Alkohol erst ab 18: Deutliche Mehrheit will höhere Altersgrenze als bisher
- Der Großteil der Befragten will die Regelung streichen, nach der junge Menschen ab 14 mit Eltern im Restaurant trinken dürfen.
- Aus Sicht einer Mehrheit ist der Konsum von Alkohol in Deutschland problematisch.
- Preise für alkoholische Getränke sollen nicht steigen, findet mehr als die Hälfte der Befragten.
"Der Kauf von Bier und Co. sollte frühestens ab 18 Jahren und der Kauf von Hochprozentigem ab aller frühestens 21 Jahren möglich sein. Das Mindestalter, um Alkohol trinken zu können, muss auch strenger kontrolliert werden", findet Jonas (23) aus Dresden. Auch Thomas (54) spricht sich in seinem Kommentar dafür aus, die bisher geltenden Altersgrenzen bei Alkohol deutlich nach oben zu setzen. "Eine Anhebung des Mindestalters auf 21 Jahre sowie verstärkte Prävention in Schulen und Vereinen würden den Einstieg verzögern", schreibt das MDRfragt-Mitglied aus dem Wartburgkreis. Bei der aktuellen Befragung des MDR-eigenen Meinungsbarometers haben fast 22.000 Menschen aus Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen mitgemacht. 7 von 10 Befragten (70 Prozent) sprechen sich grundsätzlich für ein Anheben der bisher geltenden Altersgrenzen für Alkohol aus. Ein großer Teil (57 Prozent) sieht dabei 18 Jahre als das richtige Mindestalter an. Bisher dürfen Jugendliche in Deutschland ab 16 Jahren Bier, Wein und Sekt selbst kaufen und trinken.
Damit gibt es unter den Teilnehmerinnen und Teilnehmern der aktuellen Befragung viel Zuspruch für Forderungen aus der Politik, die aktuellen Altersgrenzen für Alkohol zu überarbeiten. Dafür hatte sich zuletzt der gesundheitspolitische Sprecher der SPD-Bundestagsfraktion Christos Pantazis ausgesprochen. In zahlreichen Kommentaren machen allerdings Befragte ihre Sicht deutlich, dass höhere Altersgrenzen allein keinen großen Effekt hätten. So müsste zusätzlich beispielsweise stärker als bisher kontrolliert werden, ob Geschäfte wirklich Minderjährigen keinen Wein und kein Bier verkaufen. Doch selbst dann sieht Jens (64) aus Leipzig Lücken: "Altersgrenzen sind nur beschränkt wirkungsvoll. Der 18-jährige Kumpel besorgt dem 16-jährigen den Alkohol." Katrin (54) aus Mittelsachsen stellt den Sinn von Altersgrenzen gleich komplett infrage: "Verbote und unverhältnismäßige Regeln machen doch alles erst interessant. Wer Alkohol trinken will, der tut es."
"Begleitetes Trinken" ab 14 sollte abgeschafft werden
Das Jugendschutzgesetz lässt bisher zu, dass Jugendliche schon mit 14 Wein oder Bier trinken dürfen: Das ist erlaubt, wenn die Eltern oder andere Sorgeberechtigte etwa in der Gaststätte dabei sind. Dieses sogenannte "Begleitete Trinken" wollen die Gesundheitsminister der Länder verbieten. Immer wieder wird dabei darauf hingewiesen, dass Alkohol bei Jugendlichen und jungen Erwachsenen besonders schädlich sei. Alkohol ist ein Zellgift, auf das ein Gehirn in der Entwicklung empfindlicher reagiere. Laut der Deutschen Hauptstelle für Suchtfragen haben zwei Drittel der 12- bis 17-jährigen Jugendlichen schon einmal Alkohol getrunken.
In der aktuellen Befragung spricht sich eine klare Mehrheit dafür aus, die Regelung zum "Begleiteten Trinken" abzuschaffen. Dafür sind 8 von 10 Teilnehmenden (78 Prozent). Dazu gehört Bernd (69) aus dem Landkreis Zwickau: "Begleitetes Trinken in meinen Augen eine Nullnummer! Hat wohl eher eine Alibifunktion." Auch für Helene (74) aus Dresden gehört die Regelung abgeschafft: "Erziehungsberechtigte sollten Vorbild sein und nicht die Kinder beim Trinken begleiten."

