„Als wären wir ein Haufen von Idioten“ – Kaliforniens Gouverneur imitiert Trump auf Social Media
When they go low, we go high“, lautet ein bekannter Leitspruch von Michelle Obama für die Kommunikation der Demokratischen Partei in der Trump-Ära. Wenn die andere Seite an die niederen Instinkte appelliert, bleiben wir anständig, wie es sinngemäß übersetzt heißt.
Die Wirksamkeit darf mittlerweile angezweifelt werden, schließlich hat Donald Trump die Präsidentschaftswahl im vergangenen Jahr gewonnen. Vielmehr dürfte gelten: „When they go low, we go to hell.“ Gavin Newsom, kalifornischer Gouverneur und möglicher Präsidentschaftskandidat der Demokraten, hat ebendies erkannt – und bedient sich neuerdings einer alternativen Ansprache.
Statt weiterhin den Gegenentwurf zu Donald Trump zu mimen, übernimmt er dessen Methoden. Er imitiert und parodiert auf X die großspurigen Truth-Social-Posts des US-Präsidenten, schmäht diesen als „Taco Trump“ („Trump Always Chickens Out“), bedient sich dessen Vorliebe, alles in Großbuchstaben zu schreiben, postet Memes und KI-generierte Cartoons politischer Widersacher, die ihm vermeintlich ihre Unterstützung zusagen. Kurz gesagt: Gavin Newsom trollt.
Das mag zunächst einmal kindisch wirken, erzeugt aber auch große Aufmerksamkeit – und Gegenwind. Auf dem US-Sender Fox News gab sich Anchorman Trace Gallagher verwundert: „Ich weiß nicht, was er damit bezwecken will, aber es wirkt kindisch. Und Sie sind der Gouverneur des größten US-Bundesstaates, was tun Sie da?“ Es entbehrt nicht einer gewissen Ironie, eine solche Stilkritik auf dem Trump-nahen Nachrichtensender zu hören.
Wenn Jamal Simmons, politischer Stratege der Demokraten, auf die neue Strategie blickt, klingt das bereits nach einem Befreiungsschlag für die Partei. „Die Demokraten haben es satt, die Partei der netten Kerle zu sein“, sagte der frühere Kommunikationsdirektor von Vizepräsidentin Kamala Harris gegenüber der Washingtoner Zeitung „The Hill“. „Für die Werte der Demokraten einzustehen, bedeutet nicht, dass man nach den alten Regeln spielen muss, und insbesondere Newsom zeigt, dass er so tief sinken wird, wie es nötig ist, um es mit Trump aufzunehmen.“
Doch selbst unter jenen, die der Demokratischen Partei nahestehen, stößt die Strategie mitunter auf Kritik. Chris Cuomo, ehemaliger CNN-Journalist und Bruder des einstigen New Yorker Gouverneurs Andrew Cuomo, widmete sich Newsom in mehreren X-Posts. Zwar gestand er ein, dass sich mit dessen Strategie die Aufmerksamkeit bei den MAGA-Republikanern sowie den „rechten und linken Randgruppen“ generieren lasse, doch wirke es kleinlich, Trump nachzuahmen. „Eindrucksvoller“ würden Posts jedenfalls nicht, wenn sie komplett in Großbuchstaben verfasst würden.
In einem Interview mit dem Nachrichtennetzwerk „MeidasTouch“ wehrte sich der kalifornische Gouverneur gegen die Kritik an seinen unorthodoxen Social-Media-Posts. „Jetzt sind alle so beleidigt“, beanstandete er darin, „aber nicht über den Präsidenten der Vereinigten Staaten, der Menschen mit Spitznamen beschimpft?“ Donald Trump rede „von oben herab“, er spreche zu Menschen, „als wären wir Drittklässler“, „als wären wir alle ein Haufen von Idioten“.
Eine Spur differenzierter äußerte sich Newsom vergangene Woche auf einer Pressekonferenz. Es handele sich um einen „Weckruf“, sagte er dort. „Wenn Sie Probleme mit dem haben, was ich veröffentliche, sollten Sie sich auf jeden Fall Sorgen darüber machen, was er als Präsident veröffentlicht“, erklärte er dabei.
Mit der jüngsten Aufmerksamkeit sei er zufrieden, aber ihm gehe es um die „tiefere Frage“, die dahinter liege. „Wie konnten wir zulassen, dass seine Tweets und Truth-Social-Posts im Laufe der letzten Jahre normalisiert wurden, ohne dass ihnen eine ähnliche Prüfung und Aufmerksamkeit zuteilwurde?“
Newsom wähnt seine Partei bereits auf dem Siegeszug. „Trump weiß, dass er 2026 verlieren wird“, schrieb er mit Blick auf die Wahlen zum Repräsentantenhaus im kommenden Jahr auf X. Die republikanischen Bemühungen, den Kongress „zu manipulieren“, indem sie die Wahlkreise in Texas neu ziehen, werde nach hinten losgehen, gibt er sich überzeugt. Dabei plant auch sein eigener Bundesstaat Kalifornien eine Abstimmung über die Neugliederung der Bezirke. Oder in Newsoms Worten: „Lassen Sie uns den Druck aufrechterhalten.“
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