Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu will Gaza schneller einnehmen, als bisher geplant. Die Armee arbeitet entsprechend an den Vorbereitungen der Operation.

Die israelische Armee hat nach Angaben ihres Sprechers Effie Defrin mit "vorbereitenden Maßnahmen" zur Einnahme der Stadt Gaza begonnen. Schon jetzt hielten israelische Truppen die Außenbezirke der größten Stadt des Gazastreifens besetzt, sagte er am Abend vor Journalisten. Die Armee habe die "nächste Phase des Kriegs" begonnen.

Zuvor hatte Ministerpräsident Benjamin Netanjahu nach Angaben seines Büros angeordnet, die Stadt Gaza schneller einzunehmen als bislang geplant. Der "Zeitplan für die Eroberung der letzten Terrorhochburgen und die Niederlage der Hamas" solle verkürzt werden, teilte sein Büro mit, ohne Details zu nennen.

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Das israelische Sicherheitskabinett hatte Anfang August einem Plan zur Einnahme Gazas zugestimmt. Bislang ist unklar, wann die Bodenoffensive beginnen sollte. Medien berichteten davon, dass die Gaza-Bewohner bis Anfang Oktober in Flüchtlingslager im Zentrum des abgeriegelten Gazastreifens evakuiert werden sollten.

Rund eine Million Menschen leben in Gaza Stadt

Es wird befürchtet, dass die Offensive die ohnehin katastrophale Lage der Zivilbevölkerung im abgeriegelten Gazastreifen, wo insgesamt rund zwei Millionen Palästinenser leben, noch verschlimmern wird. Die Zivilisten in der Stadt Gaza – nach Schätzungen rund eine Million Menschen - sollen sich dem Plan des israelischen Militärs zufolge in Zeltquartiere weiter im Süden des Küstenstreifens begeben.

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Ministerpräsident Benjamin Netanjahu Der 75-Jährige ist in seiner sechsten Amtszeit als Premierminister in Israel – und war in dieser Zeit an fünf Kriegen im Gazastreifen beteiligt. Benjamin Netanjahu überlebt, politisch gesehen, am besten im Krieg. Kein israelischer Ministerpräsident war so lange im Amt wie er. Dem rechten Politiker der Likud-Partei wird aber auch Bestechung, Betrug und Untreue vorgeworfen. Und der Internationale Strafgerichtshof (IStGH) hat im Zuge des aktuellen Gazakriegs einen internationalen Haftbefehl gegen Netanjahu und weitere Personen erlassen, wegen Kriegsverbrechen und Verbrechen gegen die Menschlichkeit. Er steht als Premierminister dem Sicherheitskabinett vor, das die wichtigsten Entscheidungen im Gazakrieg trifft © Julia Demaree Nikhinson / AP / DPA
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Defrin sagte nun, das Militär werde die Zivilbevölkerung warnen und ihre Evakuierung ermöglichen, um die Gefahr für die Menschen so gering wie möglich zu halten. Dabei sollten sich Zivilisten von den aktiven Kampfgebieten fernhalten. Im Rahmen der Vorbereitungen für die nächste Phase habe der Generalstabschef angewiesen, für Anfang September etwa 60.000 Reservebefehle zu erteilen.

Militärsprecher: Hamas ist geschwächte Guerillaorganisation

Defrin sagte am Abend, die Hamas sei heute nicht mehr dieselbe wie vor dem israelischen Militäreinsatz. "Von einer militärischen Terrororganisation hat sie sich zu einer angeschlagenen und geschwächten Guerillaorganisation entwickelt", so der Armeesprecher. Das israelische Militär werde den Schaden für die Hamas in Gaza, "einer Hochburg des staatlichen und militärischen Terrors der Terrororganisation, noch weiter verschärfen" und die Abhängigkeit der Bevölkerung von der Hamas beenden.

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Auslöser des Gaza-Kriegs war der Überfall der Hamas und anderer islamistischer Gruppen auf Israel am 7. Oktober 2023. Bei dem beispiellosen Massaker töteten die Terroristen rund 1.200 Menschen und verschleppten mehr als 250 weitere als Geiseln in den Gazastreifen. Seitdem wurden nach Angaben der palästinensischen Gesundheitsbehörde mehr als 62.000 Palästinenser getötet. Die Zahl unterscheidet nicht zwischen Zivilisten und Kämpfern. Fast alle Einwohner des Küstenstreifens sind seit Kriegsbeginn vor fast zwei Jahren zu Binnenflüchtlingen geworden.

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DPA tkr
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