„Um Unmoral zu verhindern“ – Taliban kappen Internet-Verbindung in mehreren Provinzen
Die afghanischen Taliban haben das WLAN als Hort der Unmoral identifiziert – und in der Provinz Balch verboten. Regierungsbüros, Privatunternehmen, öffentliche Einrichtungen und Haushalte in der Provinz im Norden des Landes hatten am Dienstag kein WLAN-Internet. Der Sprecher der Provinzregierung, Hadschi Attaullah Said, sagte der Nachrichtenagentur AP, aufgrund eines Erlasses von Taliban-Chef Haibatullah Achundsada sei der Internetzugang per Kabel in Balch gekappt. Das mobile Internet funktionierte indessen weiter.
„Diese Maßnahme wurde ergriffen, um Unmoral zu verhindern“, sagte Said. Für Notfälle werde eine Alternative geschaffen. Said machte keine Angaben darüber, weshalb das Verbot ausgerechnet für Balch gilt und ob es auf andere Provinzen ausgeweitet wird.
Der afghanische Nachrichtensender Tolonews meldete auch eine Sperrung des Kabelinternets aus fünf der insgesamt 34 Provinzen: Kunduz, Badachschan, Baghlan, Tachar und Balch, die allesamt im Norden des Landes liegen. Auch die Organisation Netblocks, die für die Beobachtung von Internetsperren bekannt ist, berichtete von einem Rückgang der Internet-Verbindung in dem Land.
Sondergesandter sieht „absurde und unkluge“ Entscheidung
Es ist das erste Mal, dass ein derartiges Verbot verhängt wurde, seit die Taliban im August 2021 die Macht übernommen haben. Die Behörden unterbrechen das Mobiltelefonnetz manchmal aus Sicherheitsgründen, um zu verhindern, dass Sprengsätze ferngezündet werden.
Nach ersten Berichten über ein Verbot sprach der ehemalige US-Sondergesandte für Afghanistan, Zalmay Khalilzad, von einer „absurden und unklugen“ Entscheidung. Dies schade nicht nur der Wirtschaft, sondern den Aussichten des ganzen Landes, schrieb er auf X. Sollte Pornografie die Bedenken begründen, wie im Land auch spekuliert wurde, könne diese leicht gefiltert werden, schrieb Khalilzad. Viele Länder in der islamischen Welt würden dies tun.
Das Komitee zum Schutz von Journalisten (CPJ) rief die Taliban zu einer Aufhebung der Blockade auf. „Das Verbot von Breitband-Internet ist eine beispiellose Verschärfung der Zensur, die die Arbeit von Journalisten und das Recht der Öffentlichkeit auf Information untergräbt“, sagte CPJ-Regionaldirektorin Beh Lih Yi.
Anwohner erwägen nun den Umzug in andere Provinzen
Ein Einwohner von Balch, der nicht genannt werden wollte, berichtete der AP, er habe schon vor Tagen Probleme mit dem Internet gehabt und seinen Dienstanbieter informiert. Dieser habe von einem technischen Problem gesprochen. „Die Sperrung des Internets ist für mich in einer so fortschrittlichen Zeit unbegreiflich“, sagte der Mann. Das mobile Internet nutze er nur selten, weil es langsam und teuer sei.
Eine schnelle und stabile Internet-Verbindung sei auch für seine Arbeit wichtig, bei der er mit Menschen und Unternehmen im Ausland zu tun habe. „Wenn dieses Verbot bestehen bleibt, wird es nicht nur meinem Geschäft schaden, sondern auch anderen, weil wir alle unsere Geschäfte über das Internet abwickeln“, sagte der Einwohner. Möglicherweise müsse er in eine andere Provinz umziehen.
Haftungsausschluss: Das Urheberrecht dieses Artikels liegt bei seinem ursprünglichen Autor. Der Zweck dieses Artikels besteht in der erneuten Veröffentlichung zu ausschließlich Informationszwecken und stellt keine Anlageberatung dar. Sollten dennoch Verstöße vorliegen, nehmen Sie bitte umgehend Kontakt mit uns auf. Korrektur Oder wir werden Maßnahmen zur Löschung ergreifen. Danke