Israel-Streit innerhalb der Union, EU-Gipfel vor US-Russland-Gipfel, neue Entdeckung in der Bratwurst-Historie und wie Scarlett Johansson Wölfe vertreibt. Das ist heute wichtig.

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Bundeskanzler Friedrich Merz hat am Freitag mit seinem Teilstopp für Rüstungsexporte nach Israel für Aufsehen gesorgt – auch international. Damit reagierte er auf die Entscheidung des israelischen Sicherheitskabinetts, einen Plan von Regierungschef Benjamin Netanjahu für den Gazastreifen zu billigen. Doch der Schritt löste Unmut aus, nicht nur zwischen Berlin und Jerusalem, sondern auch innerhalb der schwarz-roten Koalition.

Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu warf Deutschland in einer ersten Reaktion vor, mit dem Exportstopp die islamistische Hamas zu belohnen. Am Wochenende klang er versöhnlicher: Merz sei "ein guter Freund Israels", sagte Netanjahu auf einer Pressekonferenz in Jerusalem. "Aber ich denke, hier gab er dem Druck falscher Fernsehberichte, dem internen Druck verschiedener Gruppen nach", fügte er hinzu.

Israel-Politik Merz, der einsame Kanzler: "Ich verantworte das allein"

"Gesprächsbedarf" innerhalb der Union wegen Merz' Waffenembargo

Der CDU-Politiker widersprach dem. "Ich lasse mich von öffentlichem Druck nicht so sehr beeindrucken wie von meinem eigenen Bild, auch von den Beratungen im Kabinett, von den Beratungen auch mit unseren Fachleuten", sagte der Kanzler in einem Interview der ARD-"Tagesthemen".

Gleichzeitig unterstrich Merz: "Wir stehen ohne Zweifel an der Seite dieses Landes. Die Grundsätze der deutschen Israelpolitik sind unverändert. Daran hat sich nichts verändert und daran wird sich nichts ändern." 

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Dass der Kanzler das klarstellen muss, liegt an der Kritik aus der bayerischen Schwesterpartei CSU. Sie bemängelte, nicht in die Entscheidung einbezogen worden zu sein, und forderte Gespräche.

"Das wäre eine Abkehr von Jahrzehnten außenpolitischer Kontinuität gegenüber Israel und als solche zumindest erklärungsbedürftig. Wir werden dazu interne Gespräche in der Koalition führen", sagte der CSU-Landesgruppenchef im Bundestag, Alexander Hoffmann. Bereits am Sonntag tagte die Arbeitsgruppe Außenpolitik der Unionsfraktion in einer Sondersitzung.  

Auch in diesem Punkt verteidigte sich Merz am Sonntag. Er habe diese "nicht alleine getroffen, aber es ist am Ende des Tages eine Entscheidung, die ich alleine verantworten muss und ich verantworte sie auch alleine". Er könne sie aber "auch nicht zur demokratischen Abstimmung stellen", sagte er mit Blick auf den Unmut in der Union.

CSU-Politiker wie Stephan Pilsinger warnten zudem vor Nachteilen für deutsche Sicherheitsbehörden. "Was passiert, wenn die israelische Regierung den Spieß umdreht und wir auch keine Unterstützung mehr aus Israel bekommen – sei es bei der Luftabwehr oder bei Mossad-Informationen zur Terrorabwehr?", fragte er in der "Augsburger Allgemeinen Zeitung". "Aktuell profitieren wir sicherheitspolitisch gefühlt mehr von Israel als Israel von uns."

Merz erhielt jedoch auch Unterstützung. Der CDU-Außenpolitiker Norbert Röttgen etwa sagte, die Bundesregierung gehe davon aus, "dass eine Ausweitung des Krieges eine weitere Verschlechterung der humanitären Situation nach sich ziehen würde". "Die Bundesregierung darf – rechtlich und politisch – hierzu durch Waffenlieferungen für den Krieg in Gaza keine Unterstützung leisten."

Krieg in Nahost Merz und Gaza: Ja, was soll ich bloß tun?

Auch Sachsens Ministerpräsident Michael Kretschmer stellte sich an die Seite von Merz. Der Kanzler habe immer klargemacht, dass Deutschland fest an der Seite Israels stehe, sagte der CDU-Politiker. Gleichzeitig habe er auf Verhältnismäßigkeit hingewiesen. "Solidarität und Verhältnismäßigkeit schließen sich nicht aus – beides gehört zusammen."  

Unterstützung kam auch vom Koalitionspartner SPD. Parteichefin Bärbel Bas verteidigte Merz im ARD-"Sommerinterview": "Friedrich Merz zu unterstellen, er würde Israel verraten, das ist schon starker Tobak", sagte die Bundesarbeitsministerin. Deutschland müsse Israel weiter unterstützen, dürfe aber auch die Menschen im Gazastreifen nicht vergessen. Auch das sei eine "Verantwortung", die die Bundesregierung trage, fügte Bas hinzu. 