2 von 10 Befragten (19 Prozent) sind dafür, Jugendlichen ab 14 das Trinken von Alkohol im Beisein etwa der Eltern weiter zu ermöglichen. Der Kommentar von Kathleen (50) aus dem Landkreis Sächsische Schweiz-Osterzgebirge steht stellvertretend für zahlreiche andere: "Begleitendes Trinken finde ich gut. So kann ich dem Kind beibringen, dass man ab und zu in Maßen trinken kann. Bei Verboten besteht die Gefahr, dass die Jugendlichen sich alkoholische Getränke besorgen, heimlich trinken und Schaden nehmen." Merle (23) aus Erfurt schreibt: "Ich habe einen guten Umgang damit gelernt. Irgendwann durfte man mal ein Schluck Sekt mittrinken und so weiter. So habe ich mein Limit und meinen Grenzen gut kennengelernt, selten Filmrisse oder Grenzüberschreitungen. Weil ich weiß, wie viel ich vertrage und wie gefährlich Alkohol sein kann."
Mehrheit empfindet Alkoholkonsum in Deutschland als problematisch
Im Schnitt werden in Deutschland pro Kopf jedes Jahr umgerechnet fast 11 Liter reinen Alkohols getrunken. Damit liegt unser Land etwas über dem europäischen Durchschnitt beim Alkoholkonsum. Der ist in Europa generell laut einem aktuellen Gutachten der Weltgesundheitsorganisation (WHO) "alarmierend hoch". 2 von 3 Befragten (63 Prozent) empfinden den Alkoholkonsum in Deutschland als problematisch.

Der Langzeitvergleich bei MDRfragt zeigt, dass sich an der Einschätzung in den letzten drei Jahren wenig geändert hat: Im September 2022 hielten ebenfalls zwei von drei Befragten (66 Prozent) den Alkoholkonsum in Deutschland für problematisch.
Im Altersvergleich wird deutlich, dass jüngere Befragte aktuell noch etwas kritischer bewerten, wie oft und wieviel Alkohol getrunken wird.
- 7 von 10 Teilnehmenden zwischen 16 und 29 Jahren (73 Prozent) empfinden den Alkoholkonsum als problematisch.
- 6 von 10 Teilnehmenden (60 bzw. 61 Prozent) sehen das so bei allen Befragten über 50 Jahren.
In zahlreichen Kommentaren beschreiben die Befragten ihren Eindruck, Alkohol gehöre für viele zum Leben zwingend dazu. Das habe auch Folgen für alle, die nicht trinken. Die müssen sich Fragen zum Nicht-Trinken stellen und fühlen sich bei Feiern oder Treffen schnell ausgeschlossen. Marie (29) aus Nordsachsen hat die Erfahrung gemacht: "Wenn man keinen Alkohol trinkt, wird immer wieder nachgefragt, warum nicht. Und es wird darauf gedrängt, auch nur ein kleines Schlückchen zu trinken. Vor allem die ältere Generation haben kein Verständnis und verstehen nicht, warum Menschen unter 35 nicht mehr so viel trinken wie sie."
Wenn man keinen Alkohol trinkt, wird immer wieder nachgefragt, warum nicht. Und es wird darauf gedrängt, auch nur ein kleines Schlückchen zu trinken.
Jörg (81) aus Jena schreibt: "Als Kind bin ich wie wir alle in der Familie erstmalig mit Alkohol in Kontakt gekommen. Später dokumentierte der Alkoholgenuss immer etwas Besonderes: Geburtstage, Festtage, Auszeichnungen, sportliche oder berufliche Erfolge!" Brigitte (74) aus Jena kommentiert: "Überall wird Alkohol angeboten. Bei Feiern, bei Eröffnungen, bei öffentlichen Veranstaltungen usw... Alkohol wird von vielen Politikern als 'Kulturgut' angesehen."
Mehrheit ist dagegen, Preise für alkoholische Getränke anzuheben
Bier, Wein und Schnaps sind aus Sicht von Experten in Deutschland bisher viel zu günstig. Deutlich höhere Preise könnten den Alkoholkonsum insgesamt senken. Das will eine Mehrheit in der aktuellen Befragung allerdings nicht: 5 von 10 Befragten (47 Prozent) wünschen sich, dass die Preise für Alkohol gleich bleiben. Jede und jeder zwanzigste Befragte (6 Prozent) findet sogar, die Preise sollten sinken. Der Altersvergleich zeigt, dass vor allem die jüngeren Befragten offen dafür sind, über die Preisschraube den Alkoholkonsum einzuschränken.
- 4 von 10 Befragten (36 Prozent) zwischen 16 und 29 Jahren finden, der Preis sollte gleich bleiben.
- Dafür sprechen sich 6 von 10 Befragten (56 Prozent) in der Altersgruppe über 65 Jahren aus.
