• Apotheker: Unzuverlässiger als die Deutsche Bahn
  • Gematik arbeitet am Problem
  • 100 Dienstleister schrauben am E-Rezept
  • Patientenschützer fordern Vorwarnsystem

Die Apothekerverbände in Deutschland beklagen, dass das E-Rezept-System öfter ausfällt oder instabil läuft. Der Vorsitzende des Apothekerverbands Sachsen-Anhalt, Mathias Arnold, glaubt, dass die Folgen, die die technischen Probleme auslösen, enorm sein können. "Diese Ausfälle bedeuten für die Apotheke einen erheblichen Mehraufwand, auch für den Patienten", sagte Arnold MDR AKTUELL. Zudem führe die Frage, warum ein solches technisches System nach langer Vorbereitungszeit nicht stabil laufe, auch "zu Misstrauen zu digitalen Lösungen".

Apotheker: Unzuverlässiger als die Deutsche Bahn

Der Chef der Bundesvereinigung der Apothekerverbände, Thomas Preis, sagte dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND), das elektronische Rezept laufe der Deutschen Bahn in Sachen Unzuverlässigkeit den Rang ab. Ein nicht abrufbares E-Rezept könne "erhebliche Konsequenzen für die Gesundheit von Menschen haben". Allein in den vergangenen beiden Wochen sei es an fünf Tagen zu Komplettausfällen oder erheblichen Beeinträchtigungen im E-Rezept-System oder der dahinter liegenden Telematik-Infrastruktur gekommen, sagte Preis. Jedes Mal seien Zehntausende Patienten betroffen. Zur Digitalisierung des Gesundheitswesens gebe es keine Alternative, aber diese Unzuverlässigkeit sei nicht hinnehmbar.

Gematik arbeitet am Problem

Das Bundesgesundheitsministerium teilte MDR AKTUELL schriftlich mit, dass die zuständige Gesellschaft für Telematikanwendungen der Gesundheitskarte, kurz Gematik, an dem Problem arbeite. Betriebsstabilität, so schreibt das Ministerium, sei für die "Akzeptanz und den Erfolg der Anwendungen" von entscheidender Bedeutung: "Daher steht die Gematik in einem engen Austausch mit allen Anbietern. [...] Die Gematik setzt darüber hinaus weitere technische wie organisatorische Maßnahmen um, um die Betriebsstabilität zu erhöhen."

Die Gematik vereint alle beteiligten Bundesverbände und Ministerien und ist maßgeblich für die Einführung und Umsetzung des E-Rezeptes verantwortlich. Die Spitzenorganistaion erklärte der Deutschen-Presse-Agentur, die Gesamtinfrastuktur beim E-Rezept sei nur selten eingeschränkt. In letzter Zeit seien aber Komponenten und Dienste für die Nutzung des E-Rezepts beeinträchtigt gewesen. Man arbeite kontinuierlich daran, die Verlässlichkeit und Stabilität des Systems – insbesondere des E-Rezepts – weiter zu verbessern.

100 Dienstleister schrauben am E-Rezept

Die Expertin Marie-Clair Koch hofft, dass die Gematik endlich mehr Verantwortung übernimmt. Koch beobachtet die Entwicklung digitaler Medizintechnik für das Technikmagazin Heise. Wie sie MDR AKTUELL sagte, stecken hinter dem E-Rezept-System mehr als 100 Dienstleister. Das seien viele Stellschrauben, die schief sitzen könnten. Zum Beispiel, wenn ein Update eines Systemabschnittes geladen oder Glasfaser integriert werde, wie Anfang Juni im Fall eines beteiligten Unternehmens.

Nach der Einschätzung von Koch liegt die beste Lösung nicht in der sogenannten Telematik, einer Verbindung von Technik und Informatik, wie sie hier in Deutschland verwendet wird. Wenn diese Telematik-Infrastruktur in der Apotheke nämlich nicht verfügbar ist, könne man kein E-Rezept einlösen und bekomme sein Medikament nicht. Der Heise-Expertin zufolge macht es die Schweiz besser. Dort bekommen Versicherte einen QR Code, den sie runterladen können.

Patientenschützer fordern Vorwarnsystem

Die Deutsche Stiftung Patientenschutz forderte ein Vorwarnsystem für Störungen. "Die Zeiten der Blackbox E-Rezept sind unverzüglich zu beenden", sagte Vorstand Eugen Brysch. Mit einem "tagesaktuellen E-Rezept-Radar" könnten Ärzte direkt darüber informiert werden, ob das System funktioniert oder ein Papierrezept ausgegeben werden muss. Von Gesundheitsministerin Nina Warken (CDU) verlangte Brysch, sie müsse die Gematik anweisen, einen monatlichen Störungsbericht vorzulegen.

Das E-Rezept ist seit Januar 2024 für verschreibungspflichtige Medikamente verpflichtend. Allein im vergangenen Jahr wurden 512 Millionen elektronische Rezepte eingelöst.

MDR/dpa/KNA (dni)

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