Reißt Trumps Geduldsfaden mit Netanjahu? Die Lage am Morgen
Guten Morgen, liebe Leserinnen und Leser!
Ich hoffe, Sie hatten ein angenehmes Wochenende.
Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu zeigt weiterhin Härte im Gazastreifen und in Syrien – und erntet dafür wachsende internationale Kritik.
Das UN-Nothilfebüro etwa verurteilte Israels Fluchtaufruf für Bewohner und Binnenflüchtlinge in der Stadt Deir al-Balah im Zentrum des umkämpften Gazastreifens scharf. Der "Massenvertreibungsbefehl" der israelischen Streitkräfte stelle einen weiteren "verheerenden Schlag" für die humanitären Bemühungen in dem vom Krieg verwüsteten Gebiet dar. Palästinensische Quellen berichten zudem von Toten, die auf humanitäre Hilfe warteten und von israelischen Soldaten erschossen wurden. Die israelische Armee spricht von Warnschüssen gegen eine "unmittelbare Bedrohung" und zweifelt die gemeldeten Opferzahlen an.
Verscherzt Netanjahu es sich mit Trump?
Und nun entfacht Netanjahu mit seinem Eingreifen in den Konflikt in Syrien offenbar neuen Zorn – und das ausgerechnet im Weißen Haus, dem wohl engsten Verbündeten, den Israel im Moment hat.
Laut dem US-Portal "Axios" wächst in Washington die Sorge über Netanjahus Vorgehen. "Bibi hat sich wie ein Verrückter verhalten. Er bombardiert ständig alles", sagte ein Mitarbeiter des Weißen Hauses zu "Axios". Bibi ist der Spitzname des israelischen Regierungschefs. "Das könnte Trumps Bemühungen untergraben." Ein weiterer US-Beamter äußerte, dass innerhalb der Trump-Regierung die Skepsis gegenüber Netanjahu wachse. Man habe das Gefühl, er sei zu schießwütig und störend. "Netanjahu ist manchmal wie ein Kind, das sich einfach nicht benehmen will."

Trump und Netanjahu Wer hat hier eigentlich das Sagen?
In Syrien kam es zuletzt zu Kämpfen zwischen drusischen Milizen, sunnitischen Beduinen und Regierungstruppen. Israel griff ein, bombardierte Konvois der syrischen Armee auf dem Weg nach Suwaida sowie Regierungsgebäude in Damaskus. Nach US-Angaben einigten sich die Konfliktparteien am Freitag auf eine Waffenruhe.
Doch trotz des von den USA vermittelten Waffenstillstands äußerten sich mehrere US-Beamte bei "Axios" besorgt über Netanjahus Regionalpolitik. Auch Trump scheint zunehmend unzufrieden mit seinem Verbündeten in Jerusalem. "Der Präsident mag es nicht, wenn er den Fernseher einschaltet und sieht, wie Bomben auf ein Land fallen, in dem er sich um Frieden bemüht und eine monumentale Ankündigung zum Wiederaufbau gemacht hat", sagte ein US-Beamter. Ein anderer meinte, die Israelis hätten nicht erkannt, wie sehr sie ihre Position im Weißen Haus geschwächt hätten.
Trump hat sich bisher mit öffentlicher Kritik an Netanjahu zurückgehalten. Ob er die Frustration seiner Berater teilt, bleibt unklar.
Es wäre jedoch nicht das erste Mal, dass Netanjahu Trumps Wut auf sich zieht. Erst letzten Monat zeigte sich der Republikaner verärgert, als Israel nach dem Abschuss einer einzigen Rakete durch den Iran trotz eines gerade vereinbarten Waffenstillstands massive Luftangriffe plante, wie die "Times of Israel" berichtete.
Fragt sich nur, wann Netanjahu eine rote Linie überschreitet und Trumps ohnehin schon dünner und gespannter Geduldsfaden endgültig reißt?
Eine neue Problembärin für Deutschland
Erinnern Sie sich noch an Bruno, den berüchtigten Problembären, liebe Leserinnen und Leser? Ich nur noch dunkel und auch mehr an den ganzen Medienzirkus. Fast 20 Jahre ist es her, dass Bruno, offiziell JJ1 genannt, im Mai 2006 von Norditalien ins deutsch-österreichische Grenzgebiet zog. Anfangs bestaunte man seinen Besuch, doch als er Haus- und Nutztiere schlug, kippte die Stimmung schnell. Die Versuche, den braunen Streuner einzufangen, scheiterten, und so wurde in Bayern bald beschlossen, ihn zum Abschuss freizugeben. Am 26. Juni 2006 erlegen Jäger Bruno schließlich. Seitdem fristet er ein Dasein als ausgestopftes Museumsexponat.
Nun kommt eine neue "Problembärin" nach Deutschland – ausgerechnet Brunos Schwester. Allerdings wird sie mit Absicht hierhergebracht. Die Bärin JJ4, auch Gaia genannt, hatte 2023 in Italien einen Jogger getötet. Jetzt bringt man sie in den "Alternativen Wolf- und Bärenpark" bei Bad Rippoldsau-Schapbach im Schwarzwald, wo eigens ein Gehege, eine Art Hochsicherheitstrakt, für sie gebaut wurde.

