• Bentele gegen Streichung von Pflegegrad 1 – eher Angehörige entlasten
  • Auch SPD lehnt die Idee ab – Entrüstung bei Opposition und Verbänden
  • Mehr als 860.000 Menschen haben Pflegegrad 1 – vor allem zu Hause

Die Präsidentin des Sozialverbands VdK, Verena Bentele, lehnt eine Abschaffung des Pflegegrads 1 ab. Sie sagte bei MDR AKTUELL, es sei nicht damit getan, nur diesen Pflegegrad zu streichen. Es müsse vielmehr darum gehen, das Gesundheits- und Pflegesystem anders aufzustellen.

"Wir geben zu wenig Geld für Prävention aus" sagte Bentele. Gerade Pflegegrad 1 mit seinen niederschwelligen Leistungen helfe dabei, dass Menschen länger zu Hause bleiben können und noch nicht in ein Heim müssten: "Und das kann auch volkswirtschaftlich dafür sorgen, dass die Pflegekosten insgesamt nicht steigen", sagte Benetele. Demnach werden rund 85 Prozent der pflegebedürftigen Menschen zu Hause versorgt, kombiniert mit mobilen Pflegediensten oder Kurzzeitpflege – vor allem aber durch Angehörige. Sie zu entlasten forderte die VdK-Präsidentin erneut. Da aber "wäre die Streichung des Pflegegrads 1 nicht die richtige Maßnahme".

Auch die SPD hält nichts von der Idee

Schon am Sonntag hatte auch die SPD solche Überlegungen zurückgewiesen. Der gesundheitspolitische Sprecher Christos Pantazis sagte, die SPD-Fraktion verwahre sich entschieden dagegen. Die Union habe den Vorschlag schon in den Koalitionsverhandlungen gemacht und die SPD sie klar abgelehnt.

Zuvor hatte die "Bild" berichtet, dass es in der Koalition solche Überlegungen wieder gebe. Hintergrund sind demnach die finanziellen Probleme in der Pflegeversicherung. Wie konkret diese Überlegungen sind, blieb offen. Durch die Streichung könnten rund 1,8 Milliarden Euro eingespart werden.

Warnung vor solchen "Gedankenspielen"

Patientenschützer, Sozialverbände, Grüne und Linke warnten umgehend vor solchen "Gedankenspielen". Der Paritätische Wohlfahrtsverband sprach von einem "fatalen Signal" auch für pflegende Angehörige und der Sozialverband Deutschland einer Verunsicherung von Millionen von Menschen.

Die Bundesregierung sollte aufhören, für Verunsicherung und Frust bei pflegebedürftigen Menschen und Angehörigen zu sorgen.

Britta HaßelmannGrünen-Fraktionschefin

Grünen-Fraktionschefin Britta Haßelmann forderte, die Bundesregierung solle, anstatt an den falschen Stellen mit Einschnitten zu planen, endlich versicherungsfremde Leistungen aus dem Bundeshaushalt bezahlen und nicht erneut "für Verunsicherung und Frust bei pflegebedürftigen Menschen und ihren Angehörigen" sorgen. Die pflegepolitische Sprecherin der Linken im Bundestag, Evelyn Schötz, sprach von einem "sozialpolitischen Skandal".

Mehr als 860.000 Menschen mit Pflegegrad 1

Pflegegrad 1 beschreibt eine "geringe Beeinträchtigung der Selbstständigkeit" und ist der niedrigste von fünf Pflegegraden. Zumeist wird die so unterstützte Pflege von Angehörigen in den Wohnungen der Bedürftigen geleistet.

Barrierearmes Leben im Alter durch UmbautenBildrechte: picture alliance / dpa | Wolfram Kastl

Mit diesem ersten Pflegegrad können Leistungen der Pflegeversicherung beansprucht werden, etwa Zuschüsse zum Einbau einer barrierefreien Dusche und für Hilfsmittel wie Betteinlagen. Auch werden pro Monat bis zu 131 Euro erstattet, etwa wenn ein Pflegedienst beim Duschen, Einkaufen oder waschen hilft. Ende 2024 waren rund 863.000 Menschen in Pflegegrad 1 eingestuft.

dpa, KNA, AFP / MDR (isc, ksc)

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