Soll die Ukraine Gebiete abtreten? Die EU stellt Forderungen

US-Präsident Trump will mit Kremlchef Putin am Freitag in Alaska über ein Ende des Kriegs in der Ukraine sprechen. Ausgerechnet Alaska! War es doch einst russisches Gebiet, das die USA kauften. Hoffentlich verlangt Putin den US-Bundesstaat nicht zurück. Doch bevor die Präsidenten sich treffen, planen die EU-Außenminister am Montag die nächsten Schritte. Im Fokus steht die Frage möglicher Gebietsabtretungen. Nato-Generalsekretär Mark Rutte stellte bereits klar, dass künftige Verhandlungen über die von Russland kontrollierten Gebiete kaum zu umgehen seien. Trump brachte einen möglichen Gebietstausch zwischen der Ukraine und Russland ins Spiel.

Putin und Trump in Alaska Ukrainegipfel am Freitag: Wer will was von wem?

Die EU-Außenbeauftragte Kaja Kallas betonte, jede Einigung zwischen den USA und Russland müsse die Ukraine und die EU einbeziehen: "Es geht um die Sicherheit der Ukraine und ganz Europas." Russlands Aggression dürfe nicht belohnt werden – die vorübergehend russisch besetzten Gebiete gehörten zur Ukraine. Ob Trump auf die von ihm wenig geschätzte EU hören und sie einbinden wird? Fraglich.

Jetzt geht's um die Wurst! 

Das Lokal "Wurstkuchl" in Regensburg rühmt sich bisher als "Älteste Bratwurststube der Welt". Doch die Geschichte könnte neu geschrieben werden: Erfurter Forscher behaupten, den bislang ältesten Beleg für einen Bratwurststand entdeckt zu haben. Eine Urkunde von 1269 erwähne eine Hütte und einen Bräter an der berühmten Krämerbrücke, so zwei Forscher. Die Urkunde sei zufällig bei Recherchen zur Geschichte der Brücke aufgetaucht. In Regensburg datiert die erste urkundliche Erwähnung eines Kochs des "Wurstkuchl" auf 1378 – über hundert Jahre später als in Erfurt. Damit könnte der historische Titel nach Thüringen wandern, wo die Bratwurst ebenfalls Kultstatus genießt. Mehr dazu lesen Sie hier:

Alte Dokumente gefunden Muss Bratwurst-Historie neu geschrieben werden? Erfurt fordert Regensburg heraus

Und sonst? Weitere Schlagzeilen

  • Israels Armee bestätigt Tötung von Al-Jazeera-Korrespondenten
  • Ein Toter und Verletzte bei Erdbeben der Stärke 6,1 in der Westtürkei
  • Teil von Fahrgeschäft-Gondel fällt auf Besucher und verletzt ihn

Das passiert am Montag, dem 11. August

  • In den ersten Bundesländern beginnt wieder die Schule – ausgerechnet bei Sommerhitze
  • Perseiden-Nächte: Sternschnuppen-Schauer erreicht Höhepunkt
  • Berlin und Bayern statt Ballermann und Balaton: Die Zahlen zum Inlandstourismus im Juni stehen an

Mal was Positives

Wenn Wölfe in Deutschland Schafe reißen oder Wohngebiete betreten, sorgt das für Schlagzeilen – und oft auch für Angst. Schnell fordern manche, die Tiere abzuschießen, um die Situation zu entschärfen. In den USA hat man jedoch eine andere Lösung gefunden, um Wölfe fernzuhalten: Seit der Wiederansiedlung des Wolfes im Yellowstone-Nationalpark 1995 kämpfen Farmer in Wyoming mit Angriffen. Da der Wolf unter Schutz steht, mussten sie kreativ werden. Ihre Idee: Drohnen mit Lautsprechern, die Musik der Rockband AC/DC und die Stimme von Scarlett Johansson abspielen, wie das Portal "Euronews" berichtet. 

Warum Johansson? Laut dem US-Landwirtschaftsministerium wirken Streitgeräusche auf Wölfe verstörend, wie das "Wall Street Journal" berichtet. Deshalb nutzen die Farmer den Kampf zwischen Johansson und Adam Driver aus dem Film "Marriage Story" als akustischen Wolfsschreck. Mit Erfolg: Seit dem Einsatz der Drohnen ist die Zahl der Wolfsangriffe in Oregon gesunken, schreibt "Euronews". In Südoregon etwa habe sich die Zahl der von Wölfen getöteten Kühe von elf innerhalb von 20 Tagen auf zwei in den folgenden 85 Tagen verringert – und das ganz ohne Gewehrkugeln. Haben Sie, liebe Leserinnen und Leser, noch eine Filmszene im Kopf, die Wölfe vertreiben könnte? 

Unsere stern+-Empfehlung des Tages

Unsere Autorin lernt die Kunst der Selbstverteidigung – um sich gegen Männer behaupten zu können. Denn die können, vor allem auf dem nächtlichen Heimweg, gefährlich werden: 

Weibliche Notwehr Wie ich lernte, gefährliche Männer zu verprügeln

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Ich wünsche Ihnen einen guten Start in die neue Woche! Herzlich, Ihr

Rune Weichert

mit Material der Agenturen AFP, DPA und Reuters
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