In vielen Kommentaren wird deutlich, dass Befragte ähnliche Wege wie beim Eindämmen des Tabakkonsums bevorzugen würden. So schreibt Johanna (30) aus Dresden: "Man sollte mit Alkohol genauso verfahren wie mit allen anderen Drogen. Keine öffentliche Werbung mehr. Schock-Bilder auf den Flaschen und Dosen." Pauline (26) aus dem Jerichower Land kommentiert: "Ich fände es gut, Werbung für alkoholhaltige Produkte zu verbieten sowie keinen Alkohol mehr an den Kassen auszustellen und in Supermärkten gesonderte Abteilungen einzuführen." Ähnlich wie MDRfragt-Teilnehmerin Pauline verweisen zahlreiche Befragte auf die Regelungen wie etwa in Schweden. Dort werden Getränke ab einem bestimmten Alkoholgehalt in extra Geschäften verkauft, den Systembolagets. "Das würde sich durchaus lohnen. Die Schweden haben damit sehr gute Erfahrungen seit vielen Jahrzehnten gemacht", schreibt Patrick (56) aus Chemnitz.
Keine öffentliche Werbung mehr. Schock-Bilder auf den Flaschen und Dosen.
Jonas (23) aus Dresden schlägt noch einen weiteren Weg vor. Aus seiner Sicht sollte das Angebot von alkoholfreien Getränken nicht nur ausgebaut werden. Diese sollten zur "besseren" Alternative zu Bier, Sekt oder auch Gin werden: "Die Auswahl an alkoholfreien Bieren ist mittlerweile auch sehr groß und sie schmecken meiner Meinung nach sogar besser. Es ist wichtig, den Leuten, die es wegen des Geschmackes trinken, Alternativen zu bieten, um den Alkoholkonsum zu reduzieren." Das macht beispielsweise schon Peter (65) aus Erfurt: "Als leidenschaftlicher Biertrinker greife ich gern auch zu alkoholfreien Bieren, sowohl in geselliger Runde als Kraftfahrer, aber auch an heißen Sommertagen. Geschmacklich überzeugen viele alkoholfreie Biere, egal ob Weizen, Pils oder Helles. Daher fällt die Entscheidung für ein alkoholfreies Bier nicht sehr schwer. Insgesamt gibt es auch viele klassische alkoholfreie Getränke, die in ihrem Geschmack überzeugen und den Verzicht auf Alkohol auch in geselligen Runden erleichtern."
9 von 10 Befragten (89 Prozent) finden gut, dass es inzwischen zahlreiche alkoholfreie Getränke gibt. Für Anke (50) aus dem Landkreis Görlitz haben diese Getränke noch einen Vorteil: "Ich trinke gern alkoholfreies Bier, Wein und auch Sekt. Und man wird auch komischerweise nicht gleich hinterfragt, wenn man ein Weinglas in der Hand hat, auch wenn es alkoholfreier Wein ist. Hält man sich den ganzen Abend an Cola oder Saft fest, wird man immer schief angeguckt. Das nervt."
Über diese Befragung
Die Befragung: "Alkohol – Wo liegt unser Limit?" lief vom 15. bis 18. August 2025. Insgesamt haben 21.708 Menschen aus Sachsen (11.225), Sachsen-Anhalt (5.206) und Thüringen (5.277) mitgemacht.
Bei MDRfragt können sich alle anmelden und beteiligen, die mindestens 16 Jahre alt sind und in Sachsen, Sachsen-Anhalt oder Thüringen wohnen, denn: Wir wollen die Vielfalt der Argumente kennenlernen und abbilden. Die Kommentare der Befragten erlauben, die Gründe für die jeweiligen Positionen und das Meinungsspektrum sichtbar zu machen.
Da sich jede und jeder beteiligen kann, der möchte, sind die Ergebnisse von MDRfragt nicht repräsentativ. Die Ergebnisse von MDRfragt werden nach bewährten wissenschaftlichen Kriterien und Methoden anhand verschiedener soziodemografischer Merkmale wie Alter, Geschlecht oder Bildungsgrad gewichtet, um sie an die tatsächliche Verteilung in der mitteldeutschen Bevölkerung anzupassen.
Damit wird die Aussagekraft der Ergebnisse erhöht und es ergibt sich ein valides und einordnendes Stimmungsbild aus Mitteldeutschland. MDRfragt wissenschaftlich beraten und begleitet. Dabei geht es um die Weiterentwicklung des Angebotes ebenso wie über die Überprüfung der Aussagekraft, beispielsweise durch regelmäßige Validitätstests.
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