„Verstörend und inakzeptabel“ – Dobrindt kritisiert Ausladung der Münchner Philharmoniker
Bundesinnenminister Alexander Dobrindt (CSU) will die Ausladung der Münchner Philharmoniker und ihres israelischen Dirigenten Lahav Shani von einem Musikfestival in Gent in Belgien zum Thema mit seinem belgischen Amtskollegen Bernard Qintin machen. Dobrindt sagte am Freitag in einem Interview mit WELT TV: Er finde die Situation „absolut inakzeptabel“. Er wolle das demächst bei einem Termin mit dem belgischen Innenminister ansprechen.
Als Innenminister seien sie zwar nicht zuständig für diesen Fall. „Aber es ist etwas, was man als Vorfall zwischen Ländern besprechen muss.“ Dobrindt bezeichnete die Ausladung des Orchesters wegen seines jüdischen Dirigenten als einen Vorgang, „der sehr, sehr, sehr verstörend wirkt“.
Das Flanders Festival hatte das Münchner Orchester am Mittwoch ausgeladen und dies damit begründet, dass sich der israelische Dirigent nicht explizit von der israelischen Regierung distanziere und auch Musikdirektor des Israel Philharmonic Orchestra sei. Die Festivalleitung begründete ihre Entscheidung mit politischem Druck und Protestaufrufen. Der 36-jährige Shani soll 2026 als Chefdirigent der Münchner Philharmoniker die Nachfolge von Valery Gergiev antreten. Die Absage aus Gent stieß auf heftige Kritik.
Bereits am Donnerstag hatte Kulturstaatsminister Wolfram Weimer schriftlich gegen die Ausladung des Orchesters bei der belgischen Regierung protestiert. Weimer sagte WELT TV: „Ich habe einen Brief geschrieben an meine belgische Amtskollegin und wir haben auch im Auswärtigen Amt die Kommunikation aktiviert, weil wir das nicht akzeptieren wollen, was dort passiert ist.“ Es erinnere „an die dunkelsten Zeiten des 20. Jahrhunderts“, wenn Künstler Hausverbote bekommen, weil sie Juden sind, weil sie aus Israel kommen.
Zuvor hatte bereits Belgiens Premierminister Bart De Wever die Ausladung kritisiert. Die Entscheidung sei zu Recht als antisemitisch bezeichnet worden, schrieb der Regierungschef auf X. „Jemandem allein aufgrund seiner Herkunft ein Berufsverbot aufzuerlegen, ist sowohl leichtsinnig als auch unverantwortlich“, so De Wever. „Ich bedauere die Entscheidung des Festivals zutiefst, die dem Ruf unseres Landes schweren Schaden zugefügt hat.“
Starpianist Igor Levit hatte am Donnerstagabend den „Tagesthemen“ der ARD gesagt, er sei „wütend und erschüttert“. Man knicke vor dem Druck der Straße ein, mahnte Levit. „Wir sprechen die ganze Zeit von der Freiheit der Kunst. Und jetzt kommt eine Institution wie das Festival in Gent und lädt ein deutsches Orchester mit seinem designierten israelisch-jüdischen Chefdirigenten aus – einzig und allein, weil er ein israelisch-jüdischer Chefdirigent ist, der – Zitat Festival – ‚Ruhe zerstört‘.“
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