Tier-Schicksal 43 Jahre lebten Maxy Niedermeyer und die Bärin Natascha miteinander. Von Fesseln und einer vergangenen Zeit
Auch Gaia sollte ursprünglich getötet werden, doch man fing sie lebend ein. Im Schwarzwald-Park hat sie Familie: Ihre Mutter, die Braunbärin Jurka, lebt bereits dort. Doch rührende Szenen der Wiedervereinigung wird es wohl nicht geben. Laut SWR könnten sich die beiden zwar riechen, doch eher werden sie einander als Nahrungskonkurrentinnen sehen. Und einen neuen Namen soll Gaia auch bekommen. Denn den hat im Bärenpark schon ein Wolf. Nicht die beste Art, in ein neues zu Hause zu kommen.
Die Russland-Connection der SPD
Matthias Platzeck, ehemaliger SPD-Chef, ist seit 2022 ganze neun Mal nach Moskau geflogen – also auch nach dem Angriff Russlands auf die Ukraine. Was er da wollte? Will er Medien nicht verraten. Privatsache. Unverdächtig sind die Reisen allerdings nicht. Immerhin war Platzek bis zur russischen Invasion Vorsitzender des deutsch-russischen Forums. Will Platzeck den zivilgesellschaftlichen Dialog am Leben halten, womöglich gar Friedensgespräche vorbereiten oder lässt sich da ein Genosse einmal mehr für russische Gasgeschäfte einspannen? Darüber diskutieren die stern-Politikchefs Veit Medick und Jan Rosenkranz im "5-Minuten-Talk":
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Mal was Positives
Ein emotionaler Moment in Pakistan: Ein Jahr nach einem brutalen Angriff hat ein gerettetes Kamel in Karachi seine ersten Schritte auf allen vieren dank einer Beinprothese gemacht. "Ich fing an zu weinen, als ich sie mit der Beinprothese laufen sah", sagte die Leiterin des Tierheims in Karachi, Sheema Khan, mit Blick auf das dort lebende Tier namens Cammie der Nachrichtenagentur AFP. "Ein Traum wurde wahr."
Nach Angaben des betreuenden Tierarztes Babar Hussain vom Benji-Projekt des Comprehensive Disaster Response Services (CDRS) ist es das erste Mal, dass ein großes Tier in Pakistan eine Beinprothese erhalten hat.
Cammie hatte im Juni 2024 eine schwere Misshandlung in der südlichen Provinz Sindh überlebt. Auf der Suche nach Futter betrat das Kamel damals ein Feld – was dessen Besitzer offenbar so aufbrachte, dass er das Tier brutal attackierte und ihm das rechte Vorderbein abhackte.

Das Tierheim-Team beschaffte für Cammie eine Beinprothese von einer US-Firma, damit das verletzte Kamel wieder auf allen vier Beinen laufen konnte. "Wir zwingen sie nicht zum Gehen", sagte Tierarzt Hussain. "Nachdem wir die Beinprothese angebracht haben, warten wir etwa 15 bis 20 Minuten. Dann steht sie von selbst auf und geht langsam".
Nach Einschätzung des Tierarztes wird es wohl weitere 15 bis 20 Tage dauern, bis sich Cammie vollständig an das neue Bein gewöhnt hat. Doch hinaus in die freie Wildbahn lassen die Tierpfleger das Kamel trotz der Prothese nicht: Cammie wird wohl für immer im Tierheim bleiben.
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Ich wünsche Ihnen einen guten Start in die neue Woche! Herzlich, Ihr
Rune Weichert
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