Es ist auf beiden Seiten des Atlantiks ein Dauerthema – und nun reagiert Washington: Aus Sorge vor Drohnen-Angriffen bei der Fußball-WM im kommenden Jahr fährt die US-Regierung den Schutz des Luftraums massiv hoch.

Laut Andrew Giuliani, dem Leiter der „Fifa World Cup 2026 Task Force“ des Weißen Hauses, plant die Regierung, ein 500-Millionen-Dollar-Programm aufzulegen, um Bundesstaaten und Kommunen beim Aufbau von Anti-Drohnen-Sicherheitsstrategien zu unterstützen. Dabei richtet sich der Blick auf das in den USA, Kanada und Mexiko ausgetragene Turnier, den 250. Jahrestag der Vereinigten Staaten und Olympia 2028 in Los Angeles.

Nach Angaben des Weißen Hauses stehen die Mittel allen 50 Bundesstaaten zur Verfügung, sollen aber besonders dazu dienen, die 104 Fußballspiele zu sichern, die in US-Stadien ausgetragen werden. Beamte stellen sich vor, dass städtische Polizeibehörden Handgeräte einsetzen, um Drohnen aufzuspüren und diese per Jamming-Technologie zu deaktivieren oder an ihre Startpunkte zurückkehren zu lassen.

„Alle – von den Gouverneuren über die verschiedenen Polizeipräsidenten in diesen Städten bis hin zum Chief Security Officer der Stadien – sagen, dass sie das brauchen, um die WM-Spielorte zu schützen“, sagte Giuliani im Gespräch mit „Politico“.

Schon im vergangenen Jahr hatte das Thema auch in Deutschland eine hohe Bedeutung für die Sicherheitsbehörden: Bei der EM 2024 galten strikte Drohnenregeln: Für jeden Spieltag richteten die Luftfahrtbehörden temporäre Gebiete mit Flugbeschränkungen rund um die Stadien ein; dort waren Flüge grundsätzlich untersagt. Ausnahmen gab es nur für behördliche Einsätze. Trotzdem gab es immer wieder Verstöße – allein 86 in Nordrhein-Westfalen.

In Europa ist die Nervosität ob des Einsatzes von Drohnen jüngst deutlich gestiegen: In Dänemark wurde der Flughafen Kopenhagen am 22. September für fast vier Stunden komplett geschlossen, nachdem „zwei bis drei große Drohnen“ über dem Platz gemeldet wurden; Dutzende Flüge verspäteten sich oder fielen aus.

Zeitgleich meldete Norwegen Störungen in Oslo, später wurden nach einer Pilotensichtung erneut ankommende Maschinen verzögert oder umgeleitet. Zusätzlich kam es zu zeitweisen Schließungen in Aalborg. In Schweden wurden Drohnen in Küstennähe zur Marinebasis Karlskrona gemeldet; schon 2022 hatte Stockholm Ermittlungen wegen Drohnen über mehreren Atomkraftwerken eingeleitet.

In Deutschland warnt das Bundeskriminalamt (BKA) explizit vor einer steigenden Anschlags- und Ausspähgefahr durch zivile Fluggeräte – auch im Blick auf Großereignisse. Die Nutzung in terroristischen Operationen habe sich etabliert. Die Polizei rüstet daher ihre Technik auf, mehrere Bundesländer bringen eigene Drohnenabwehr-Einheiten an den Start. Berlin beschafft aktuell ein Sensornetz, das Funkspektren analysiert, Flugbahnen verfolgt und Pilotenstandorte ermittelt.

Nach Plänen der Bundesregierung soll zudem noch in diesem Jahr eine Drohnenabwehr-Einheit bei der Bundespolizei starten. Außerdem soll ein geplantes Drohnenabwehrzentrum von Bund und Ländern in Betrieb gehen.

In Ausnahmefällen will Bundesinnenminister Alexander Dobrindt (CSU), dass die Bundeswehr der Polizei Amtshilfe im Inneren leisten kann. Die Bundespolizei soll „Drohnen in Baumwipfelhöhe“ bekämpfen, wie es Dobrindt ausdrückte. Kreisen die Flugkörper höher, kommt die Bundeswehr ins Spiel. Die Abwehr etwa „ausländischer Spionagedrohnen“ sei ein Verteidigungsfall, argumentieren die Juristen der Bundesregierung, also durchaus Job der Bundeswehr. Eine Grundgesetzänderung wäre damit nicht nötig.

