• Andreas Jung (CDU) und Nina Scheer (SPD) zeigen Verständnis für flexiblere Flächenziele, betonen aber, dass der Ausbau der Erneuerbaren gesichert bleiben müsse.
  • Experte Andreas Löschel kritisiert den Vorschlag, weil er die zentrale Rolle der Windkraft für die Energiewende gefährdet.
  • Gert Ziener von der Industrie- und Handelskammer Leipzig kritisiert das Hin und Her bei den Windenergiezielen und warnt vor fehlender Planungssicherheit für Investitionen und günstigen Strom.

Andreas Jung ist zuversichtlich, dass die ostdeutschen Ministerpräsidenten mit ihrer Forderung Erfolg haben werden. Der Vize-Chef der Unions-Fraktion im Bundestag und Sprecher für Klimaschutz begrüßt den Vorstoß der Länderchefs, das Flächenziel – wie er sagt– flexibler zu gestalten, betont aber, dass der Ausbau der Erneuerbaren weiterhin gesichert bleiben müsse.

Wichtig sei, die Potenziale der Länder – etwa Wind in einem, Sonne in einem anderen – effizient zu nutzen: "Da gibt es in einem Land mehr Wind, im anderen Land gibt es mehr Sonne. Ich verstehe es so, dass es bestmöglich in Einklang gebracht werden muss, damit wir die erneuerbaren Ziele erreichen und gleichzeitig kosteneffizient vorangehen", sagt Jung.

Risiken für Ausbau und Bürokratie

Auch die energiepolitische Sprecherin des Koalitionspartners SPD, Nina Scheer, zeigt Verständnis für den Vorstoß, warnt aber davor, den Ausbau der Windenergie einzuschränken. Das könne eine bremsende Wirkung erzeugen, sagt sie.

Scheer glaubt nicht, dass die Forderung eins zu eins vom Bund umgesetzt wird, weil man dafür zunächst herunterrechnen müsste, wie viel Energiegewinnung pro Land möglich beziehungsweise verpflichtend seien sollte: "Man müsste eine viel stärkere Verpflichtungsstruktur schaffen, als wir es jetzt haben. Das kann ganz schnell wieder einen bürokratischen Überbau bedeuten und das kann einen Rattenschwanz an Hemmnissen nach sich ziehen, auch wenn der Ansatz nicht als Hemmnis gedacht ist", sagt Scheer.

Windkraft als zentrale Säule der Energiewende

Kritik übt auch Andreas Löschel, Professor für Umwelt und Ressourcen-Ökonomik an der Uni Bochum. Der Energie-Experte, der auch zum Weltklimarat gehört, sagt, erneuerbare Energie sei nicht gleich erneuerbare Energie.

So könne zum Beispiel aus Windkraftanlagen in der Regel deutlich mehr Energie gewonnen werden als aus Photovoltaik-Anlagen. Denn Wind sei die wichtigste Technologie der Energiewende und eine vergleichsweise günstige Option. "Wenn wir das ersetzen, zum Beispiel durch noch mehr Auf-Dach-Anlagen, gewinnen wir de facto für die Energiewende nichts und das wäre genau das falsche Signal", sagt Löschel.

Wirtschaft fordert Planungssicherheit

Wenig begeistert ist auch die regionale Wirtschaft. Gert Ziener von der Industrie- und Handelskammer Leipzig spricht von einem ständigen Hin und Her bei der Energiewende – vor allem in Sachsen: "Die Windenergieziele sind seit 2022 vom Bund gesetzt. Erst war es sogar so, dass Sachsen die Ziele vorziehen wollte, dann wieder die Rolle rückwärts gemacht hat und jetzt kommt diese Geschichte. Es ist ein ziemlich großes Durcheinander und das bringt keine Planungssicherheit."

Genau die brauche es aber, damit die regionalen Unternehmen aus dem Energie-Sektor auch wirklich die Investitionen bekommen, mit denen sie bereits gerechnet haben. Außerdem sei die Wirtschaft auf günstigen Strom angewiesen, sagt Ziener. Und um den zu bekommen, müsse der Ausbau der erneuerbaren Energien dringend weiter vorangetrieben werden.

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