhin etwas erstaunt nach. Ja, sie habe Frau von Storch begrüßt, so Schwerdtner. Woraufhin diese entgegnete, nein, sie habe gegrüßt und Frau Schwerdtner habe den Gruß nicht erwidert. Die Hand habe sie ohnehin nicht ausgestreckt, da sie gewusst hätte, dass dieser Gruß nicht erwidert worden wäre, so von Storch. Dennoch gab sich die AfD-Politikerin bei dem Thema betont gelassen.
Sie und Frau Schwerdtner hätten nun mal unterschiedliche Ansichten und in einer Demokratie gehöre es dazu, das auch auszuhalten. Dennoch konnte die AfD-Bundestagsabgeordnete sich eine kleine Spitze nicht verkneifen: „Die Hand zu reichen gehört in unserem Kulturkreis (...) einfach zu einem zivilisierten Umgang dazu, aber manche pflegen das weniger als andere“, erklärt von Storch. Markus Lanz blieb dran am Thema. Was Schwerdtner darauf erwidern würde?
Die wurde in ihrer Antwort ganz grundsätzlich und dozierte: „Ich predige in meiner Partei die Politik der revolutionären Freundlichkeit und ich mache das auch mit vielen Menschen auf der Straße“.
Lanz fiel der Linke-Politikerin ins Wort: „Sie sind also demonstrativ freundlich zu allen?“. Schwerdtner bejahte dies, betonte, dass sie, selbst wenn sie von Passanten beleidigt oder gar angeschrien werde, immer freundlich bleibe. „Ich muss aber den direkten politischen Gegner und denjenigen, die unsere Demokratie abschaffen wollen, (...) die menschenverachtende Politik vertreten, da ist bei mir eine Grenze. Auch meine revolutionäre Freundlichkeit endet irgendwann und das ist bei der AfD“, führte sie dann noch aus.
„Wir sind also offensichtlich in einer Situation, in der wir uns gegenseitig nicht mal mehr den Handschlag gestatten?“, entgegnete Lanz. Von Storch nutzte die Vorlage, dozierte über Menschlichkeit und Kulturverlust, kassierte aber einen Seitenhieb von Schwerdtner: „Sie wollen Menschen an der Grenze erschießen lassen, da können Sie mir doch nicht sagen, dass Sie mit Freundlichkeit Politik machen wollen“, ätzte diese. „Das sagt die Links-Partei-Vertreterin“, konterte von Storch und spielte damit auf die SED-Vergangenheit der Partei die Linke und die Mauertoten in der DDR an. All das, so die 54-Jährige, werde ihre Partei aber nicht stoppen: „Das halten wir aus.“
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