Die Finanzierung bringt das Weiße Haus in eine kontroverse Debatte

Das neue Programm der Amerikaner wird aus Mitteln gestemmt, die durch das im Juli verabschiedete „One Big Beautiful Bill“ für das Heimatschutzministerium (DHS) bereitgestellt wurden.

Die Finanzierung bringt das Weiße Haus zudem stärker in eine kontroverse Debatte darüber, welche Strafverfolgungsbehörden Drohnen abfangen oder deaktivieren dürfen. Derzeit können das nur Bundesbehörden. Ein Gesetzentwurf im Repräsentantenhaus, der diese Befugnis auf die örtliche Polizei ausweiten würde, steckt fest. Die Regierung prüft Notfallpläne, die es dem Justizministerium erlauben würden, staatliche und lokale Behörden vorübergehend zu ermächtigen, unerlaubte Drohnen auszuschalten, falls der Kongress nicht handelt.

„Drohnen sind eine disruptive Technologie. Sie haben ein enormes Potenzial für Gutes wie für Schlechtes“, sagte Seb Gorka, Senior Director für Terrorismusbekämpfung im Nationalen Sicherheitsrat. „Wir werden die Durchsetzung der bestehenden Gesetze verstärken, um zwei Arten von Personen abzuschrecken: Bösewichte und Idioten – die Ahnungslosen und die Nachlässigen.“

Im August trafen Gorka und Giuliani Vertreter der lokalen Organisationskomitees in den elf US-Städten, die WM-Spiele ausrichten. Drohnen seien zu „einem zentralen Bestandteil“ der Planungen der Taskforce des Weißen Hauses geworden, sagte Giuliani. Der leitende Sicherheitsverantwortliche der Fifa, des internationalen Fußball-Weltverbands, hat Drohnen als größte Sicherheitsherausforderung für das 39-tägige Turnier identifiziert.

„Nehmen wir die WM als Anlass zur Eile“, sagte Giuliani, dessen Taskforce in Abstimmung mit dem Nationalen Sicherheitsrat, dem DHS und dem Justizministerium gebildet wurde und inzwischen täglich tagt: „In neun Monaten werden die WM-Spiele angepfiffen, und das kann man nicht verschieben. Also beschaffen wir die Ausrüstung, die nötig ist, um das Ganze so sicher wie möglich zu machen.“

Die Austragungsstädte der WM haben bereits Zugang zu einem Förderprogramm über 625 Millionen Dollar, das durch den „One Beautiful Bill Act“ geschaffen und jetzt vom DHS verwaltet wird, um Sicherheitskosten im Zusammenhang mit den Turniervorbereitungen zu erstatten.

Die USA, Kanada und Mexiko hielten in diesem Sommer in Mexiko-Stadt auch ein trilaterales Treffen zur Koordinierung der Drohnen-Abwehr ab. „Wir werden unsere Best Practices einbringen und unsere Mitgastgeber drängen, ebenfalls ihre Best Practices vorzulegen und sehen, was sich letztlich als Best Practices für alle drei Länder herauskristallisiert“, sagte Giuliani.

Über die WM hinaus verknüpft die US-Regierung die Drohnenpolitik mit breiteren industrie- und verteidigungspolitischen Zielen. Im Juni unterzeichnete Trump Präsidialerlasse zur Stärkung der Luftraumsicherheit, zur Beschleunigung der inländischen Drohneninnovation und zur Ausweitung kommerzieller Einsätze.

Heimatschutzministerin Kristi Noem, die Drohnen als Teil einer „Revolution der Waffentechnologie“ bezeichnet, warnte, sie würden „zum Schmuggel tödlicher Drogen, zur Attacke auf unsere Infrastruktur und zum Ausspähen der US-Verteidigung“ eingesetzt.

Auch in Europa wird das Thema wohl kaum wieder verschwinden. Wie real die Gefahr ist, zeigte Belgien vergangene Woche: In Antwerpen wurden drei junge Männer festgenommen, die laut Ermittlern einen „dschihadistisch inspirierten“ Anschlagsplan verfolgten. Die Zielperson: Premierminister Bart De Wever. Angebliches Tatmittel: eine mit Sprengstoff bestückte Drohne.

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