Die katholische Kirche beklagt einen „zunehmend tabulosen“ Vandalismus in Gotteshäusern. Zwar sei die Zahl der Delikte in den vergangenen Jahren nur leicht angestiegen, doch gingen die Täter immer brutaler und rücksichtsloser vor, sagte der Sprecher der Deutschen Bischofskonferenz, Matthias Kopp. Aus ihrem Verhalten spreche teils „offene Feindseligkeit gegenüber dem Christentum“.

„Aufgebrochene Opferstöcke und umgestoßene, auseinandergebrochene Kerzen waren immer ärgerlich, aber seit etwa 2015 haben wir es mit einer verschärften Dimension zu tun“, so Kopp.

Als Beispiele nannte er „Exkremente in Weihwasserbecken und Beichtstühlen, enthauptete Christus- und Heiligenstatuen, Zigarettenstummel und anderer Unrat vor Andachtsbildern, beschädigte Gebet- und Gesangbücher, umgestoßene Kirchenbänke, Altarbilder und ganze Altäre vernichtet durch Brandstiftung“. Hier gehe es nicht um Diebstahl, sondern um ganz gezielte Angriffe auf die christlichen Kirchen. Die „Rheinische Post“ hatte zuerst über das Thema berichtet.

Wirklich nur Sachbeschädigung? Für Gläubige ist es mehr

In die Polizeistatistiken gingen solche Delikte lediglich als „Sachbeschädigungen“ ein, doch für die betroffenen Gemeindemitglieder bedeuteten sie in aller Regel eine Verletzung ihrer religiösen Gefühle, sagte Kopp. „Das gilt in besonders kritischem Maß, wenn die liturgische Hauptausstattung Altar, Tabernakel, Ambo oder Taufstein geschändet und Christus- und Heiligenstatuen entwürdigt werden“, so Kopp. Hier nur „Sachbeschädigung“ festzustellen, gehe an der Realität vorbei. „Es wäre deshalb wünschenswert, wenn die staatlichen Profiler hier noch genauer hinschauen würden.“

Auch eine Sprecherin der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) sagte, es schmerze, wenn Kirchen beschädigt würden. „Denn das trifft nicht einfach Mauern und Steine, es trifft vor allem die Glaubenden, die sich dort geborgen fühlen. Und es zerstört ein Stück Vertrauen, dass Orte, die allen offenstehen, respektiert bleiben.“

Soziologe sieht Zunahme von antireligiösen Tendenzen

Der Religionssoziologe Detlef Pollack sagte der Deutschen Presse-Agentur, antikirchliche und antireligiöse Tendenzen hätten in Deutschland seit den 2010er Jahren stark zugenommen. „Das hängt wahrscheinlich mit den Missbrauchsfällen, dem kirchlichen Umgang mit ihnen und ihrer medialen Diskussion zusammen“, vermutet Pollack.

Eigentlich habe es in Deutschland immer eine breite Mehrheit in der Bevölkerung gegeben, die das Christentum als Fundament der gemeinsamen Kultur angesehen und hochgeschätzt habe. Diese Mehrheit bestehe auch heute noch: 60 Prozent der Deutschen sagten, das Christentum sei die Grundlage der westlichen Kultur. „Daneben aber haben antiklerikale und sogar antireligiöse Haltungen an Bedeutung gewonnen“, sagte Pollack. So habe die große Kirchenmitgliedschaftsuntersuchung von 2022 ergeben, dass heute 47 Prozent der Bevölkerung angäben, alles in allem schade Religion der Menschheit mehr als sie nütze.

Trotz allem: Kirchen sollen offen bleiben

Sollte man die Kirchen außerhalb der Gottesdienste deshalb einfach abschließen? Das ist kein Weg, den die Kirchen gehen wollen. „Offene Kirchen sind nicht nur Räume für den Gottesdienst, sondern auch Orte der Stille, des Gebets und der persönlichen Einkehr“, sagte die EKD-Sprecherin. „Sie sind Anlaufstellen in Krisenmomenten, Orte des kulturellen Gedächtnisses und des gesellschaftlichen Miteinanders.“ Deshalb seien offene Kirchen ein zentrales Zeichen dafür, dass Glaube mitten im Alltag erreichbar sei.

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