Starpianist Levit „wütend und erschüttert“ – Botschaft beendet Partnerschaft mit Festival
Die Deutsche Botschaft in Brüssel zieht nach der Absage eines Konzerts der Münchner Philharmoniker mit ihrem israelischen Dirigenten Lahav Shani im belgischen Gent Konsequenzen. Die Zusammenarbeit mit dem Flandern-Musikfestival wurde beendet. Ein Sprecher bestätigte dies gegenüber der „Jüdischen Allgemeinen“.
Die Deutsche Botschaft war zuvor als Partner der Veranstaltung aufgetreten und hatte das Festival unter anderem auf den sozialen Medien beworben. Diese Beiträge seien inzwischen gelöscht und das Botschaftslogo von der Festival-Website entfernt worden. „Die Entscheidung und Begründung sind nicht nachvollziehbar“, schrieb der deutsche Botschafter in Brüssel, Martin Kotthaus, über den gestrichenen Auftritt auf X.
Das Flanders Festival Ghent hatte die kurzfristige Absage des für den 18. September geplanten Konzerts damit begründet, dass der in Tel Aviv geborene Shani auch Musikdirektor des Israel Philharmonic Orchestra ist. „Im Lichte seiner Rolle als Chefdirigent des Israel Philharmonic Orchestras sind wir nicht in der Lage, für die nötige Klarheit über seine Haltung dem genozidalen Regime in Tel Aviv gegenüber zu sorgen“, heißt es in einer Erklärung auf der Homepage des Festivals.
Die Regierung um Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu wurde vor drei Jahren demokratisch gewählt, wird aber auch in Israel kritisiert. Sie sitzt zudem nicht in der Küstenstadt und Wirtschaftsmetropole Tel Aviv, sondern in Jerusalem. Den Vorwurf des „Völkermords“ weist nicht nur Israel, sondern auch die deutsche Bundesregierung strikt zurück.
Der israelische Botschafter in Deutschland, Ron Prosor, bezeichnete die Ausladung als „puren Antisemitismus“. „Die Musiker, Besucher und Sponsoren des Festivals kommen aus aller Welt. Ausgerechnet der Dirigent aus Israel wird jedoch ausgeladen – das ist purer Antisemitismus“, sagte Prosor den Zeitungen der Funke Mediengruppe.
Die Veranstalter in Gent „hätten nicht deutlicher machen können, dass Juden dort unerwünscht sind“, sagte Prosor. „Ein Frontalangriff auf die Kunstfreiheit wird unter dem Deckmantel der Israelkritik verborgen.“
Levit: Festival knickt „vor Mob auf der Straße“ ein
Auch der jüdische Starpianist Igor Levit zeigte sich in einem Interview bei den „Tagesthemen“ der ARD „wütend und erschüttert“. Die Ausladung Lahav Shanis „als israelischer Künstler und auch nur weil er israelischer Jude ist“, bezeichnete er als kollektive Bestrafung für das gesamte Orchester.
Man knicke vor dem Druck der Straße ein, so Levit weiter. Dabei sei die Kernaufgabe von Kulturinstitutionen, Diskursraum zu sein, offen zu sein, zuzuhören, Menschen sein zu lassen. „Wir sprechen die ganze Zeit von der Freiheit der Kunst. Und jetzt kommt eine Institution wie das Festival in Gent und lädt ein deutsches Orchester mit seinem designierten israelisch-jüdischen Chefdirigenten aus – einzig und allein, weil er ein israelisch-jüdischer Chefdirigent ist, der – Zitat Festival – ‚Ruhe zerstört‘“. Mit einer solchen Aussage kapitulierten die Veranstalter „vor dem Mob auf der Straße“.
Schon zuvor hatte es heftige Kritik und Antisemitismus-Vorwürfe von politischen Stimmen gegeben. Kulturstaatsminister Wolfram Weimer sprach von einer „Schande für Europa“, Bayerns Kunstminister Markus Blume (CSU) von einem Antisemitismus-Skandal, die frühere Präsidentin des Zentralrats der Juden in Deutschland, Charlotte Knobloch, von einem der „krassesten Beispiele des aktuellen Judenhasses“.
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