Ein Flensburger Ladenbesitzer hat Besuch von der Polizei bekommen. Er hatte Juden in seinem Geschäft zu unerwünschten Personen erklärt. Die Empörung ist groß.

"JUDEN haben hier Hausverbot !!!! Nichts persönliches, auch kein Antisemitismus, kann euch nur nicht ausstehen"

Ein solches Schild im Schaufenster eines Geschäfts im schleswig-holsteinischen Flensburg lässt Erinnerungen an finsterste Zeiten wach werden – und sorgt in der Fördestadt für entsetzte Reaktionen. Die Polizei hat sich inzwischen eingeschaltet.

Flensburgs Oberbürgermeister ruft zu Kampf gegen Antisemitismus auf

Gedruckt und aufgehängt hat das Schild Ladenbesitzer Hans-Velten R. Das bestätigt der 60-Jährige dem "Flensburger Tageblatt", das zuerst über den Vorfall berichtet hatte. Er versucht, den Aushang mit dem Krieg im Gaza-Streifen zu rechtfertigen. "In Israel leben nun mal Juden, und ich kann ja nicht unterscheiden, wer für die Angriffe oder dagegen ist", sagt er der Zeitung.

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In der Flensburger Kommunalpolitik sorgt das Schild parteiübergreifend für Empörung. Oberbürgermeister Fabian Geyer verurteilt den antisemitischen Aushang scharf. Dass Juden der Zutritt zu einem Geschäft verweigert werde, erinnere "an die dunkelsten Kapitel der Geschichte Deutschlands". Dies habe in seiner Stadt keinen Platz. "Es handelt sich nicht um eine Meinungsäußerung, sondern um ein klares Statement gegen Juden in unserer Gesellschaft", so der parteilose Politiker in einer Videobotschaft. "Wir müssen Haltung zeigen." Es gehe darum, jederzeit für demokratische Werte einzutreten.

Der Beauftragte der Bundesregierung für jüdisches Leben in Deutschland und den Kampf gegen Antisemitismus, Felix Klein, verurteilt den Fall aufs Schärfste: "Das ist ein ganz klarer Fall von Antisemitismus und da muss man intervenieren", sagt Klein dem Sender Welt TV. Er begrüße es sehr, dass es bereits Anzeigen gegeben habe. Es gebe direkte Bezüge zur NS-Zeit, das dürfe in keiner Weise hingenommen werden. 

Auch der Historiker Ilko-Sascha Kowalczuk teilt seine Erregung bei X:

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Die Polizei Flensburg bestätigt dem stern am Donnerstagvormittag auf Anfrage, dass mindestens vier Anzeigen wegen des Schilds gegen Hans-Velten R. eingegangen seien. "Diese werden jetzt von der Staatsanwaltschaft auf mögliche Tatbestände hin geprüft", sagt ein Sprecher. Möglicherweise kommt Volksverhetzung in Betracht. 

Gleichwohl seien nach Bekanntwerden des Aushangs bereits am Mittwochabend Beamte in dem Laden vor Ort gewesen und haben das Abhängen des Schildes angeordnet – "zur Gefahrenabwehr", wie es heißt.

Stattdessen, so berichtet das "Flensburger Tageblatt", ist am Donnerstagmorgen mit einem Edding ein anderer Schriftzug von außen auf das Schaufenster geschrieben worden. "Nazis raus !!!"

Quellen: "Flensburger Tageblatt", Stadt Flensburg, Welt TV, Polizeidirektion Flensburg, Nachrichtenagentur DPA

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